Der Einsatz von NSAR als Teil des postoperativen Schmerzmanagements scheint das akute Blutungsrisiko nicht zu erhöhen. Zu diesem Schluss kommen US-Forscher nach Auswertung der Daten von über 150.000 Chirurgiepatienten.
In der postoperativen
Schmerztherapie werden nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oft zurückhaltend
eingesetzt, obwohl sie eigentlich eine wichtige Ergänzung oder gar eine
Alternative zu Opioiden wären. Ein wichtiger Grund ist die Angst vor Blutungen.
Diese Sorge ist jedoch wahrscheinlich nicht berechtigt; das legen zumindest die
Ergebnisse einer Metaanalyse über 74 Studien nahe. An der US-Studie waren
insgesamt 151.031 chirurgische Patienten beteiligt. Den Daten zufolge erhöhten
NSAR bei Verabreichung kurz vor, während oder unmittelbar nach der Op. das
Risiko akuter Blutungen nicht nennenswert.
Beschränkung auf
"signifikante Blutungen"
Das Autorenteam um Dr.
Tasce Bongiovanni von der University of California in San Francisco hatte sich
bei der Auswertung auf „signifikante Blutungen“ beschränkt. Solche lagen
definitionsgemäß vor, wenn ein Hämatom dokumentiert war, der Patient aufgrund
einer Blutung erneut operiert werden musste oder einer Bluttransfusion
bedurfte.
Zu jedem dieser
Endpunkte führten die Forscher jeweils eine separate Metaanalyse durch. Diese
umfasste für das Hämatom 35 Studien, für die blutungsbedingte erneute Op. 19
und für die Bluttransfusion 16 Studien. Bei mehr als der Hälfte der Studien
handelte es sich um randomisierte kontrollierte Studien (RCT), der Rest waren
Kohortenstudien.
Der Unterschied zwischen
der Gruppe mit bzw. ohne perioperativ verabreichte NSAR war in keiner der
Auswertungen signifikant. Die Studienheterogenität hielt sich dabei in Grenzen
(allenfalls niedrige Heterogenität). Bei den Eingriffen dominierten solche an
der Brust (14 Studien), gefolgt von abdominalchirurgischen (10) und
orthopädischen Eingriffen (9). Die Nachbeobachtungsdauer reichte von zwölf
Stunden bis drei Tagen. Das Team weist darauf hin, dass ausgerechnet die beiden
Studien mit dem kürzesten Follow-up industriegesponsert waren. Etwaige
Nachblutungen seien hier möglicherweise nicht erfasst worden, schränken
Bongiovanni et al. ein.
In Subanalysen wurde der
Effekt verschiedener NSAR-Typen untersucht. Dabei handelte es sich um Ketorolac
(verwendet in 41 Studien), Diclofenac (8), Ibuprofen (8), Celecoxib (6),
Ketoprofen (5) oder Parecoxib (4). Auch hier fand sich nirgendwo ein Hinweis
auf einen signifikanten Unterschied bei Verwendung bzw. Nichtverwendung des
jeweiligen Präparats.
Studien, in denen man
ausschließlich die Wirkung von Acetylsalicylsäure (ASS) untersucht hatte, waren
ausgeschlossen. Das Gleiche galt für Studien, die den Effekt einer
Langzeittherapie mit NSAR zum Gegenstand hatten, oder in denen die Substanzen
lediglich präoperativ verabreicht worden waren.
Was in der Metaanalyse
nicht berücksichtigt werden konnte, waren verschiedene Altersgruppen. Hier war
es aufgrund der unterschiedlichen Einteilungsmodalitäten nicht möglich, eine
einheitliche Stratifizierung vorzunehmen.
Nach Bongiovanni und
Kollegen müssten zwar stets auch andere NSAR-Nebenwirkungen (z. B. Gastritis)
in Betracht gezogen werden. Im Hinblick auf das postoperative Blutungsrisiko
seien die Substanzen bei kurzfristiger Anwendung jedoch wahrscheinlich sicher
und könnten als Teil eines multimodalen postoperativen Schmerzmanagements in
vielen chirurgischen Fachgebieten zum Einsatz kommen.
Literatur
Bongiovanni
T et al. Systematic Review and
Meta-Analysis of the Association Between Non-Steroidal Anti-Inflammatory Drugs
and Operative Bleeding in the Perioperative Period. J Am Coll Surg 2021; https://doi.org/10.1016/j.jamcollsurg.2021.01.005