Bei
einer Distorsion (Verstauchung) führen besondere Kräfte auf ein Gelenk zu einer
meist unerwarteten, erzwungenen Bewegung, die den normalen
Bewegungsspielraum des Gelenks überschreitet. Das Ausmaß der
Schädigung hängt von Art, Richtung und Dauer der einwirkenden Kraft und der
Position des Fußes und Sprunggelenkes sowie der Stabilität der das Gelenk
umgebenden Strukturen ab. So kann es über Überdehnungen zu Zerreißungen von
Band- und Kapselstrukturen kommen. Wirkt die Kraft jedoch weiter ein, können
auch stabilere Strukturen beschädigt werden und zu Frakturen führen.
Ein
gängiges Erklärungsmodell hat Lauge-Hansen entwickelt. In der nach ihm
benannten Klassifikation beschreibt 1950 er die möglichen Verletzungsmuster in
Abhängigkeit von der Position des Fußes/Sprunggelenkes.
Fast
80% der Sportverletzungen am OSG werden durch Leichtathletik und Ballspiele
verursacht. Die Verletzungsfolgen sind in 15%. Prellungen, in über 80%
Bandläsionen und nur in 2% Frakturen.
Welches Ausmaß die Verletzung hat, ist allein
anhand der Symptome nicht immer deutlich zu unterscheiden.
Anamnestisch
wichtig ist die Frage nach der Belastbarkeit. Geringe Verletzungen hinterlassen
i.d.R. noch eine Belastbarkeit, Rupturen oder Frakturen dagegen nicht mehr.
Symptome treten bei Dehnungen gerne zeitverzögert auf. Patienten berichten,
dass sie das Spiel noch beenden konnten und nachfolg erst Schmerzen und eine
Schwellung entwickelt hätten. Bei Zerreißungen oder Brüchen dagegen treten die
Beschwerden unmittelbar auf und zeichnen sich durch eine rasche Schwellung aus.
Klinisch
sollte sich eine Schwellung finden lassen. Ihre Lokalisation ist
pathognomonisch für die mögliche Verletzung, ebenso wie der Ort des
Druckschmerzes. Der eingeschränkte Bewegungsumfang dagegen ist unspezifisch.
Eine Funktionsprobe der Bänder wird häufig schmerzbedingt nicht toleriert. Die
Untersuchung muss neben den Außenknöcheln, die MFK-5-Basis, die Achillesehne, die
Syndesmose sowie die proximale Fibula einschließen.
Der
Sinn eines Röntgenbildes wird oft von Müttern mit ihren Kindern kontrovers
wegen der Strahlung diskutiert. Nach den Ottawa-Ankle-Rules sollten
druckschmerzahfte Malleolen geröntgt werden. Kinder können häufig keine
differenzierte Symptomatik angeben. Das Röntgenbild sorgt hier gerne für
Überraschungen hinsichtlich nicht vermuteter Verletzungen.
Beispiel:
Ein
13-jähriger Junge knickt beim Fußball i.S. einer Supination mit dem OSG um. Er
mußte das Spiel sofort abbrechen und klagte über eine fehlende Belastbarkeit.
Es setze eine moderate Schwellung im OSG ein. Er stellte sich an Krücken unter
Entlastung gehend ein.
Klinisch
fand sich ein verplumptes OSG. Der Bewegungsumfang war schmerzbedingt
aufgehoben. Es wurde ein Druckschmerz bei Kompression beider Malleolen
angegeben. Ligamente, Achillessehne, proximale Fibula und MFK-5 waren
unauffällig. Frick Test war positiv.
Radiologisch
fand sich dieses Bild:
Alles normal?