Mittwoch, 2. April 2014

Gefährlich: Antibiotika verlängern die Gerinnungszeit unter Marcumar

Welche Auswirkungen die zusätzliche Gabe verschiedener Antibiotika auf das Blutungsrisiko antikoagulationspflichtiger Patienten hat, wurde bei 22.272 Patienten untersucht, die stabil auf den Gerinnungshemmer Warfarin eingestellt waren. Dieser gehört, wie das in Deutschland gebräuchliche Marcumar®, zu den Vitamin-K-Antagonisten.

Zur Behandlung einer akuten Infektion erhielten alle Patienten zusätzlich zu Warfarin ein Antibiotikum. Hier differenzierten die Forscher zwischen Substanzen, die bekanntermaßen das Blutungsrisiko erhöhen, und solchen, bei denen das nur in geringem Maße der Fall ist. Zu den Hochrisiko-Medikamenten gehören demnach Trimethoprim/Sulfamethoxazol (TMP/SMX), Ciprofloxacin, Levofloxacin, Metronidazol, Fluconazol, Azithromycin und Clarithromycin. Als Substanzen mit niedrigem Blutungsrisiko gelten Clindamycin und Cephalexin.

Cave: Azithromycin plus Warfarin
Wie die Autoren der Studie berichten, traten unter den Hochrisiko-Substanzen – eine solche hatten 14.078 Patienten erhalten – 93 Blutungen auf, dagegen nur 36 unter den Niedrig-Risiko-Antibiotika. Das Risiko einer Blutung, die unmittelbar eine Klinikeinweisung zur Folge hatte, war bei den Warfarin-Patienten mit blutungsträchtigem Antibiotikum um fast 50% gestiegen. Besonders Azithromycin ließ im Vergleich zu den Niedrig-Risiko-Präparaten das Blutungsrisiko hochschnellen (+ 93%).

Wer verlängert wieveil?
In einer nachfolgenden Analyse nahmen die Autoren schwere Blutungen als sekundäre Diagnose hinzu. Unter diesen Umständen erhöhten nahezu alle Kombinationen das Risiko. Unter TMP/SMX stieg es um das Doppelte, mit Ciprofloxacin um den Faktor 1,87, mit Levofloxacin um den Faktor 1,77. Unter Azithromycin lag die Hazard Ratio (HR) bei 1,64, unter Clarithromycin gar bei 2,40.
INR-Bestimmung innerhalb von 14 Tagen!

Dagegen sank die Blutungsgefahr deutlich (HR 0,61), wenn frühzeitig, das heißt innerhalb von 14 Tagen die INR (International Normalized Ratio) bestimmt worden war. Dieses Vorgehen wird von den Autoren denn auch mit Nachdruck gefordert. Von den Patienten unter einem blutungsträchtigen Antibiotikum hatten 7,8% INR-Werte zwischen 4 und 6. Ab einem INR-Wert von 3,5 geht man von einem deutlichen Anstieg des Blutungsrisikos aus. Besonders gefährdet waren in der US-Studie Warfarinpatienten unter Fluconazol: 9,7% dieser Patienten zeigten INR-Werte von über 6.



Lane MA et al. Serious Bleeding Events due to Warfarin and Antibiotic Co-prescription In a Cohort of Veterans. The American Journal of Medicine 2014