Diagnose:
1. Dorsale Ellenbogenluxation
2. Transscaphoidale perilunäre Luxation (DeQuervainscher
Verrenkungsbruch)
Das Röntgen zeigt eine perilunäre Luxation. Zusätzlich
besteht ein Abriss des Processus styloideus radii sowie eine Scaphoidfraktur im
mittleren Drittel. Der Carpus ist um das Lunatum dorsalwärts luxiert. Das
Lunatum "steht leer" ohne Artikulation mit dem Scaphoid. An seinem distalen
palmaren Pol stellt sich zusätzlich eine Frakturlinie dar.
Therapie:
Es erfolgt in Narkose die Reposition des Ellenbogens.
Dieser stellt sich bis auf eine ulnare 1°ige Instabilität als ansonsten stabil
heraus. Am Handgelenk kann die Luxation im Längszug reponiert und stabil
retiniert werden. Es wird ein Oberarmcast angelegt.
Postinterventionell ist die neurologische Symptomatik
sofort rückläufig. Es schließt sich nun die weiterführende Diagnostik mit einem
CT des Handgelenkes an.
Im CT bestätigt sich die Fraktur durch das Scaphoid. Es
besteht eine Diastase mit zusätzlichem Fragment. Dar Processus styloideus ist
frakturiert mit Dislokation um ca 1mm. Und das Lunatum zeigt eine schollige palmare
Asprengung. Insgesamt ist der Carpus reponiert. Der Frakturverlauf zeigt
insgesamt die einwirkende Kraftlinie.
Bei
der perilunären Luxation verschiebt sich die
distale Reihe des Carpus mit dem Os triquetrum und Os scaphoideum
gegen das Os lunatum. Dabei verbleibt das Lunatum in seiner normalen Position. Liegt
zusätzlich eine Skaphoidfraktur vor, spricht man von einer
De-Quervain-Luxationsfraktur.
Als
Ursache werden Hochrasantztrauma mit Sturz auf das
überstreckte (dorsal-flexierte) Handgelenk beschrieben. Häufig ist
auch der Proc. styloideus radii/ulnare, das Os scaphoideum
(De-Quervainfraktur) oder das Os capitatum mitbetroffen.
Die Klassifikation erfolgt nach Tröger oder Mayfield.
Die
häufigste Form ist die dorsale perilunäre Luxation (90%). Daneben finden
sich noch die palmare perilunäre Luxation, transstyloperilunäre Luxation und
die transscaphoido-transcapitato-perilunäre Luxation. Bei einer Fraktur des Os
scaphoideum und Luxation des Os lunatum spricht man von einer De-Quervain-Luxationsfraktur.
Es imponiert eine Schwellung und Verformung des Handrückens mit einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung, evtl. auch -aufhebung bishin zur Bajonettstellung aufgrund der Verschiebung der Handwurzelknochen gegen das Os lunatum. Bei palmarer Luxation sind neurologische Symptome mit Parästhesien der palmaren ersten drei Finger durch Bedrängung des N. medianus häufig. Bei einer Dorsalluxation sind Strecksehnenrupturen beschrieben. Auf die Durchblutung ist zu achten, die bei Kompromittierung in möglichen Nekrosen resultieren können
Die
Diagnose erfolgt nach klinischer Untersuchung (Cave! Durchblutung-Sensibilität-Motorik-Kontrolle)
durch das Röntgen des
Handgelenks in 2 Ebenen. Hier fallen folgende Merkmale auf:
1. Das
Os Lunatum weist eine atypische Dreiecksform auf.
2. Die
Karpalbögen (= Gilula-Linien) sind unterbrochen.
3.
Im seitlichen Strahlengang erscheint die luxierte Stellung des Os lunatum nach palmar
oder dorsal.
Therapie:
Eine
Luxation ist eine Notfallsituation! Primär erfolgt der Versuch einer geschlossenen
Reposition in Plexusanästhesie oder Vollnarkose. Im Prinzip wird die betroffene
Hand im Längszug unter BV Kontrolle
reponiert. Dies kann nach einer Plexusanästhesie im Aushang mit Mädchenfängern erfolgen
(über 20 Minuten mit einem Gewicht von 4-6kg) oder in Narkose manuell über ein
Hypomochlion.
Nach Reposition wird ein Oberarmcast mit
Daumeneinschluss angelegt. Dieser bleibt für 6 Wochen und kann anschließend
für nochmals 6 Wochen auf einen Unterarmcast mit Daumeneinschluss gewechselt
werden.
Einen
Notfallindikation für eine offene Reposition besteht bei neurologischen
Defiziten. Hier wird über einen dorsalen Zugang, bei Nervus Medianus-Irritation über einen
volaren Zugang vorgegangen und die Fixation mit Kirschnerdraht
angeschlossen.
Bei
misslungenem
Repositionsversuch oder bei Reluxationstendenz wird je nach vorliegender
Verletzung eine perkutane Fixierung des Os lunatum gegen das Os capitatum und
Os scaphoideum mittels Kirschner-Draht durchgeführt. Begleitpathologien können
dabei mitversorgt werden, z.B. Verschraubung bei Fraktur des Os scaphoideum.
Analog
zu oben erfolgt eine Ruhigstellung im Oberarmcast bzw. Unterarmcast für
mindestens 8 Wochen. Der Kirschner-Draht wird anschließend entfernt.
Bei der De-Quervain-Luxationsfraktur besteht immer die
Indikation zur OP. Zunächst erfolgt eine geschlossene Reposition, der sich
die Schraubenosteosynthese anschließt. Liegen instabile Verhältnisse mit einer
Reluxationsneigung vor, wird zusätzlich eine Fixierung mit Kirschnerdrähten
angeschlossen. Postoperativ wird das Handgelenk für 8 Wochen ruhiggestellt und
die Drähte vor Mobilisation entfernt.
Die
Prognose richtet sich im Wesentlichen nach dem Einsetzen einer Lunatumnekrose, oder Reluxation. Mit
chronischen Schmerzen und einer Arthrosebildung ist ebenso zu rechnen wie mit
Bewegungseinschränkungen.