Die postoperative
Antibiotikatherapie über fünf Tage schützt Erwachsene mit perforierter
Appendix offenbar nicht besser vor einer Infektion als eine dreitägige
Behandlung. Zu diesem Ergebnis kam eine retrospektive niederländische
Studie, die die beiden präventiven Strategien miteinander verglich.
Eine verlängerte Antibiotikagabe nach der Appendektomie bei
Patienten mit komplizierter Appendizitis soll das Risiko für
postoperative Infektionen verringern. Die Autoren untersuchten, ob statt der häufig
üblichen fünf Tage postoperativer Antibiotikatherapie bei
Risikopatienten auch drei Tage genügen. Amerikanische Leitlinien
empfehlen in diesen Fällen derzeit eine Behandlung über vier bis sieben
Tage. Bei Kindern konnte bereits kein zusätzlicher Nutzen einer
Antibiotikagabe über fünf Tage hinaus nachgewiesen werden, für
Erwachsene ist die Datenlage bislang allerdings dünn.
In
einer Kohortenstudie verglichen die Chirurgen deshalb die Daten
erwachsener Patienten, die sich in einer von zwei Kliniken der gleichen
Region zwischen Januar 2004 und Dezember 2010 einer operativen oder
laparoskopischen Appendektomie unterzogen hatten. In der einen Klinik
erhielten die frisch operierten Risikopatienten zusätzlich über drei
Tage Antibiotika, in der anderen über fünf Tage. Primärer Endpunkt der
Studie war das Auftreten postoperativer oberflächlicher Wundinfektionen
oder intraabdominaler Infektionen.
Im
Untersuchungszeitraum wurden in den beiden Kliniken insgesamt 1143
Patienten wegen einer akuten Appendizitis operiert (655 offen, 488
laparoskopisch). Alle Patienten erhielten vor Beginn der Anästhesie
einmalig 1000 mg Cefamandol und 500 mg Metronidazol als
Infektionsprophylaxe i.v. 3,1% aller appendektomierten Patienten
entwickelten einen intraabdominalen Abszess, 2,0% eine Wundinfektion.
Bei
267 der Probanden lag eine komplizierte Appendizitis (perforiert oder
mit purulenter Peritonitis) vor. Diese Patienten erhielten Cefuroxim
(750 mg 3 x tgl.) und Metronidazol (500 mg 3 x tgl.) intravenös, und
zwar 135 von ihnen über drei Tage und 123 Patienten über mindestens fünf
Tage. 7,9% der Patienten mit verlängerter Antibiotikatherapie wegen
komplizierter Appendizitis entwickelten einen intraabdominalen Abszess,
fast immer infolge einer Perforation, 3,4% eine Wundinfektion.
Zwischen
den Patienten der beiden Gruppen mit unterschiedlicher Behandlungsdauer
konnte kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der
Infektionshäufigkeit festgestellt werden. In
der univariaten Auswertung entwickelten mehr Patienten mit
komplizierter Appendizitis nach laparoskopischer Appendektomie einen
intraabdominalen Abszess als nach offener Op. In der multivariaten
Analyse konnte die Methode allerdings nicht als unabhängiger
Risikofaktor bestätigt werden.
Mehr:
Van Rossem CC et al. Duration of antibiotic treatment after appendicectomy for acute complicated appendicitis. Br J Surg 2014; online 26. März; doi: 10.1002/bjs.9481