Dienstag, 24. November 2015

Kaffee gegen Impotenz

Kaffeetrinker leiden seltener an einer erektilen Dysfunktion. Das gilt vor allem bei einem Konsum von zwei bis drei Tassen pro Tag.

Biologisch plausibel wäre eine protektive Wirkung von Kaffee: Durch Koffein kann eine Entspannung der glatten Schwellkörpermuskulatur und dadurch eine Zunahme des Blutflusses im Penis induziert werden. Beobachtungsstudien zum Einfluss koffeinhaltiger Getränke auf Erektionsstörungen sind jedoch zu widersprüchlichen Ergebnissen gekommen. Eine aktuelle Analyse der NHANES-Kohorte stützt den inversen Zusammenhang.

Ausgewertet wurden die Daten von 3724 Männern im mittleren Alter von 49 Jahren, die unter anderem zu ihrer Ernährung in den letzten 24 Stunden und zu Problemen mit dem Aufrechterhalten einer Erektion beim Geschlechtsverkehr befragt worden waren. Ein klarer Trend für die Beziehung zwischen Koffeinmenge und erektiler Dysfunktion war nicht zu erkennen. Männer in der dritten (85–170 mg/d) und vierten Quintile (171–303 mg/d) der Koffeinzufuhr berichteten jedoch signifikant seltener über Potenzprobleme als Männer in der untersten Quintile (0–7 mg/d) (Odds Ratio, OR 0,58; 95%-Konfidenzintervall 0,37–0,89 bzw. OR 0,61; 95%-KI 0,38–0,97). Faktoren mit bekanntem Einfluss auf die Erektionsfähigkeit wie Alter, Bewegung, Rauchen oder Übergewicht waren dabei berücksichtigt worden.

Kaffeevorteil besonders bei Dicken und Hochdruckpatienten
Die Assoziation war allerdings abhängig von Komorbiditäten: Bei Männern mit normalem Gewicht, mit normalem Blutdruck und/oder mit Diabetes bestand kein signifikanter Zusammenhang zwischen Koffeinzufuhr und Erektionsfähigkeit. Männer mit Übergewicht oder Adipositas oder mit Bluthochdruck ebenso wie Männer ohne Diabetes hatten dagegen in jeder der vier oberen Koffeinquintilen eine geringere ED-Wahrscheinlichkeit als in der untersten.

Die Ergebnisse zeigen eine niedrigere ED-Prävalenz bei Männern mit Koffeinaufnahme, insbesondere bei einer Menge entsprechend zwei bis drei Tassen Kaffees am Tag. Diese Menge an Koffein sei auch mit positiven Effekten auf die kardiovaskuläre Gesundheit verbunden. 
Lopez und  Kollegen räumen allerdings auch ein, dass ihre Studien Limitationen hat, weil z. B. nicht alle Risikofaktoren für eine ED erfasst wurden. Das Studiendesign lässt zudem keine Schlüsse über die Kausalität des gefundenen Zusammenhangs zu. Das Studienergebnis berechtige aber dazu, nun eine prospektive Studie zu initiieren.

  

Lopez DS et al. Role of Caffeine Intake on Erectile Dysfunction in US Men: Results from NHANES 2001-2004. PLoS ONE 10(4): e0123547

Sonntag, 15. November 2015

Fall 49: Wadenschmerzen - Nicht immer Thrombose: Die infizierte Bakercyste

Es fallen folgende Befunde ins Auge: Die liquide Raumforderung in der Wade, arthrotische Veränderungen auf dem Röntgenbild und die erhöhten Etnzündungszeichen. Mit dem gegebenen Lokalbefund läßt dies an eine infizierte Bakercste denken.

Und tatsächlich! Es erfolgte die abklärende Arthroskopie des Kniegelenkes. Hier entleerte sich bereits putrider Erguss. Nach Lavage konnte aus der Wade weiterer Eiter in das Gelenk drainiert werden. Damit bestätigt sich der anfängliche Verdacht. 

An der tiefsten, vorher markierten Stelle der Bakercyste, wurde eine Huatinzision angelegt und die Cyste drainiert. Mit einem scharfenLöffel wurde die Cyste debridiert und die Weichteile sorgfältig gespült. 

Die arthorskopische Lavage wurde noch einmal wiederholt. Dabei fanden sich jedoch kein weiteres eitriges Material. Eine anfängliche Antibiose wurde nach Erhalt des Antibiogramms fortgesetzt. Darunter normalisierten sich die Entzündungszeichen. Die Drainage wurde am 3 Tag entfernt.


Diagnose: Infizierte Bakercyste

Donnerstag, 12. November 2015

Wie starb Helmut Schmidt?

Am 10.11.2015 stirbt Altkanzler Helmut Schmidt. In der Presse sind Informationen über seine Grunderkrankung kaum zu finden. Doch folgendes kann sich ereignet haben:

Am 3.9.2015 wird der Patient in St Georg Krankenahus eingeliefert. Der starke Raucher leidet unter akuten Schmerzen und einer nässenden Verfärbung seines Fußes. Er hat Fieber und ist in einem eingeschränkten Allgemeinzustand.

