Eine aktuelle Studie zeigt die Überlegenheit einer frühern Rekonstruktion einer Kreuzbandläsion gegenüber der konservativen oder konservativen Therapie. Ein stabiles Knie scheint zu weniger Spätschäden zu neigen als verzögert
operierte oder konservativ behandelte.
Die Rekonstruktion gerissener
vorderer Kreuzbänder hat offenbar einen protektiven Effekt für die
betroffenen Knie, wenn man das konservative Vorgehen als Vergleich
heranzieht. Dies geht aus Studienergebnissen hervor, die Thomas Sanders
von der Mayo Clinic in Rochester zusammen mit Kollegen erarbeitet hat.
In die retrospektive Untersuchung wurden 964 Patienten mit gerissenen
und 964 gematchte Kontrollpersonen mit intakten vorderen Kreuzbändern
einbezogen. Die Studienteilnehmer waren im Mittel 28 Jahre alt.
Bei
509 Patienten wurden die rupturierten Kreuzbänder relativ früh und bei
91 verzögert (nach einem Jahr oder später) rekonstruiert, 364 Patienten
wurden konservativ behandelt. Die Nachbeobachtung dauerte knapp 14
Jahre. In dieser Zeit erlitten 37,4 % der nach einem Kreuzbandriss nicht
operierten und 8,2 % der operierten Patienten eine sekundäre
Meniskusverletzung. Das Risiko nach Verzicht auf einen
Rekonstruktionseingriff war damit – unter Einbezug von Einflussfaktoren
wie Alter, Geschlecht und initialem Meniskusschaden – im Vergleich
5,4-fach erhöht (Hazard Ratio [HR] 5,4). Eine symptomatische Arthrose
entwickelten 31,6 % der Nichtoperierten und 8,5 % der Operierten (HR
6,0). Mit Blick auf die Notwendigkeit eines totalen endoprothetischen
Kniegelenkersatzes betrugen die Quoten 6,9 % und 0,5 % (HR 16,7).
Je eher desto besser
Die
Ergebnisse nach früher Rekonstruktion fielen zudem günstiger aus als
nach verzögerter Operation. Meniskusschäden traten nach Letzteren rund
viermal, Arthrosen rund sechsmal häufiger auf. Die Raten betrugen 19,8 %
vs. 6,1 % (Meniskusläsionen) und 22,0 % vs. 4,5 % (Arthrose).
Dennoch verhinderte auch die frühe
Rekonstruktion gerissener vorderer Kreuzbänder nicht alle Folgen, wie
der Vergleich mit den Kontrollen ohne Kreuzbandriss zeigte. Das Risiko,
bis zum Ende der Nachbeobachtungszeit eine Diagnose arthrotischer
Knieveränderungen gestellt zu bekommen, war trotz früher Operation
4,9-fach gesteigert; die Quoten lagen bei 4,5 % vs. 1,2 %. Hinweise auf
spätere Arthrose nach einem Riss des vorderen Kreuzbandes gaben ein
Alter von über 21 Jahren zum Zeitpunkt der Verletzung, bestehende
Knorpelschäden und mediale oder laterale Meniskusrisse.
Sanders TL et al. Is Anterior Cruciate Ligament Reconstruction Effective in Preventing Secondary Meniscal Tears and Osteoarthritis? Am J Sports Med 2016; online 8. März; doi: 10.1177/0363546516634325