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Sonntag, 29. September 2013

Ist ein Arzt an Bord?

Zu medizinischen Notsituationen während eines Fluges kommt es relativ häufig. Ernster Natur sind sie aber eher selten, wie eine US-Studie ergeben hat. In knapp der Hälfte der Fälle ist ein Arzt nicht nur an Bord, sondern eilt auch zu Hilfe.

Bei jährlich 2,75 Milliarden Flugpassagieren weltweit kann es entsprechend häufig zu medizinischen Zwischenfällen kommen: Auf 44.000 pro Jahr wird die Zahl in einer kürzlich im New England Journal of Medicine (NEJM) veröffentlichten Studie geschätzt – das sind 120 Tag für Tag. 

Der Medizinische Dienst der Lufthansa hat im vergangenen Jahr ausgerechnet, dass man 24 Interkontinentalflüge mitmachen muss, um mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit einen solchen Notfall mitzuerleben.

Die Freiheit über den Wolken ist für Ärzte schon insofern begrenzt, als sie sich der Frage, ob ein Arzt an Bord sei, nicht einfach verweigern können. Beispielsweise gelten in deutschen Flugzeugen die deutschen Gesetze, und die verpflichten zur Hilfe im Notfall. Für Fehler haften müssen Ärzte nach derzeitiger deutscher Rechtslage allerdings erst bei grober Fahrlässigkeit.

Die NEJM-Studie kann zögerliche Mediziner insofern beruhigen, als die Mehrzahl der Zwischenfälle eher harmloser Natur ist. Denn ausweislich der Ergebnisse, die eine Arbeitsgruppe um den Notfallmediziner Drew Peterson von der University of Pittsburgh School of Medicine vorgelegt hat, entfallen 37,4% der medizinischen Notfälle über den Wolken auf Synkopen und Präsynkopen. Atemprobleme sind mit 12,1%, Übelkeit und Erbrechen mit 9,5% und kardiale Ereignisse mit 7,7% – Herzstillstände mit 0,3% – vertreten. In 2,0% der Fälle handelt es sich um (den Verdacht auf) einen zerebralen Insult. (Zu weiteren Notfällen im Flugzeug siehe Tabelle 1.)

Notfälle über den Wolken – eine Auswahl
Synkopen/Präsynkopen37,4%
Atemprobleme12,1%
Übelkeit, Erbrechen9,5%
Kardiale Ereignisse7,7%
Epileptische Anfälle5,8%
Bauchschmerzen4,1%
Infektionen2,8%
Agitiertheit, psychiatrische Symptome2,4%
Allergische Reaktionen2,2%
(V. a.) Schlaganfälle2,0%
Traumata1,8%
Diabetische Komplikationen1,6%
Geburtshilfliche/gynäkologische Ereignisse0,5%
Herzstillstände0,3%
Peterson DC et al. N Engl J Med 2013; 368: 2075–83

25,8% der Patienten werden nach der Landung notfallmäßig in eine Klinik transportiert, aber nur 8,6% müssen stationär behandelt werden – meist wegen zerebraler Insulte, respiratorischer Probleme und kardialer Ereignisse. Bei 0,3% der Patienten endet der Zwischenfall tödlich.

Ärzte, die als Passagiere an Bord sind, leisten in knapp der Hälfte (48,6%) der Notfälle medizinische Nothilfe. Nur bei jedem 13. bis 14. Patienten (7,3%) hat der Notfall eine Zwischenlandung zur Folge. Solche außerplanmäßigen Landungen sind am häufigsten nach einem Herzstillstand an Bord (57,9%). Die Entscheidung darüber, ob der Flieger landet, liegt allerdings beim Flugkapitän, nicht beim Arzt.
Für ihre retrospektive Studie hatten Peterson und Kollegen die Daten von knapp 12 000 Zwischenfällen analysiert, die sich von Januar 2008 bis Oktober 2010 während eines Fluges ereignet hatten. Die Angaben entstammten den Aufzeichnungen medizinischer Kommunikationszentren, die von Fluggesellschaften unterhalten werden. Abgebildet waren damit rund 10% des gesamten Flugaufkommens im genannten Zeitraum. Rein rechnerisch ist damit von einem Notfall pro 604 Flügen auszugehen. Das Alter der in die Studie einbezogenen Patienten lag im Mittel bei 48 Jahren, die Spanne betrug 14 Tage bis 100 Jahre. Automatische externe Defibrillatoren wurden bei 1,3% der Zwischenfälle eingesetzt.

