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Dienstag, 30. Juni 2015

Fall 44: Der Akute Unterbauch: Die verlorene Spirale


Man erkennt eine metalldichte längliche Struktur 20 mm im Längsdurchmesser und 5 mm im Querdurchmesser, in der koronaren Reformatierung vertikal länglich sich darstellend, in der sagittalen Reformatierung leicht nach ventral gebogen mit kleiner 2mm Verdichtung kaudal davon etwa 7,5 mm distanziert vom Ende der länglichen metallenen Struktur. Anatomische Lage oberhalb der des rechten Ovars gelegen. Die kleine Verdichtung liegt möglicherweise oben am Ovar rechts oder in der Wand des rechten Ovars.

Diagnose: 
Lost IUP oder Dislozierte Spirale.

Therapie:
Die Therapie in diesem Fall war operativ. Bei einer Lage außerhalb des Uterus erfolgte die Laparoskopie und anschließende Laparotomie. Intraoperativ stellte sich ein Konglomerat an Dünndarmschlingen dar, dass laproskopisch nicht aufgelöst werden konnte. Die Spirale hatte eine Dünndarmschlinge perforiert und zu einer partiellen Nekrose geführt. Es wurde eine Segmentresektion angeschlossen.

Die intrauterinen Verhütungssysteme sind relativ sichere Verhütungssysteme – allerdings, wenn man einen Fremdkörper inein lebendes Organ wie den Uterus einbringt, kommt es beieinem gewissen Prozentsatz immer zu Komplikationen. Dazu zählen:
– Die Perforation (Durchstoßen) der Uteruswand unmittelbar beim Legen.
– Die sekundäre Perforation: Beim Legen hat die Spirale dieUterushöhle nicht verlassen, sie wandert aber in den Wochen und Monaten durch die Uteruswand in die Bauchhöhle. Ursache kann eine Schwachstelle im Uterus sein, etwa eineNarbe nach einer vorausgegangenen Operation, wie z. B.einer Curretage, aber auch ein Adenomyosisherd.
– Das Durchwandern durch die Eileiter: Die Eileiter sind vonder Natur so konzipiert, dass sie Spermien von der Gebärmutter aktiv in die Nähe des Eierstocks transportieren. Nachdem Spiralen gut durch den Eileiter passen, werden viele Fälle, bei denen die Spirale außerhalb des Uterus im Bauch-
raum liegt, aber der Uterus selbst nicht die Spur einer Verletzung zeigt, diesem Mechanismus zugeschriebe.

Der häufigste Fall ist der, dass die Spirale zwar – durch Uteruswand oder durch den Eileiter – in die Bauchhöhle wandert, dort aber, meist im Bereich der Beckenwand, in einem Netz lokaler Adhäsionen fixiert wird und einfach liegen bleibt. In den Vor-Ultraschallzeiten wurde das Fehlen der Spirale im Uterus ofterst Jahre später (oder bei Eintritt einer unerwünschten Schwangerschaft) entdeckt. Aus dieser Zeit stammt auch die Empfehlung aus England, solche dislozierten IUDs bei Frauen im Menopausealter nur dann zu entfernen, wenn der Nutzen des operativen Eingriffs die Risiken an Begleitmorbidität übersteigt.

Bei Levonorgestrel-haltigen Spiralen, die in die Bauchhöhledisloziert waren, wurde auch bei der Lage außerhalb des Uterus der gleiche kontrazeptive Effekt, einschließlich einer Amenorrhö, berichtet. Es existieren eine Reihe von Fallberichten, wo die Spirale in die Harnblase eingewandert ist – je länger dies unbemerkt blieb, desto eher haben sich in diesen Fällen große Blasensteine gebildet.


Literatur
C Brezinka: Selten -aber typisch: Dieextrauterine Dislokation des IUD - Eine Übersicht. J GYNÄKOL ENDOKRINOL 2012; 22 (2): 12-13


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