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Dienstag, 2. Dezember 2014

Clavikulafrakturen nicht im Liegen röntgen!

Zur röntgenologischen Beurteilung einer dislozierten Schlüsselbeinfraktur empfiehlt es sich, den Patienten aufrecht stehen oder sitzen zu lassen. In einer US-Studie trat das Ausmaß der Dislokation in dieser Position viel deutlicher zutage als beim Röntgen am liegenden Patienten.


Für die Therapieentscheidung bei Schlüsselbeinfraktur ist das Ausmaß der Dislokation mit entscheidend. Die Frage ist nur, ob die Darstellung im Röntgenbild der Realität entspricht. Ein standardisiertes Protokoll fürs Röntgen existiert bislang nicht, und so ist es dem Untersucher überlassen, ob er den Patienten für die Aufnahme sitzen, stehen oder liegen lässt.

Wie Dr. Jonathan D. Backus und Kollegen von der Washington University in St. Louis herausgefunden haben, erscheint die gleiche Fraktur in aufrechter Position in der Regel deutlich stärker disloziert als im Liegen.

Dislokation um 90% stärker
Die Forscher hatten 46 erwachsene Patienten mit akuter (geschlossener) Schlüsselbeinfraktur in jeweils beiden Positionen geröntgt. In den in aufrechter Haltung angefertigten Aufnahmen maßen Backus et al. eine durchschnittliche Dislokation von 15,9 mm, bei den Liegendaufnahmen dagegen von 8,4 mm. Dies entspricht einem Anstieg um 89% bei sitzender Position. Bei 44% der Patienten war in aufrechter Haltung, aber nicht bei Untersuchung im Liegen eine Verschiebung der Fraktur um mehr als 100% des Schaftdurchmessers festzustellen. Besonders deutlich war der Unterschied bei mittleren Schaftfrakturen: Bezogen auf diese allein wurde eine Dislokation von durchschnittlich 17,1 mm im Sitzen, aber nur um 9,0 mm im Liegen gemessen.
Leichte Verkürzung

Bei aufrechtem Röntgen stellte sich das verletzte Schlüsselbein im Schnitt etwas kürzer dar: Die durchschnittlichen Längen betrugen 16,2 cm verglichen mit 16,8 cm im Liegen. Dieser Unterschied war in der Studie zwar signifikant, dürfte aber laut Backus et al. wenig bedeutsam sein. Ähnliches gilt auch für die relative Verkürzung gegenüber der gesunden Gegenseite, die die Forscher fanden: Diese betrug im Schnitt 3 mm in aufrechter Position. Im Liegen hatte sich das Schlüsselbein dagegen im Vergleich zur kontralateralen Seite optisch sogar um durchschnittlich 1,3 mm verlängert. Auch darin sehen die Forscher jedoch keinen klinisch relevanten Effekt.

Lieber im Stehen röntgen
Die aufrechte Position beim Röntgen ist zur Beurteilung der Dislokation einer Schlüsselbeinfraktur deutlich besser geeignet. Dieser Unterschied kann über die OP Indikation und die Therapieplanung entscheiden. Gegenwärtig wird eine vertikale Dislokation um mehr als 100% als relative Indikation für ein chirurgisches Vorgehen angesehen. Auch Verkürzungen um mehr als 2 cm erfordern nach derzeitigem Stand eine Operation.



Keywords: Dr Pietsch, Clavikulafraktur, Röntgen Clavikularfraktur
 
  Backus JD et al. Upright Versus Supine Radiographs of Clavicle Fractures: Does Positioning Matter? J Orthop Trauma 2014; 28: 636–641; doi: 10.1097/BOT.0000000000000129