Die meisten medizinischen Notsituationen während eines Fluges sind jedoch selbstlimitierend oder werden zutreffend eingeschätzt und ohne Änderung der geplanten Flugroute behandelt. Ernste Erkrankungen oder gar Todesfälle sind dagegen selten.

MMW - Fortschritte der Medizin 2013; 155 (13): 14-15 basierend auf: Peterson DC et al. Outcomes of Medical Emergencies on Commercial Airline Flights. N Engl J Med 2013; 368: 2075–83

Donnerstag, 26. September 2013

Fall 22: Der akute Oberbauch III: Akute Cholecstitis

Sonografisch sehen Sie eine wandverdickte Gallenblase mit etwas Sludge und deutlichem Wandödem im Leberbett.

Es handelt sich um eine akute Cholecystitis.

Therapeutisch steht die zunächst konservative Therapie mit systemischer Antibiose der operativen Sanierung im Entzündungsstadium egegenüber. Beide Wege sind möglich. Verschlechtert sich das klinische Bild jedoc, ist die chirurgisch Sanierung zwingend indiziert. Die Meinungen über das erfolgversprechendste Vorgehen bei akuter Cholezystitis sind geteilt.

Erst kürzlich ist eine Studie veröffentlicht worden, die dieser Frage nachging!

Dabei lieferte die eutsche ACDC-Studie überzeugende Argumente für die laparoskopische Cholezystektomie innerhalb von 24 Stunden.
Ausgehend von der Annahme, dass eine Operation im entzündeten Gewebe komplikationsträchtiger ist, war die laparoskopische Cholezystektomie in ihren Anfängen bei akuter Cholezystitis sogar kontraindiziert. 
Seitdem sind jedoch Studien veröffentlicht worden, nach denen die frühe chirurgische Intervention einer Behandlung mit Antibiotika und späterer Operation vergleichbar oder sogar überlegen scheint. Letzteres wird jetzt auch durch die ACDC-Studie bestätigt (das Akronym steht für „Acute Cholecystitis – early laparoscopic sugery versus antibiotic therapy and Delayed elective Cholecystectomy“). Studienleiter Professor Markus W. Büchler von der Universitätsklinik Heidelberg und Kollegen sehen die sofortige laparoskopische Cholezystektomie deshalb als „Therapie der Wahl“ bei akuter Gallenblasenentzündung.
An der prospektiven multizentrischen Studie beteiligten sich 618 Patienten mit akuter Cholezystitis. Die laparoskopische Cholezystektomie erfolgte nach dem Zufallsprinzip entweder innerhalb von 24 Stunden (304 Patienten) oder zwischen Tag 7 und 45 nach vorausgegangener Antibiotikatherapie (314 Patienten). Beide Gruppen wurden mit Moxifloxacin behandelt, die sofort Operierten im Schnitt für fünf, die später Operierten für neun Tage. Den zunächst konservativ behandelten Patienten wurde im Mittel nach 25 Tagen die Gallenblase entfernt. Eine Konversion zur offenen Op. erfolgte mit beiden Strategien etwa gleich häufig, nämlich bei 9,9% und 11,9% der Patienten.
Geringere Morbidität, kürzerer Klinikaufenthalt
Die Morbidität nach 75 Tagen, der primäre Studienendpunkt, war bei sofortiger Op. signifikant geringer als bei verzögerter Op. 12,0% vs. 33,3% der protokollgemäß behandelten Patienten hatten eine Komplikation wie persistierende Cholezystitis, Cholangitis, Peritonitis oder Abszess. In der Intention-to-Treat-Analyse betrugen die Morbiditätsraten 11,8% und 34,4%. Die Mortalität war mit 0,3% in beiden Gruppen gleich.
Die Operation noch am Tag der Klinikvorstellung brachte außerdem eine Verkürzung des stationären Aufenthalts von 10,0 auf 5,4 Tage. Vor allem wegen der kürzeren Liegezeit war sie auch mit geringeren Kosten verbunden, 2919 Euro vs. 4262 Euro.
„Nimmt man alle früheren Untersuchungen und unsere randomisierte Studie zusammen, dann ist die Frage nach dem besten Zeitpunkt für die laparoskopische Cholezystektomie bei Patienten, deren Allgemeinzustand und Komorbiditäten eine Operation erlauben, jetzt geklärt“, schreiben Studienerstautor Dr. Carsten N. Gutt, Heidelberg, und Kollegen. „Eine Cholezystektomie innerhalb von 24 Stunden ist optimal.“  Eine Verschiebung des Eingriffs aus logistischen Gründen sei zwar machbar, dafür solle aber der frühestmögliche Zeitpunkt angestrebt werden. Die primär konservative Strategie sei selbst bei Einsatz eines wirksamen Antibiotikums mit einem messbaren Risiko verbunden, dass die Symptome der akuten Cholezystitis nicht verschwinden oder bald wiederkehren und dadurch die Behandlung erschweren.


