Sonntag, 8. September 2013

Achtung Xarelto

Bayer-Blutverdünner mit gefährlichen Nebenwirkungen? 

Bei dem Blutverdünner Xarelto von Bayer häufen sich einem Medienbericht zufolge die Fälle unerwünschter Nebenwirkungen – fast 1000 in diesem Jahr. Davon seien 72 Todesfälle zu beklagen. Dabei ist das Mittel das am häufigsten verkaufte Produkt von Bayer.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) registriert eine steigende Zahl von Verdachtsfällen beim Blutverdünner Xarelto der Firma Bayer. Meldeten Ärzte und Patienten dem BfArM im Jahr 2012 insgesamt 750 Verdachtsberichte unerwünschter Wirkungen, darunter 58 Todesfälle, waren es in den ersten acht Monaten diesen Jahres bereits 968 Fälle unerwünschter Wirkungen mit 72 Todesfällen, wie die Behörde auf Anfrage des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ mitteilte. Gleichwohl weist das BfArM darauf hin, dass „ein Kausalzusammenhang zwischen Arzneimittel und Nebenwirkung nicht sicher belegt ist“.

Xarelto ist eines der hoffnungsvollsten Produkte von Bayer und soll weltweit mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr in die Kasse des Konzerns bringen. Allein in Deutschland ist die Zahl der verordneten Tagesdosen von 0,7 Millionen im Jahr 2011 auf 25,5 Millionen im Jahr 2012 gestiegen. Das geht aus dem neuesten Arzneiverordnungsreport 2013 hervor, der am kommenden Donnerstag in Berlin veröffentlicht wird. Experten warnen aber davor, das Mittel als Standardpräparat einzusetzen.

Bayer räumt Meldungen kein größeres Gewicht ein

„Xarelto ist ein Mittel der Reserve“, sagt der Herausgeber der Fachzeitschrift „arznei-telegramm“, Wolfgang Becker-Brüser gegenüber dem „Spiegel“. Auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft schreibt in einem Leitfaden, dass die große Gruppe der Patienten mit Vorhofflimmern mit Präparaten wie Marcumar „gut zu behandeln“ sei und sich „kein Vorteil“ einer Therapie mit Xarelto ergebe.

Bayer selbst räumt den beim BfArM eingegangenen Meldungen kein besonders Gewicht ein, da es sich nur um „Spontanmeldungen“ von Ärzten und Verbrauchern handle, die der Konzern nicht kommentiere. „Es ist nicht möglich, aus der Rate der gemeldeten Nebenwirkungen die präzise Häufigkeit von Nebenwirkungen in einer ganz speziellen Benutzergruppe abzuleiten“, teilt Bayer-Sprecher Michael Diehl auf Anfrage mit. Derzeit würden „Daten aus dem klinischen Alltag in Deutschland“ erhoben, die in Zwischenauswertungen aber „das Sicherheitsprofil von Xarelto in der Langzeitbehandlung bestätigen“, so der Konzernsprecher zum „Spiegel“.
Bereits im vergangenen Jahr stand Bayer in der Kritik wegen aggressiven Xarelto-Marketings: Damals schickte das Unternehmen bundesweit Ärzten Musterpackungen zu, die diese gar nicht bestellt hatten. Erst an der Praxistür sollte der Arzt dann dem Postboten nachträglich eine formelle Bestellung unterschreiben.




http://www.focus.de/gesundheit/arzt_medikamente/968-verdachtsfaelle-mit-72-toten-bayer-blutverduenner-mit-gefaehrlichen-nebenwirkungen_aid_1094513.html