Samstag, 23. Mai 2015

Wann wird der Pneu operiert?

Nach einem ersten Spontanpneumothorax kommt es in bis zu 40% der primär konservativ mit Drainage behandelten Patienten zu einem Rezidiv. Das heißt aber auch, dass jemand, der nicht operiert wird, eine 60%ige Wahrscheinlichkeit hat, nie wieder einen Pneu zu bekommen.

Die beste Op.-Indikation ist das erste Rezidiv. Sieht man in der HR-CT-Untersuchung bullöse Veränderungen, liegt die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs bei 68%. Weitere Risikofaktoren sind anhaltendes Rauchen – wobei man davon ausgehen muss, dass fast alle Patienten nach dem Erstereignis weiter rauchen – und ein höheres Lebensalter.

Bei der Op.-Entscheidung zu berücksichtigen sind außerdem Begleiterkrankungen sowie berufliche Risikofaktoren. Zwar erhöhe Fliegen die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs grundsätzlich nicht. Aus Sicherheitsgründen tendiere man aber z. B. bei Piloten oder bei Patienten, die einen längeren Auslandsaufenthalt planen, eher zur Operation.

Die beste Op.-Indikation ergibt sich bei einem erstem Rezidiv oder wenn eine Fistel persistiert. In letzterem Fall sollte man fünf Tage abwarten.. Auch wenn es unter initialer Drainage zu keiner vollständigen Entfaltung gekommen ist, spricht dies für eine Operation.
Gesichert ist wenig. So gilt ein bilateraler Pneu bereits beim Erstereignis als Operationsindikation, ebenso wie der Hämato- oder Spannungspneu. Bei ängstlichen Patienten raten die Experten, die Indikation großzügiger zu stellen.
Unter den Op.-Verfahren wird heute die thorakoskopische apikale parietale Pleurektomie empfohlen, evtl. kombiniert mit einer mechanischen Pleurodese. Bullöse Veränderungen sind nach Busemann mit zu resezieren.

Umstritten ist die Wertigkeit der Lungenspitzenresektion. Diese könne zwar die Rezidivrate senken, aber, damit handelt man sich möglicherweise auch Komplikationen wie Blutungen oder Fistelungen ein. In Deutschland läuft gegenwärtig die randomisierte multizentrische WOPP-Studie, in der die Pleurektomie mit der Lungenspitzenresektion verglichen wird. Bis Ergebnisse vorliegen, wird Letztere  nicht routinemäßig eingesetzt, nur falls sich Auffälligkeiten zeigen.



Literatur:
132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, 28. April bis 1. Mai 2015, München

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