Acute Cholecystitis. Early Versus Delayed Cholecystectomy, A Multicenter Randomized Trial (ACDC Study, NCT00447304). Ann Surg 2013; 258: 385–393

Dienstag, 24. September 2013

Fall 22: Der Akute Oberbauch III

Morgens um 4.15 kommt eine 64-jährige, adipöse Patientin zur Aufnahme. Seit drei Tagen bestünden rechtsseitige Oberbauchbeschwerden.

JA: Die Patientin gibt an, dass die Beschwerden seit dem Vortag an Intensität zugenommen hätten. Es wird ein dumpfer und atemabhängiger Dauerschmerz angegeben. Der gesamte Bauch wäre empfindlich. Sie habe mehrfach erbrochen, zuletzt gallig. Es besteht Übelkeit und Inappetenz. Sie fühle sich matt. Stuhlgang und Miktionwären o.B. ohne Änderung der Farbe.

EA: Patientin nach Appendektomie in der Kindheit. Bek Hypertonie, bek D. mellitus Typ II, für den sie Metformin nimmt.

Befund: 64-jährige Patientin in adipösem EZ, leicht reduziertem Allgemeinzustand. Abdomen weich mit Zeichen der peritonealen Reizung im oberen Epigastrium und des recthen unteren Rippenbogens. Deutlicher Druckschmerz mit Abwehrspannung beit tieferer Palpation über dem rechten Rippenbogen. Darmgeräusche ob.

Temperatur 38,6°C

Sono:

notfallambulanz.blogspot.de


Labor: 14.600 Leokos, CRP 132, yGT, GOT, GPT normwertig, AP leicht erhöht, Bili 1,32 g/dl, Nierenwerte o.B.

Was sehen Sie sonografisch?
Ihre Verdachtsdiagnose?
Was veranlassen Sie?

Donnerstag, 19. September 2013

5 Mythen in der orthopäsichen Chirurgie

Die AAOS (American Academy of Orthopedic Surgeons) hat für ihren Fachbereich fünf Maßnahmen aufgelistet, von denen nach der gegenwärtigen Studienlage in der Regel abzuraten ist:
  1. Der routinemäßige Ultraschall nach elektivem Hüft- oder Kniegelenkersatz zum Ausschluss einer tiefen Beinvenenthrombose. Bei unverändertem klinischem Status des Patienten zeigt diese Untersuchung keinen Nutzen im Hinblick auf Symptome und auch keine Relevanz für die Therapieentscheidung.
  2. Die Gelenklavage bei symptomatischer Kniegelenkarthrose. Diese führt zu keinerlei Verbesserung im Hinblick auf Schmerzen, Funktion, Steifheit, Druckschmerzhaftigkeit oder Schwellung.
  3. Die sogenannten Chondroprotektiva Glukosamin und Chondroitinsulfat. Diese haben bei der Arthrose des Kniegelenks keinerlei Nutzen.
  4. Keileinlagen oder auch neutrale Einlagen. Diese haben keinerlei Effekt auf Schmerzen oder funktionelle Ergebnisse bei Kniegelenkarthrose.
  5. Das postoperative Anlegen eines Gipsverbandes nach Karpaltunnelsyndrom-Op. Der Verband trägt weder zu einer Verbesserung der Gebrauchsfähigkeit der Hand bei, noch schützt er vor Komplikationen. Auch die Patientenzufriedenheit konnte in Studien in der Regel nicht verbessert werden. Dagegen erhöht sich das Risiko für Adhäsionen und Bewegungseinschränkungen.bei Gonarthrose
Als orthopädische Chirurgen sollte es die Pflicht gegenüber den Patienten sein, ihnen Beweglichkeit zu gewährleisten und durch evidenzbasierte, hochqualifizierte Maßnahmen Lebensqualität zu erhalten. Die Teilnahme an der „Choosing Wisely®“-Kampagne sei eine wichtige Hilfestellung für den Dialog mit dem Patienten. Zu dessen optimaler Versorgung gehöre es auch, Untersuchungen oder therapeutische Maßnahmen zu identifizieren, für die sich wenig oder gar kein Nutzen zeigen lasse.
Neben der AAOS haben bereits zahlreiche weitere US-Fachgesellschaften entsprechende Fünf-Punkte-Listen für ihre Fachbereiche vorgelegt.

