Bei 17 der 22 häufigsten
Krebsarten haben britische Epidemiologen Zusammenhänge mit dem
Body-Mass-Index gefunden. Besteht tatsächlich eine Kausalität, könnten
Hüft- und Bauchspeck beinahe für jedes zweite Uteruskarzinom und jeden
zehnten Gallenblasen-, Nieren-, Leber- oder Darmkrebs mitverantwortlich
gemacht werden.
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Die deutlichster Zusammenhang bestand beim Uteruskarzinom!
Der mit Abstand größte Effekt wurde beim Uteruskarzinom sichtbar. Mit jeder Zunahme des BMI um 5 kg/m2
stieg das adjustierte Risiko annähernd linear um 62%. Weitere lineare
Risikosteigerungen für eine Krebserkrankung fanden sich für die
Gallenblase (31%), Niere (25%), Zervix (10%), Schilddrüse (9%) sowie bei
der Leukämie (9%).
Bei einigen Krebsarten variierten
die Zusammenhänge mit den individuellen Eigenschaften der Probanden.
Hierzu zählten Tumoren der Leber, bei denen sich pro 5-kg/m2-Schritt
das Gesamtrisiko um 19% erhöhte, des Kolons (10%) und des Ovars (9%)
sowie der postmenopausale Brustkrebs (5%). Beim Kolon- und Leberkarzinom
war der BMI-Effekt bei Männern deutlicher ausgeprägt als bei Frauen.
Die Risikosteigerung für ein Ovarialkarzinom war bei prämenopausalen
Frauen mit zunehmendem BMI klarer erkennbar als bei postmenopausalen.
Beim prämenopausalen Brustkrebsrisiko und beim Prostatakarzinom zeigten
sich sowohl innerhalb der Gesamtgruppe als auch bei den Nichtrauchern
mit steigendem BMI > 22 kg/m2 bzw. > 27 kg/m2
inverse Beziehungen. Ein Rückgang von Lungen- bzw. Mundhöhlenkrebs mit
ansteigendem BMI wurde in der Gesamtgruppe gefunden, nicht aber bei
Menschen, die nie geraucht hatten.
Die
Heterogenität des BMI-Effekts lässt die Autoren vermuten, dass bei
verschiedenen Tumoren und in verschiedenen Patientenpopulationen
unterschiedliche Mechanismen ablaufen. So scheinen beispielsweise
Veränderungen im Hormonhaushalt Einfluss auf die Zusammenhänge zu
nehmen.
Mehr Krebserkrankungen durch Bauchzuwachs
Vorausgesetzt,
es besteht tatsächlich eine Kausalität zwischen BMI und Krebsgeschehen,
könnten nach Berechnungen der Autoren 41% der Uteruskarzinome und
mindestens 10% der bösartigen Tumoren in Gallenblase, Niere, Leber und
Kolon dem Übergewicht zugeschrieben werden. Dies bedeutet nach weiteren
Berechnungen von Bhaskaran und Kollegen, dass bei einem
populationsweiten Anstieg des BMI um 1 kg/m2 weitere 3790
Briten jährlich an einer der zehn Krebsarten, deren Risiko durchgängig
mit einem erhöhten BMI in Verbindung gebracht wurde, erkranken würden.
Bhaskaran K et al. Body-mass index and risk of 22 specific cancers: a population-based cohort study of 5·24 million UK adults. The Lancet 2014; ePub 14. August 2014,