Translate this page

Sonntag, 23. Juni 2013

Fall 5: Auflösung: Analvenethrombose

Beim Leitsymptom Analschmerz und Schwellung ist zunächst an eine Analfissur, eine Analvenenthrombose oder einen Analabszess zu denken. In sehr seltenen Fällen können auch inkarzerierte Hämorrhoiden vorliegen. Eine positive Familienanamnese kann ein wichtiger Baustein zur Entdeckung eines kolorektalen Karzinoms sein.
Die Stuhlanamnese mit Häufigkeit und Konsistenz des Stuhls komplettiert die Befragung. Die klinische Untersuchung wird in der Regel in Linksseitenlage durchgeführt, wenn möglich ist jedoch die Steinschnittlage zu bevorzugen. Die Lage des Befundes wird auf einem Ziffenblatt einer Uhr angegeben, wobei 12 Uhr dammwärts liegt.
Durch die Inspektion, die in Ruhe und beim Pressen erfolgen sollte, sind viele Erkrankungen bereits „prima vista“ zu erkennen. Bei diesem Fall handelt es sich um eine thrombosierte Analvene.

Analvenenthrombose
Bei der Analvenenthrombose entstehen perianale Schmerzen meist akut. Patienten können häufig eine Schwellung am Anus tasten. Bereits bei der Inspektion fällt ein livider harter oder prallelastischer Knoten auf. Ist er fest, beteht bereits schon eine Thrombosierung, die inzidiert werden muss. Ist die Schwellung jedoch prallelastisch, kann sie mit Geduld über die Anokutanlinie reponiert und über den anliegenden Finger "ausgepresst werden. 


Differentialdiagnostich zu denken wäre an:

Analfissur
Bei der akuten Analfissur findet sich ein schmerzhafter Einriss der Haut oder Schleimhaut des Afters, der typischerweise dorsal liegt. Er kann leicht übersehen werden. Bei der chronischen Fissur (Beschwerdedauer mehr asl 8 Wochen) entsteht eine hypertrophe Analpapille und eine Begleitmariske.


Analabszess
Der Analabszess präsentiert sich klassisch mit Rötung, Schwellung und Druckschmerz. Bei tief liegenden Abszessen können diese Zeichen jedoch auch fehlen. Abszesse können interne Fisteln bilden, weshalb intraoperativ bei der Entlastung oder postoperativ nach primärer Entlastung gesucht und separat versorgt werden muss. Die alleinige Abszessentlastungist mit einer hohen Rezidivwahrscheinlichkeit behaftet.

Hämorrhoiden
Typische Beschwerden des Hämorrhoidalleidens sind Blut am oder im Stuhl bzw. am Toilettenpapier, peranales Jucken oder Brennen sowie Schleimabgang. Die drei letztgenannten Symptome werden auch häufig bei analen Ekzemen jeglicher Form angegeben. Dagegen sind anale Schmerzen kein typisches Symptom bei Hämorrhoiden, insbesondere nicht, wenn die Schmerzen akut einsetzen und heftig sind.
Hämorrhoiden ab Stadium 2 können ebenfalls durch die Inspektion nachgewiesen werden. Hierbei ist es wichtig, die Inspektion auch während des Pressens („wie zum Stuhlgang“) durchzuführen, da das wahre Ausmaß der Hämorrhoiden  hier oft erst zum Vorschein tritt. Im Gegensatz zu einer Analvenenthrombose sind prolabierende Hämorrhoidalkissen immer von Schleimhaut bedeckt.