American Academy of Orthopedic Surgeons. Choosing Wisely®. Five Things Physicians and Patients Should Question. Online 11. September 2013

Montag, 16. September 2013

Chirurgie: Nur mit Drogen zu ertragen?

"Focus" meldet:
Jeder fünfte Chirurg nahm in seinem Leben schon einmal Aufputschmittel. Wie gefährlich ist es für die Patienten, wenn sich Ärzte mit Pillen fit machen für den Operationssaal?
Überforderung, Leistungsdruck, ständige Erreichbarkeit und Stress – viele Arbeitnehmer in Deutschland fühlen sich mental und körperlich ausgelaugt. Um dem entgegenzuwirken greifen etliche von ihnen offenbar in den Medikamentenschrank. Sogar in der Berufsgruppe der Chirurgen hat jeder Fünfte in seiner Laufbahn schon einmal zu einem verschreibungspflichtigen Medikament oder einer illegalen Droge gegriffen, um seine Leistung zu verbessern. Das besagt eine Studie der Universität Mainz, in der die Wissenschaftler 1105 deutschsprachige Chirurgen befragten.

Darum nehmen Ärzte Pillen

Chirurgen arbeiten oft im Schichtdienst und stehen lange in OP-Sälen, um Menschenleben zu retten. Es ist ein ungeheurer Druck, der auf den Ärzten lastet. Doch Aufputschmittel sind gerade für sie besonders attraktiv, nehmen die Mainzer Studienautoren um Klaus Lieb, dem Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, an. Denn andere Strategien, mit Schlafmangel oder Konzentrationsstörungen umzugehen – wie etwa Schlaf nachzuholen oder Entspannungstechniken anzuwenden – kosten mehr Zeit als eine Pille einzuwerfen.

„Ob dadurch ein Risiko für die Patienten entsteht ist, wissen wir nicht“, sagt Lieb. „Aus unserer Studie geht nicht hervor, dass die Chirurgen gedopt sind, wenn sie im OP-Saal stehen.“ Aufhellende Substanzen müssen sich laut Lieb zudem nicht zwangsläufig schlecht auf die Behandlung des Patienten auswirken. Auf der anderen Seite sei eine Gefährdung aber auch nicht ausgeschlossen: Stimulanzien könnten dazu führen, dass derjenige, der sie einnimmt, seine eigenen Kapazitäten überschätzt, schreiben die Studienautoren.

Nicht nur Ärzte dopen

Im Rahmen des „Fehlzeiten Reports 2013“ berichtete die AOK, dass immer mehr Deutsche erkranken, weil sie zu Suchtmitteln wie Nikotin, Alkohol und Kokain greifen. Dazu befragte die Krankenkasse 2000 Erwerbstätige zwischen 16 und 65 Jahren. Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage, die durch die Einnahme von Suchtmitteln verursacht werde, ist laut AOK-Studie in den letzten zehn Jahren um fast ein Fünftel gestiegen (17 Prozent). Hauptschuldig daran sind weiterhin der Alkoholkonsum und das Rauchen. Doch neue Suchtmittel, wie das „Gehirndoping“ seien auf dem Vormarsch.
Immerhin fünf Prozent der deutschen Arbeitnehmer haben laut AOK-Studie in den letzten zwölf Monaten Psychopharmaka oder Amphetamine eingenommen, um ihre Arbeitsleistung zu verbessern. Darunter griffen etwas mehr Frauen zu den Aufputschmitteln als Männer. Bei den unter 30-Jährigen war es sogar jeder zwölfte. Der stellvertretende Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Institutes der AOK Helmut Schröder vermutet, dass die Dunkelziffer noch erheblich höher sein dürfte.
 „Berufsgruppen mit starker Belastung durch Stress oder Leistungsdruck sind besonders gefährdet“, sagt Klaus Lieb von der Universität Mainz. Zu diesem Schluss kommt auch die Studie der AOK: Wen die Arbeit stark unter Druck setzt, der ist eher gefährdet. Kommt eine geringe Motivation hinzu, macht es den Griff zu Aufputschmitteln noch wahrscheinlicher. Immerhin 14,6 Prozent der Arbeitnehmer mit „starker Getriebenheit“ und „geringem Arbeitseifer“ griffen laut AOK-Studie in den vergangenen zwölf Monaten zu leistungssteigernden Mitteln.

