Montag, 25. April 2016

Fall 52: Der rektale Fremdkörper



Jeder chirurugische Assistent wird im Laufe seiner Ausbildung mit folgender Situation umgehen müssen. Ein 27-jähriger Mann stellte sich mit rektalen Schmerzen in der Notaufnahme vor. Nur zögerlich erklärte er, wie es zu den Schmerzen kam.

Ein 22-jähriger Mann stellte sich mit rektalen Schmerzen in unserer Notaufnahme vor. Zögerlich berichtete er, sich ca. vier Stunden zuvor einen Fremdkörper rektal eingeführt zu haben und diesen nun nicht mehr entfernen zu können.

Bei der Inspektion zeigte sich ein intakter äußerer Schließmuskel. Digital-rektal ließ sich die Deckelfläche eines Vibrators ca. vier Zentimeter ab Anokutanlinie tasten. Zum Ausschluss eines Perforationsgeschehens erfolgte eine Röntgenthorax- und Abdomenleeraufnahme.



Digital-rektal konnte der Fremdkörper nicht entfernt werden. In Allgemeinnarkose konnte schließlich unter Relaxierung in Steinschnittlage nach mehrfachen Versuchen der Rand des Vibrators mittels Langenbeck-Haken gefasst und vollständig geborgen werden. In der anschließenden Rektoskopie zeigten sich lediglich geringgradige submuköse Einblutungen, sodass der Patient zeitnah entlassen werden konnte.

Rektale Fremdkörper sind nicht selten und stellen den Kliniker mitunter vor eine ernste Herausforderung. Problematisch ist, dass die meisten Patienten sich erst mit zeitlicher Verzögerung vorstellen, nachdem verschiedene eigene Manipulationen zuvor erfolglos waren. Die Gründe für das Einführen von Fremdkörpern sind mannigfaltig. Auch gibt es keine Altersbeschränkung. Wichtigstes diagnostisches Mittel ist die Abdomenleeraufnahme zum Ausschluss einer primären Perforation. In der Literatur sind verschiedenste chirurgische und endoskopische Techniken zur Entfernung der eingeführten Objekte beschrieben, deren Varietät den verschieden Fremdkörpern in keiner Hinsicht nachstehen.