Die Ärzte vermuten einen akuten thrombotischen Gefäßverschluss im Unterschenkel. Dopplersonografisch und palpatorisch fehlen die Fusspulse. Die Angiografie zeigt einen Verschluss oberhalb der Trifurkation mit nur wenigen Kollateralen. 

In einem Versuch, die Enge auzuweiten, versucht man mit einem Ballon die Stenose zu öffnen. Man entfernt einen Thrombus. Es gelingt jedoch nicht, die Enge vollständig zu passieren. Zu verkalkt sind die Gefäßwände. Die Operation wird abgebrochen. Alternativen gibt es keine. Eine Gefäßprothese zur Umgehung der Enge erscheint auch aufgrund des Zustandes des Patienten nicht sinnvoll. Auch gibt es kaum distale Anschlussmöglichkeiten. Die Klinikleitung verkündet: "In Abstimmung mit Helmut Schmidt wurde in Anbetracht seines aktuell reduzierten Allgemeinzustandes eine Operation vorerst zurückgestellt."

Die Ärzte besprechen mit dem Altkanzler die Situation. Es gibt noch eine Alternative, und das wäre die Amputation. Doch Schmidt lehnt ab. Eine Amputation, eine verstümmelnde Operation, kommt für den stolzen Hanseaten nicht infrage. Er nimmt lieber die möglichen Komplikationen auf sich. Der Infekt würde sich ausbreiten und würde aufgrund der schlechten Durchblutung auch nicht mehr auf Medikamente ansprechen, die keinen wirksamen Gewebsspiegel aufbauen könntnen. Ohne eine weitere Therapie bedeutet das das Todesurteil. Der Infekt breitet sich aus - die Sepsis droht. Und mit ihr käme das Organversagen und der Tod. 




Doch die Ärzte erklären auch, dass die Sepsis ein leiser Tod sei. Der Patient gerät in ein Organversagen und schlafe ein. Mit Medikamenten könne man die Schmerzen gering halten.

Schmidt beteuert, dass er keine Angst vor dem Tod habe. Mit 96 Jahren habe er sein Leben gelebt. Er bespricht seine Entscheidung mit seiner Frau, und beide entscheiden, den letzten Weg zusammen zu gehen.

Schmidt verläßt am 17.9.2015 das Krankenahus und kehrt in seinen Bungalow zurück. Dort wird er durch seinen Leibarzt weiter betreut. Auch zu Hause wird er auf seine Mentholzigarette nicht verzichten. Er erhält Medikamente.

Zweimal noch kehrt in das St Georg Krankenhaus zurück. Einmal zur Bluttransfusion, einmal erhält er Infusionen zum Flüssigkeitsausgleich.

Doch der Befund verschlechtert sich zusehends. Der Infekt breitet sich aus. Schmidt bekommt nun auch Fieber. Am 10.11.2015 ist sein Zustand besorgniserregend, ist kaum noch ansprechbar. Nahrung kann er keine mehr zu sich nehmen. Auf eine künstliche Ernährung über eine Sonde wird wunschgemäß verzichtet. Er erhält nur noch Infusionen mit Flüssigkeit und Schmerzmedikamenten.
Dann, am gleichen Tag, versagen die Organe. Helmut Schmidt stirbt um 14.30 Ortszeit in seinem Hamburger Bungalow im Kreise seiner Familie.

Fall 49: Wadenschmerzen - Nicht immer Thrombose - Röntgen

Sie denken an eine Bakercyste!

Im Röntgen sehen dieses Bild:

 




Labor: 
Leukos 12.600, CRP 260, Rotes Blutbild sonst o.B., Gerinnungsstatus o.B., E'lyte, Leber- und Nierenwerte o.B.

Und nun?

Sonntag, 8. November 2015

Fall 49: Wadenschmerz: Nicht immer Thrombose!

In die internistische Ambulanz kommt ein 68-jähriger Patient auf der Durchreise. Er habe eine 8-stündige Busfahrt hinter sich und klagt nun über Wadenschmerzen und eine deutliche Schwellung der Wade. Belastung wäre schmerzhaft.

Eigenanamnese:
Bek. Hypertonus, D. mellitus, beide mit Tabletten engestllt. Derzeit keine weiteren Allgemeinsymptome, keine Dyspnoe.

Befund:
Die rechte Wade ist prallelastisch geschwollen. Normales Kolorit und Temperatur. Die Weichteile sind insgesamt schmerzhaft bei Palpation. Plantarflexion des Fußes ist schmerzhaft, ebenso die Palpation entlang der Venengruppen. Periphere Pulse kräftig tastbar. Praller Kniegelenkserguss.

Sie werden konsiliarisch hinzugerufen und betreten den Raum im Moment der Ultraschalluntersuchung durch den Internisten. Eine Thrombose könne er nicht sehen. Dafür zeigt er Ihnen disesn Befund im proximalen Wadendrittel (Oberer Bildrand ist "oben")


Ihre Diagnose?