Donnerstag, 19. Januar 2017

Fall 59 Verhängnisvoller Fehltritt - CT

Sie überlegen, ob ein CT durchgeführt werden kann. Zwischenzeitlich kann der OP vorbereitet werden. Bei hämodynamischer Situation, wurde präoperativ ein CT veranlasst:













Es findet sich ein Riss, der überwiegend dorsal die Segmente VII und VIII betrifft. Es findet sich freie Flüssigkeit um die Leber

Diagnose:
Leberruptur mit Blutung in die Bauchhöhle

Therapie:
Es erfolgte die notfallmäßige Laparotomie. Der radiologische Befund bestätigte sich. Die Ruptur reichte ca 5 cm tief, blutete jedoch nur noch mäßig. Die Bluungen wurden koaguliert und umstochen. Der Riss wurde mit einem Gewebekleber verschlossen, übernäht und mit einem Flies zusätzlich verschlossen.

Kommentar:
Die durch den Rippenbogen relativ geschützte Lage der Leber erschwert die Diagnose einer Leberverletzung, außer bei direkten Stich- oder Schussverletzungen. Am Anfang jeder Diagnose steht daher das sog. "stumpfe Bauchtrauma". Die schwerste Form des Lebertraumas, die "bursting injury" bedarf einer massiven Gewalteinwirkung und bedingt i.d.R. weitere intra- und extraabdominellen Verletzungen, z.B. rechtsseitige Rippenserienfrakturen und Zwerchfellrupturen. 

Die  Leberverletzung selbst betrifft vorwiegend den rechten Leberlappen. Das klinische Bild der penetrierenden und der perforierenden Leberverletzung kann je nach Blutverlust durch einen Schockzustand gekennzeichnet sein, d.h. Blutdruckabfall, kleinen Puls, Tachykardie, kalten Schweiß und Blässe der Haut. Im Blut findet sich eine Leukozytose sowie ein Abfall des Hb-Gehaltes und der Erythrozyten. Allerdings muss der Blutdruckabfall nicht von Anfang an bestehen sondern kann bei normaler oder sogar verlangsamter Pulsfrequenz noch erhöht sein.  

Die möglichst rasche Erkennung der Schockform und deren Ursache entscheidet über das Schicksal des Verletzten. Klinisch imponieren eine Facies abdominalis. Zu beachten sind Temperatur, Zungenbefund, abdominelle Zeichen, Phrenikusschmerz, Kreislauf-Parameter (RR, Pulsfrequenz, zentraler Venendruck, Kapillardurchblutung, Harnzeitvolumen) und später die Laborwerte (Blutbild, Transaminasen). 

Im Rahmen eines Polytraumas spielen Verletzungen der parenchymatösen Oberbauchorgane wegen ihrer hohen Letalität die entscheidende Rolle (Safi et al. 1999). Es droht eine intraabdominelle Massenblutung mit hämorrhagischem Schock. Diese akut lebensbedrohende Situation wird in Mitteleuropa am häufigsten durch ein stumpfes Bauchtrauma im Rahmen eines Verkehrsunfalls verursacht. Andere Ursachen sind Absturztraumen aus großen Höhen (>10m). Im Gegensatz zu den USA sind penetrierende Verletzungen, die in der Mehrzahl durch Stich- oder Schussverletzungen verursacht werden (Feliciano et al. 1986, Ivatory et al. 1986), in deutschen Untersuchungen selten gefunden worden (Fritsch et al. 1985, Fuchs et al. 1978, Safi et al. al. 1999).

Die Letalität von Leberverletzungen ist seit Beginn dieses Jahrhunderts von etwa 65% stetig zurückgegangen (Klar et al. 1999, Kremer et al. 1993). Neuere Studien wie die von Safi et al. (1999) und die von Klar et al. (1999) finden eine Letalität von 7 bis 32% an. In älteren Studien aus den USA liegt die Letalität bei 31% (Cox et al. 1988), 10% (Feliciano et al. 1986), bzw. 7% (Pachter et al. 1992).

Samstag, 14. Januar 2017

Fall 59 Verhängnisvoller Fehltritt



Gegen 18.00 wird am Samstag eine 54-jährige Patientin durch die Leitstelle angekündigt: Stumpfes Bauchtrauma nach Sturz auf eine Baumwurzel. Der Notarzt meldet sich wenig später und ergänzt, dass die Patientin in einem kritischen Zustand sei, hypoton jedoch nicht schockig. 

Bei Ankunft 15 Minuten später, wird eine 54-jährige sedierte Patientin vorgestellt. Im Neonlicht erscheint das Hautcolorit blass. Die Patientin ist nicht anamnesefähig. Vom Notarzt habe sie 2,5 ml Dormicum und Fentanyl 0,2 mg sowie 1,5 L HAES erhalten. Er übergibt, dass die Patientin beim Weg aus einem Cafe auf dem nassen Gehweg ausgerutscht sei. Sie wäre mit dem rechten Brustkorb auf einen Baumstumpf gefallen. Passanten hätten den Rettungsdienst alarmiert, da die Patientin über starke Schmerzen in der rechten Brust geklagt hätte und nicht aufstehen konnte.

Eigenanamnese:
Vorerkrankungen oder eine Vormedikation werden nicht übergeben.

Befund:
Sedierte Patientin. Temp 36.6°C. Atmung unter 4l O2 spontan, Sättigung 95%, RR 110/60, Puls 60. Haut kühl, trocken. Abdomen ohne äußere Verletzungszeichen. Bauchdecken gespannt und nicht eindrückbar. Keine Schmerzäußerungen bei tieferem Palpationsversuch.

FAST Sono:
Im Leberbett findet sich ein schmaler Saum freier Flüssigkeit. Das Leberparenchym ist zentral aufgelockert. Der linke Nierenpouch, kleines Becken unauffällig. Kein Perikarderguss.



Und nun?