Und sogar schon Studenten dopen: Der Mainzer Sportwissenschaftler Pavel Dietz und seine Kollegen haben mehr als 2 000 Mainzer Studenten befragten, ob sie im letzten Jahr verschreibungspflichtige oder illegale Mittel wie Amphetamine, Koffeintabletten oder Kokain eingenommen haben, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Etwa jeder Fünfte unter ihnen hatte zu solchen Mitteln gegriffen, darunter etwas mehr Männer als Frauen, Erstsemester häufiger als höhere Semester.

Bekannter Trend

Bereits vor vier Jahren kam die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) in einer repräsentativen Untersuchung zu ähnlich dramatischen Ergebnissen: Sie fand heraus, dass „jeder fünfte Arbeitnehmer die Einnahme von Medikamenten ohne medizinische Erfordernis für vertretbar hält, um die Leistung im Job zu steigern.“ Fast 20 Prozent der Befragten akzeptierten demnach Stimmungsaufheller, um mit Stress und Konflikten am Arbeitsplatz besser zurechtzukommen.
Wie ist Ihre Erfahrung mit der Belastung im Alltag?


http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/sucht/tid-33406/medikamentenmissbrauch-warum-so-viele-chirurgen-unter-drogen-stehen-sogar-studenten-dopen_aid_1095599.html

Donnerstag, 12. September 2013

Fall 21: Blickdiagnose Die Fingerluxation

Natürlich veranlassen Sie zuerst ein Röntgen, um nicht eine Luxationsfraktur zu übersehen!



Das Röntgen bestätigt eine Luxation im PIP.

Therapie:

Die Luxation wird unter Längszug und sanftem Druck auf die Basis des Mittelgliedes reponiert. Zur bequemen Reposition können Sie einen Oberst verwenden. Der Patient dankt es Ihnen mit einer sofortigen Mobilität des PIP.

Bei dieser Verletzung kommt es immer  zu einer Mitverletzung oder Zerreißung des Kapsel-Bandapparates. Knöcherne Ausrisse können auch hier auf dem Repobild gesehen werden Nach der Reposition überprüfen Sie bitte die Richtung der Instabilität. Bei diesem Patient bestand sie ulnar. 

Auch sollten Sie auf die Perfusion und Sensibilität vor/nach der Reposition achten.

Bei diesem Fall erfolgt die Nachbehandlung mit einer Stack' Schiene für Mittelgelenke mit geführter Mobilisierung ab der 2. Woche.



Mittwoch, 11. September 2013

Fall 21 Blickdiagnose: Der krumme Finger



Notfallambulanz.blogspot.com Fingerluxation

Zur Aufnahme kommt ein älterer Heimbewohner. Er wäre aus seinem Rollstuhl auf die rechte Hand gefallen. Der Schwester wäre diese Fehlstllung des rechten Mittelfingers aufgefallen:

Befund:

Der rechte Mittelfinger ist im PIP Gelenk nach ulnar um fast 40° abgewinkelt. Er kann nicht bewegt werden. Die passive Mobilisierung ist schmerzhaft. Die Sensibilität ist erhalten.




Reponieren Sie sofort?
Warum nicht?

Sonntag, 8. September 2013

Achtung Xarelto

Bayer-Blutverdünner mit gefährlichen Nebenwirkungen? 

