Donnerstag, 12. November 2015

Wie starb Helmut Schmidt?

Am 10.11.2015 stirbt Altkanzler Helmut Schmidt. In der Presse sind Informationen über seine Grunderkrankung kaum zu finden. Doch folgendes kann sich ereignet haben:

Am 3.9.2015 wird der Patient in St Georg Krankenahus eingeliefert. Der starke Raucher leidet unter akuten Schmerzen und einer nässenden Verfärbung seines Fußes. Er hat Fieber und ist in einem eingeschränkten Allgemeinzustand.

Die Ärzte vermuten einen akuten thrombotischen Gefäßverschluss im Unterschenkel. Dopplersonografisch und palpatorisch fehlen die Fusspulse. Die Angiografie zeigt einen Verschluss oberhalb der Trifurkation mit nur wenigen Kollateralen. 

In einem Versuch, die Enge auzuweiten, versucht man mit einem Ballon die Stenose zu öffnen. Man entfernt einen Thrombus. Es gelingt jedoch nicht, die Enge vollständig zu passieren. Zu verkalkt sind die Gefäßwände. Die Operation wird abgebrochen. Alternativen gibt es keine. Eine Gefäßprothese zur Umgehung der Enge erscheint auch aufgrund des Zustandes des Patienten nicht sinnvoll. Auch gibt es kaum distale Anschlussmöglichkeiten. Die Klinikleitung verkündet: "In Abstimmung mit Helmut Schmidt wurde in Anbetracht seines aktuell reduzierten Allgemeinzustandes eine Operation vorerst zurückgestellt."

Die Ärzte besprechen mit dem Altkanzler die Situation. Es gibt noch eine Alternative, und das wäre die Amputation. Doch Schmidt lehnt ab. Eine Amputation, eine verstümmelnde Operation, kommt für den stolzen Hanseaten nicht infrage. Er nimmt lieber die möglichen Komplikationen auf sich. Der Infekt würde sich ausbreiten und würde aufgrund der schlechten Durchblutung auch nicht mehr auf Medikamente ansprechen, die keinen wirksamen Gewebsspiegel aufbauen könntnen. Ohne eine weitere Therapie bedeutet das das Todesurteil. Der Infekt breitet sich aus - die Sepsis droht. Und mit ihr käme das Organversagen und der Tod. 




Doch die Ärzte erklären auch, dass die Sepsis ein leiser Tod sei. Der Patient gerät in ein Organversagen und schlafe ein. Mit Medikamenten könne man die Schmerzen gering halten.

Schmidt beteuert, dass er keine Angst vor dem Tod habe. Mit 96 Jahren habe er sein Leben gelebt. Er bespricht seine Entscheidung mit seiner Frau, und beide entscheiden, den letzten Weg zusammen zu gehen.

Schmidt verläßt am 17.9.2015 das Krankenahus und kehrt in seinen Bungalow zurück. Dort wird er durch seinen Leibarzt weiter betreut. Auch zu Hause wird er auf seine Mentholzigarette nicht verzichten. Er erhält Medikamente.

Zweimal noch kehrt in das St Georg Krankenhaus zurück. Einmal zur Bluttransfusion, einmal erhält er Infusionen zum Flüssigkeitsausgleich.

Doch der Befund verschlechtert sich zusehends. Der Infekt breitet sich aus. Schmidt bekommt nun auch Fieber. Am 10.11.2015 ist sein Zustand besorgniserregend, ist kaum noch ansprechbar. Nahrung kann er keine mehr zu sich nehmen. Auf eine künstliche Ernährung über eine Sonde wird wunschgemäß verzichtet. Er erhält nur noch Infusionen mit Flüssigkeit und Schmerzmedikamenten.
Dann, am gleichen Tag, versagen die Organe. Helmut Schmidt stirbt um 14.30 Ortszeit in seinem Hamburger Bungalow im Kreise seiner Familie.