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Mittwoch, 12. November 2014

17 Krebsarten sind gewichtsabhängig

Bei 17 der 22 häufigsten Krebsarten haben britische Epidemiologen Zusammenhänge mit dem Body-Mass-Index gefunden. Besteht tatsächlich eine Kausalität, könnten Hüft- und Bauchspeck beinahe für jedes zweite Uteruskarzinom und jeden zehnten Gallenblasen-, Nieren-, Leber- oder Darmkrebs mitverantwortlich gemacht werden.

Immer wieder werden mögliche Verbindungen zwischen Krebs und Leibesfülle diskutiert. Inwieweit ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI) mit den 22 häufigsten Tumorentitäten in Zusammenhang steht, haben Krishnan Bhaskaran und Kollegen von der London School of Hygiene and Tropical Medicine sowie vom Farr Institute of Health Informatics Research in London jetzt in einer populationsbasierten Kohortenstudie untersucht. In ihre Modellrechnungen schlossen Bhaskaran und Kollegen die Daten von 5,24 Mio. Patienten der Primärversorgung ein. 166.955 Personen entwickelten in der mittleren Beobachtungszeit von 7,5 Jahren eine der untersuchten Krebsarten. Bei 17 der 22 Tumorentitiäten konnten Zusammenhänge mit dem BMI festgestellt werden. Keine Effekte zeigten sich bei Tumoren des Rektums, der Blase, des Gehirns, des ZNS sowie beim Non-Hodgkin-Lymphom und beim multiplen Myelom.

Die deutlichster Zusammenhang bestand beim Uteruskarzinom!
Der mit Abstand größte Effekt wurde beim Uteruskarzinom sichtbar. Mit jeder Zunahme des BMI um 5 kg/m2 stieg das adjustierte Risiko annähernd linear um 62%. Weitere lineare Risikosteigerungen für eine Krebserkrankung fanden sich für die Gallenblase (31%), Niere (25%), Zervix (10%), Schilddrüse (9%) sowie bei der Leukämie (9%).
 
Bei einigen Krebsarten variierten die Zusammenhänge mit den individuellen Eigenschaften der Probanden. Hierzu zählten Tumoren der Leber, bei denen sich pro 5-kg/m2-Schritt das Gesamtrisiko um 19% erhöhte, des Kolons (10%) und des Ovars (9%) sowie der postmenopausale Brustkrebs (5%). Beim Kolon- und Leberkarzinom war der BMI-Effekt bei Männern deutlicher ausgeprägt als bei Frauen. Die Risikosteigerung für ein Ovarialkarzinom war bei prämenopausalen Frauen mit zunehmendem BMI klarer erkennbar als bei postmenopausalen. Beim prämenopausalen Brustkrebsrisiko und beim Prostatakarzinom zeigten sich sowohl innerhalb der Gesamtgruppe als auch bei den Nichtrauchern mit steigendem BMI > 22 kg/m2 bzw. > 27 kg/m2 inverse Beziehungen. Ein Rückgang von Lungen- bzw. Mundhöhlenkrebs mit ansteigendem BMI wurde in der Gesamtgruppe gefunden, nicht aber bei Menschen, die nie geraucht hatten.

Die Heterogenität des BMI-Effekts lässt die Autoren vermuten, dass bei verschiedenen Tumoren und in verschiedenen Patientenpopulationen unterschiedliche Mechanismen ablaufen. So scheinen beispielsweise Veränderungen im Hormonhaushalt Einfluss auf die Zusammenhänge zu nehmen.
Mehr Krebserkrankungen durch Bauchzuwachs

Vorausgesetzt, es besteht tatsächlich eine Kausalität zwischen BMI und Krebsgeschehen, könnten nach Berechnungen der Autoren 41% der Uteruskarzinome und mindestens 10% der bösartigen Tumoren in Gallenblase, Niere, Leber und Kolon dem Übergewicht zugeschrieben werden. Dies bedeutet nach weiteren Berechnungen von Bhaskaran und Kollegen, dass bei einem populationsweiten Anstieg des BMI um 1 kg/m2 weitere 3790 Briten jährlich an einer der zehn Krebsarten, deren Risiko durchgängig mit einem erhöhten BMI in Verbindung gebracht wurde, erkranken würden.




Bhaskaran K et al. Body-mass index and risk of 22 specific cancers: a population-based cohort study of 5·24 million UK adults. The Lancet 2014; ePub 14. August 2014,