Bei dem Blutverdünner Xarelto von Bayer häufen sich einem Medienbericht zufolge die Fälle unerwünschter Nebenwirkungen – fast 1000 in diesem Jahr. Davon seien 72 Todesfälle zu beklagen. Dabei ist das Mittel das am häufigsten verkaufte Produkt von Bayer.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) registriert eine steigende Zahl von Verdachtsfällen beim Blutverdünner Xarelto der Firma Bayer. Meldeten Ärzte und Patienten dem BfArM im Jahr 2012 insgesamt 750 Verdachtsberichte unerwünschter Wirkungen, darunter 58 Todesfälle, waren es in den ersten acht Monaten diesen Jahres bereits 968 Fälle unerwünschter Wirkungen mit 72 Todesfällen, wie die Behörde auf Anfrage des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ mitteilte. Gleichwohl weist das BfArM darauf hin, dass „ein Kausalzusammenhang zwischen Arzneimittel und Nebenwirkung nicht sicher belegt ist“.

Xarelto ist eines der hoffnungsvollsten Produkte von Bayer und soll weltweit mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr in die Kasse des Konzerns bringen. Allein in Deutschland ist die Zahl der verordneten Tagesdosen von 0,7 Millionen im Jahr 2011 auf 25,5 Millionen im Jahr 2012 gestiegen. Das geht aus dem neuesten Arzneiverordnungsreport 2013 hervor, der am kommenden Donnerstag in Berlin veröffentlicht wird. Experten warnen aber davor, das Mittel als Standardpräparat einzusetzen.

Bayer räumt Meldungen kein größeres Gewicht ein

„Xarelto ist ein Mittel der Reserve“, sagt der Herausgeber der Fachzeitschrift „arznei-telegramm“, Wolfgang Becker-Brüser gegenüber dem „Spiegel“. Auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft schreibt in einem Leitfaden, dass die große Gruppe der Patienten mit Vorhofflimmern mit Präparaten wie Marcumar „gut zu behandeln“ sei und sich „kein Vorteil“ einer Therapie mit Xarelto ergebe.

Bayer selbst räumt den beim BfArM eingegangenen Meldungen kein besonders Gewicht ein, da es sich nur um „Spontanmeldungen“ von Ärzten und Verbrauchern handle, die der Konzern nicht kommentiere. „Es ist nicht möglich, aus der Rate der gemeldeten Nebenwirkungen die präzise Häufigkeit von Nebenwirkungen in einer ganz speziellen Benutzergruppe abzuleiten“, teilt Bayer-Sprecher Michael Diehl auf Anfrage mit. Derzeit würden „Daten aus dem klinischen Alltag in Deutschland“ erhoben, die in Zwischenauswertungen aber „das Sicherheitsprofil von Xarelto in der Langzeitbehandlung bestätigen“, so der Konzernsprecher zum „Spiegel“.
Bereits im vergangenen Jahr stand Bayer in der Kritik wegen aggressiven Xarelto-Marketings: Damals schickte das Unternehmen bundesweit Ärzten Musterpackungen zu, die diese gar nicht bestellt hatten. Erst an der Praxistür sollte der Arzt dann dem Postboten nachträglich eine formelle Bestellung unterschreiben.




http://www.focus.de/gesundheit/arzt_medikamente/968-verdachtsfaelle-mit-72-toten-bayer-blutverduenner-mit-gefaehrlichen-nebenwirkungen_aid_1094513.html

Freitag, 6. September 2013

Fall 20: Blickdiagnose: Die akute Leistenschwellung Therapie

Diagnose:

Es besteht ein direkte eingeklemmte Leistenhernie. Warum nicht inkarzeriert? Klinisch fehlen (noch) die Zeichen einer Inkarzeration, die neben Schmerzen auch aus Rötung und einer abdominellen Symptomatik bestehen.

Therapie:

Zunächst kann versucht werden, den Bruch zu reponieren. Dazu formt man mit den Händen einen Trichter über der Bruchöffnung und versucht, durch sanften Druck auf den Bruchsack, diesen zu reponieren. Dazu kann eine Kopf-tief-Lagerung und eine Analgesierung helfen, die Bauchdecken entspannt zu halten. Gelingt die Reposition jedoch nicht, muss operativ vorgegangen werden, um eine drohende Inkarzeration zu vermeiden.

