Montag, 2. September 2013

Nicht dislozierte Radiusfrakturen bleiben stabil

Patienten mit distalen Radiusfrakturen werden oft in kurzen Abständen geröntgt, um Verschiebungen der Bruchenden unterm Gips früh zu erkennen. Das gilt auch bei primär nicht dislozierten Brüchen. US-Forscher halten dies für unnötig.

Gesetzt den Fall, dass eine distale Fraktur der Speiche nicht verschoben ist, genügt es laut einer Gruppe von Orthopäden und Radiologen vom Brigham and Women’s Hospital in Boston, wenn die Patienten in der ersten Woche nach der Verletzung und dann erst wieder bei der Gipsabnahme vier bis sechs Wochen nach der Fraktur zur Kontrolluntersuchung erscheinen. 

Die Mediziner hatten den Verlauf bei 82 erwachsenen Patienten mit solchen Brüchen verfolgt und festgestellt, dass es in keinem einzigen Fall nachträglich zu einer Dislokation der Frakturenden oder zu einer operativen Intervention gekommen war. Das Risiko für primär nicht dislozierte distale Radiusfrakturen, sich später noch zu verschieben – mit der Gefahr, in Fehlstellung auszuheilen –, bezifferten sie auf unter 4%.

Abweichungen innerhalb der Messgenauigkeit
Bleibt allerdings die Frage, wann eine distale Radiusfraktur als tatsächlich nicht disloziert zu betrachten ist. Weil Vergleichsaufnahmen des anderen Handgelenks nicht vorhanden waren, legten die Wissenschaftler die Frakturbilder jeweils vier Radiologen vor. Nur wenn sich alle vier einig darin waren, dass sämtliche Knochenabschnitte korrekt an Ort und Stelle lagen, galt der Bruch als nicht verschoben.
Zum Zeitpunkt der Verletzung und nach der Heilung wurden die radiale Inklination, die radiale Höhe und die palmare Neigung gemessen. Die Differenzen befanden sich allesamt im Rahmen der Messgenauigkeit. Artikuläre oder kortikale Stufenbildungen waren nicht festzustellen. Daher durften die Bostoner Ärzte davon ausgehen, dass die Frakturen im Verlauf des Heilungsprozesses wirklich stabil geblieben waren.

Sparprogramm ist nichts für Kinder
Im Gegensatz zu dem Bostoner Vorschlag von zwei Kontrollterminen waren die in der Studie untersuchten Patienten im Durchschnitt viermal vorstellig geworden. Im Mittel waren dabei zehn Röntgenaufnahmen angefertigt worden. Spitzenreiter war ein Patient mit 18 Bildern bei zehn Besuchen. Es bestehe also die Möglichkeit, so die Wissenschaftler, die Zahl sowohl der Arztbesuche als auch der Röntgenaufnahmen um die Hälfte zu senken. Sie betonen aber, dieses Vorgehen gelte nur für Erwachsene mit ausgereiftem Skelett, nicht für Kinder mit offenen Epiphysen.