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Montag, 8. Juli 2013

Fall 10 Auflösung: Epicondylitis humeri radialis



Bei den geklagten Beschwerden handelt es sich um einen "Tennisarm". Typisch ist der lokale Schmerz über der brachioradialen Muskelgruppe bei Pronation gegen Widerstand.

Beschwerden des Ellenbogens sind bei Freizeitsportlern besonders häufig. Bis zu 50% von ihnen leiden während ihrer sportlichen Karriere an einer medialen oder lateralen Epikondylitis.

Bei der Epikondylitis handelt es sich um eine lokale strukturelle Schädigung der inserierenden Muskel- und Sehnenansätze des M.extensor carpi radialis brevis, bzw. der Flexorenmuskulatur am medialen Epikondylus. Ausgelöst wird sie durch die akute, häufiger jedoch die chronische mechanische Überlastung oder muskuläre Dysbalancen. In 1-2% entstehen sie auf dem Boden degenerativer Veränderungen. In begrenztem Umfang vermag der Körper diese Schädigungen zu kompensieren. Werden jedoch die Fähigkeiten überstiegen, drohen persistierende Entzündungen, ödematöse Reaktionen des umgebenden Gewebes (Peritendinose), der Sehnenscheiden (Tendovaginitis) oder Rupturen.

Mit einer Gesamtinzidenz im Sport von 1,9% sind besonders Tennisspieler und Golfer betroffen, was den Begriff des "Tennis-" oder auch "Golferellenbogens" geprägt hat. 36% der Tennisspieler leiden dauerhaft oder vorübergehend an einer Epikondylitis. Der Vergleich von Freizeitsportlern und Profis zeigt, daß die Inzidenz bei Freizeitsportlern deutlich höher liegt. Betroffen sind vermehrt Männer zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Außerhalb der Sportes ist die Epikondylitis  bei Frauen mit handgelenksbetonten Tätigkeiten gehäuft zu finden.

Bei einem Drittel der Patienten führt die Erkrankung zu einer erheblichen Beeinträchtigung im Berufs- und Alltagsleben.

Klinik:                             
Klinisch steht der Schmerz im Vordergrund, der sowohl in den Unterarm als auch in den Oberarm ausstrahlen kann, so daß die auch die Abgrenzung von schulter-, HWS- oder handgelenksassoziierten Erkrankungen erfolgen muß. Über dem Epikondylus läßt sich i.d.R. ein lokaler Druckschmerz auslösen, der bei kräftigem Faustschluß und Pronation oder Supination forciert werden kann. Der Bewegungsumfang im Ellenbogen ist frei und ohne Bewegung gegen Widerstand häufig schmerzlos, bei passiver Dehnung schmerzhaft. Als klinischer Test vermag der Thomson-Test die Diagnose zu unterstützen. Dabei wird der Patient angehalten, mit gebeugtem Ellenbogen, geöffneten Handflächen und gestreckten Fingern z.B. eine Tischplatte anzuheben. Ein Varus- oder Valgusstress Test erfaßt ein mögliches Impingement einer Plica zwischen Radiusköpfchen und Epicondylus.

Differentialdiagnose:
Differentialdiagnostisch sollten Wurtzelaffektionen der unteren HWS, ein Thoracic-outlet-Syndrom, ein Ulnaris-Rinnen-Syndrom oder eine Streßfraktur der proximalen Ulna oder des Olekranons ausgeschlossen werden, weshalb bei Erkrankung als zusätzliche Diagnostik ein Röntgen in zwei Ebenen zu empfehlen ist.Auch sollte an ein Plica Impingement gedacht werden.

Therapie:
In beschränktem Umfang ist eine spontane Regeneration möglich. Persistieren die Beschwerden nach einer Belastungs- oder Sportkarenz, kann sich in Abhängigkeit von der Beeinträchtigung der Beschwerden eine Immobilisierung durch einen geschalten Oberarmcast oder einen Tapeverband anbieten. Wir immobilisieren in einer ventralen Gipslonguette für die Dauer der Schmerzhaftigkeit verbunden mit der lokalen Applikation und oralen Gabe von nichtsteroidalen Antiphlogistka. Neben der Kühlung in der Akutphase kann die Therapie durch die Querfriktion der Sehnenansätze ergänzt werden. Auch alternative Behandlungsweisen mit Akupunktur weisen gute Ergebnisse auf und vermögen den z.T. langwierigen Verlauf günstig zu beeinflussen.

Die lokale Infiltration mit Kortikoiden steht nicht an primärer Stelle. Sie vermag die Regenerationsfähigkeit des Gewebes zu beeinträchtigen und ist daher umstritten. Auch eine Dauermedikation mit Kortikoiden, z.B. als bestehende Vormedikation, ist problematisch und kann zu protrahierten Verläufen neigen.

Der Verlauf der konservativ geführten Epikondylitis ist geprägt durch eine hohe Rezidivrate. Sind die konservativen Möglichkeiten ausgeschöpft, kann die operative Therapie in Erwägung gezogen werden. Sie ist indiziert bei Therapieresistenz von mehr als 6 Monaten, rezidivierenden Beschwerden über einen Zeitraum von einem Jahr oder der vollständigen Belastungsunfähigkeit. Das Prinzip beruht dabei auf einer Denervation der Muskel- und Sehnenansätze am ossären Ansatzpunkt. Die Vielzahl unterschiedlicher Vorgehensweisen zeigt, daß auch die operative Therapie keine Rezidivfreiheit garantiert. Allgemein kann von einer Rezidivrate von 30 bis 50% gerechnet werden, bei konservativer Therapie in x%. 

In der Prophylaxe der Epikondylitis zeigt die geringere Inzidenz bei Profis, daß durch ein leistungsadaptiertes Training exzessive Belastungsspitzen abgefangen werden können. Dem Freizeitsportler kann im Tennis eine Verbesserung seiner Schlagtechnik, die langsame Leistungssteigerung nach einem Wechsel der Bespannung, des Untergrundes oder der Trainigsintensität empfohlen werden. Als weiteres Hilfsmittel sind bei Patienten mit einer rezidivierenden Epikondylitis die Pelottenbandagen beliebt (Abb.), die eine Kompression auf die proximalen Sehnenansätze ausüben und schmerzlindernd wirken.