Mittwoch, 14. Mai 2014

Längere Antibiose nach perforierter Appendicitis nutzlos

Die postoperative Antibiotikatherapie über fünf Tage schützt Erwachsene mit perforierter Appendix offenbar nicht besser vor einer Infektion als eine dreitägige Behandlung. Zu diesem Ergebnis kam eine retrospektive niederländische Studie, die die beiden präventiven Strategien miteinander verglich.
Eine verlängerte Antibiotikagabe nach der Appendektomie bei Patienten mit komplizierter Appendizitis soll das Risiko für postoperative Infektionen verringern. Die Autoren untersuchten, ob statt der häufig üblichen fünf Tage postoperativer Antibiotikatherapie bei Risikopatienten auch drei Tage genügen. Amerikanische Leitlinien empfehlen in diesen Fällen derzeit eine Behandlung über vier bis sieben Tage. Bei Kindern konnte bereits kein zusätzlicher Nutzen einer Antibiotikagabe über fünf Tage hinaus nachgewiesen werden, für Erwachsene ist die Datenlage bislang allerdings dünn.

In einer Kohortenstudie verglichen die Chirurgen deshalb die Daten erwachsener Patienten, die sich in einer von zwei Kliniken der gleichen Region zwischen Januar 2004 und Dezember 2010 einer operativen oder laparoskopischen Appendektomie unterzogen hatten. In der einen Klinik erhielten die frisch operierten Risikopatienten zusätzlich über drei Tage Antibiotika, in der anderen über fünf Tage. Primärer Endpunkt der Studie war das Auftreten postoperativer oberflächlicher Wundinfektionen oder intraabdominaler Infektionen.

Im Untersuchungszeitraum wurden in den beiden Kliniken insgesamt 1143 Patienten wegen einer akuten Appendizitis operiert (655 offen, 488 laparoskopisch). Alle Patienten erhielten vor Beginn der Anästhesie einmalig 1000 mg Cefamandol und 500 mg Metronidazol als Infektionsprophylaxe i.v. 3,1% aller appendektomierten Patienten entwickelten einen intraabdominalen Abszess, 2,0% eine Wundinfektion.

Bei 267 der Probanden lag eine komplizierte Appendizitis (perforiert oder mit purulenter Peritonitis) vor. Diese Patienten erhielten Cefuroxim (750 mg 3 x tgl.) und Metronidazol (500 mg 3 x tgl.) intravenös, und zwar 135 von ihnen über drei Tage und 123 Patienten über mindestens fünf Tage. 7,9% der Patienten mit verlängerter Antibiotikatherapie wegen komplizierter Appendizitis entwickelten einen intraabdominalen Abszess, fast immer infolge einer Perforation, 3,4% eine Wundinfektion.

Zwischen den Patienten der beiden Gruppen mit unterschiedlicher Behandlungsdauer konnte kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Infektionshäufigkeit festgestellt werden. In der univariaten Auswertung entwickelten mehr Patienten mit komplizierter Appendizitis nach laparoskopischer Appendektomie einen intraabdominalen Abszess als nach offener Op. In der multivariaten Analyse konnte die Methode allerdings nicht als unabhängiger Risikofaktor bestätigt werden.



Mehr:
Van Rossem CC et al. Duration of antibiotic treatment after appendicectomy for acute complicated appendicitis. Br J Surg 2014; online 26. März; doi: 10.1002/bjs.9481