Sie vermuten auf eine Patientin mit selbstverletzendem Verhalten (Borderline Syndrom)
Definition:
Die
Krankheit Borderline-Störung ist eine Persönlichkeitsstörung. Man nimmt an, daß
belastende Ereignisse gepaart mit einer ungünstigen Veranlagung dazu führen
können, dass sich eine negative Entwicklung der Persönlichkeit bildet. Im Falle
von Borderline leidet der Patient neben seiner Umwelt auch an sich selbst. Die
Entstehung ist multifaktoriell. So werden Faktoren anerkannt, die das genetisch
bedingte Temperament betreffen, Umweltfaktoren, z.B. Erfahrungen und Traumata,
sowie neurologische oder biochemische Störungen.
Merkmale:
Die
für eine Borderline-Störung typischen Verhaltensweisen mit selbstgefährdendem
Verhalten bilden sich schon in der Kindheit heraus. Leider wird eine Diagnose
der Borderline-Störung meist erst im Jugendalter durchgeführt, da im
Kindesalter auch "normale" Entwicklungsstadien ein ähnliches Bild wie
eine Borderline-Störung hervorrufen können.
Verlauf:
Der
Verlauf der Borderline-Störungen ist meist chronisch: Der Patient ist anhaltend
instabil, zudem kommt es immer wieder zu Phasen des emotionellen
Kontrollverlustes.
Im
fortgeschrittenen Alter nimmt die Borderline-Störung meist ab, viele der
Betroffenen sind ab dem 3. oder 4. Lebensjahrzehnt meist so stabil, daß die
Störung nach außen hin kaum noch wahrgenommen wird. Dies erleichtert besonders
das Familienleben und soziale Kontakte wie zum Beispiel am Arbeitsplatz.
Chirurgische Bedeutung:
Aus
chirurgischer Sicht sehen wir besonders häufig artefiziell beigebrachte
Verletzungen. Diese sind in der Regel nicht schwerwiegend, jedoch multipel.
Typisch sind die oberflächlichen „Probierschnitte“. Sie sind Hauptmerkmal der
Borderliner
Es
gibt verschiedene Varianten, die besonders häufig vorkommen:
- Typisch sind Schnitte durch Messer, Scherben, Rasierklingen oder andere scharfe Gegenstände. Dabei reicht die Tiefe der Wunden von "nur" oberflächlich bis zu wirklich tief.
- Zufügen von Wunden durch Kratzen bzw. das immer wieder von neuem Aufkratzen alter Wunden
- Fingernägel abreißen oder abbeißen bis zum Nagelbett
- Das Ausreißen der Haare am Körper
- Das Schlagen mit dem Kopf an Wände oder auf Tische
- Das Schlucken von Medikamenten oder auch Chemikalien, wie z.B. Spülmittel
- Auspowern des Körpers durch Sport bis zur totalen Kraftlosigkeit
- Hungern bis zum Zusammenbruch
- Sich selbst schlagen
Therapie:
Neben
der primären Wundversorgung ist die Frage nach dem Bekanntheitsgrad der Störung
wichtig. Aus meiner Erfahrung ist die Weiterleitung in einen psychiatrischen
Dienst zur Frage der Notwendigkeit einer Krisenintervention hilfreich. Angehörige
von Kindern sollten befragt werden, ob eine Störung bekannt ist oder schon
behandelt wird. Häufig ist das Eltern/ Kindverhältnis zerrüttet oder Auslöser
der Krise, so dass eine therapeutische Intervention sinnvoll ist.