Dienstag, 7. Juni 2016

Fall 54: Der unerwartete Brustschmerz - MRT



 Sie sehen fein ausgestanzte Osteolysen in den Wirbelkörpern.

Da der Patient starker Raucher ist, wird zunächst an ein ossär metastasiertes Bronchialkarzinom gedacht. Bei normalem PSA-Wert kann ein Prostatakarzinom ausgeschlossen werden.

Ein MRT der Wirbelsäule zeigt folgenden Befund:




Bei den Knochenaufnahmen zeigen sich multiple Osteolysen im Bereich der gesamten Wirbelsäule.

Es besteht der Verdacht auf ein multiples Myelom. Als nächstes wird eine Immunelektrophorese veranlasst. Im Serum kann keine Paraproteinämie nachgewiesen werden. Doch im Urin finden sich pathologische Leichtketten, und die Immunfixierung ergibt einen stark erhöhten Wert für kappa-Leichtketten.


Diagnose: Multiples Myelom vom kappa-Leichtketten-Typ mit multiplen Osteolysen (Stadium 3).

Es wurde eine Induktionstherapie mit Bortezomib, Dexamethason und Cyclophosphamid eingeleitet. Zusätzlich erhielt der Patient eine Bisphosphonattherapie.

Das multiple Myelom, früher als Plasmozytom oder Morbus Kahler bezeichnet, ist eine Krebserkrankung des Knochenmarks. Es ist charakterisiert durch eine bösartige Vermehrung von Antikörper-produzierenden Plasmazellen. Die Erkrankung gehört definitionsgemäß zu den B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen. Die entarteten Plasmazellen produzieren „falsche“ Antikörper oder Bruchstücke davon, nämlich Leichtketten, die im Urin als Bence-Jones-Protein nachweisbar sind. Komplette Antikörper können als Paraprotein in der Immunelektrophorese des Serums nachgewiesen werden.

Leitsymptom der Erkrankung sind Knochenschmerzen. Bekanntes Bild ist der "Schrotschussschädel" bei Befall des Schädelknochen. Gefahr besteht für pathologische oder Spontanfrakturen. Im Labor findet sich typischerweise eine dreistellig beschleunigte BSG, eine Hyperkalzämie, ein Anstieg der Nierenretentionsparameter und eine normochrome Anämie, Leukopenie und Thrombozytopenie.

Fazit:
Bei diffusen Knochenschmerzen muss auch an ein multiples Myelom gedacht werden. Diagnoseweisend sind neben der stark beschleunigten BSG, der Anämie, der Leukopenie, der Thrombozytopenie insbesondere die Hyperkalzämie. Bestätigt wird die Verdachtsdiagnose durch Nachweis eines Paraproteins im Serum oder von Leichtketten im Urin.