Dienstag, 16. Juni 2015

Fall 35: Erysipel oder Allergie? Der Eichenprozessionsspinner

Bei dem Patienten, Jogger, fragen Sie, wo er läuft. Läuft er durch Wälder, fragen Sie nach dem Baumbestand. In vielen Bereichen unseres Bundesgebietes sind Eichen vom sog. Eichenprozessionsspinner (Thaumatopoea processionea Linnaeus) befallen.

Die Larven des Eichenprozessionsspinners tragen Gifthaare, die auf der Haut und an den Schleimhäuten toxische und/oder allergische Reaktionen hervorrufen. Gelegentlich kann man sie im Gegenlicht bei Waldspaziergängen in feinen
Farden durch die Luft fallen sehen. Ihr Kontakt gilt als eine häufig übersehene Ursache für allergische Reaktionen nach Aufenthalt im Freien.

Die Beschwerden reichen von heftig juckenden Hautausschlägen (Raupendermatitis) bis zu Asthmaanfällen. Systemische Krankheitszeichen können fehlen.

Das Erythem gleicht i.d.R. einer Urtikaria mit kleine Blasenbildungen und ist damit vom Erysipel zu unterscheiden.

Therapeutisch ist eine lokale Kortisontherapie ausreichend, bei allergischen systemischen Reaktionen sollte dagegen auf Antihistaminika und/oder Cortison in Abhängigkeit von der Ausprägung behandelt werden.

In einer Übersichtskarte von 2011 sind folgende Gebiete vermerkt:







Literatur 
1. Spiegel W, Maier H, Maier M (2004) A non-infectious airborne disease. Lancet 363:1438.
2. Maier H, Spiegel W, Kinaciyan T, Krehan H, Cabaj A, Schopf A, Hönigsmann H (2003). The oak processionary caterpillar as the cause of an epidemic airborne disease: survey and analysis. Br J Dermatol 149: 990-997.

"Rötung Unterschenkel", "erysipel", Hautrötung", "Allergie", Dr Pietsch, "Notfallambulanz.blogspot.com"