Zur Begriffsbestimmung: "eingeklemmt" bedeutet nicht reponibel aber nicht durchblutungsgestört, "inkarzeriert" dagegen bedeutet eingeklemmt und durchblutungsgestört. Letzteres ist eine absolute OP Indikation.

Eine laparoskopische Hernien-OP ist bei diesem Befund nicht empfehlenswert. Bei sehr kleinem Bruchring musste dieser erweitert werden, um den Bruchinhalt reponieren zu können. Es fand sich vitaler Darm in einer direkten Hernie. Der Verschluss erfolgte nach Rekonstruktion der Faszie durch die Netzeinlage nach Lichtenstein.


Lesen Sie auch:
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Donnerstag, 5. September 2013

Fall 20: Blickdiagnose: Die akute Leistenschwellung

notfallambulanz.blogspot.com Leistenbruch
Am Samstag Nachmittag läuft ein 71-jähriger Patient ungeduldig in der Ambulanz umher. Er gibt an, beim Rasenmähen plötzlich einsetzende Leistenschmerzen verspürt zu haben. Ein Trauma ist nicht erinnerlich. Allgemeinsymptome bestehen außer den Leistenschmerzen nicht.

Eigenanamnese:

Es besthet ein bekannter Diabetes mellitus, der mit Metformin eingestellt ist. Ferner ist eine KHK mit ASS-Dauermedikation bekannt. Er habe auch eine bislang reponoble Schwellung in der rechten Leiste gehabt, die seit 10 Jahren besteht. Ein OP Wunsch habe bis lang nicht bestanden.

Befund:


In der rechten Leiste tastet sich eine pralle Schwellung mit z.T. derber Struktur. Sie ist mobil, scheint jedoch mit der Bauchwand nahe der Mittlellinie verhaftet zu sein.
Da Abdomen ist weich und ohne Abwehr. Darmgeräusche sind regelrecht.


Wie ist Ihre Verdachtsdiagnose?
Was veranlassen Sie?

Lesen Sie auch diesen Fall:
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Montag, 2. September 2013

Nicht dislozierte Radiusfrakturen bleiben stabil

Patienten mit distalen Radiusfrakturen werden oft in kurzen Abständen geröntgt, um Verschiebungen der Bruchenden unterm Gips früh zu erkennen. Das gilt auch bei primär nicht dislozierten Brüchen. US-Forscher halten dies für unnötig.

Gesetzt den Fall, dass eine distale Fraktur der Speiche nicht verschoben ist, genügt es laut einer Gruppe von Orthopäden und Radiologen vom Brigham and Women’s Hospital in Boston, wenn die Patienten in der ersten Woche nach der Verletzung und dann erst wieder bei der Gipsabnahme vier bis sechs Wochen nach der Fraktur zur Kontrolluntersuchung erscheinen. 

Die Mediziner hatten den Verlauf bei 82 erwachsenen Patienten mit solchen Brüchen verfolgt und festgestellt, dass es in keinem einzigen Fall nachträglich zu einer Dislokation der Frakturenden oder zu einer operativen Intervention gekommen war. Das Risiko für primär nicht dislozierte distale Radiusfrakturen, sich später noch zu verschieben – mit der Gefahr, in Fehlstellung auszuheilen –, bezifferten sie auf unter 4%.

Abweichungen innerhalb der Messgenauigkeit
Bleibt allerdings die Frage, wann eine distale Radiusfraktur als tatsächlich nicht disloziert zu betrachten ist. Weil Vergleichsaufnahmen des anderen Handgelenks nicht vorhanden waren, legten die Wissenschaftler die Frakturbilder jeweils vier Radiologen vor. Nur wenn sich alle vier einig darin waren, dass sämtliche Knochenabschnitte korrekt an Ort und Stelle lagen, galt der Bruch als nicht verschoben.
Zum Zeitpunkt der Verletzung und nach der Heilung wurden die radiale Inklination, die radiale Höhe und die palmare Neigung gemessen. Die Differenzen befanden sich allesamt im Rahmen der Messgenauigkeit. Artikuläre oder kortikale Stufenbildungen waren nicht festzustellen. Daher durften die Bostoner Ärzte davon ausgehen, dass die Frakturen im Verlauf des Heilungsprozesses wirklich stabil geblieben waren.

Sparprogramm ist nichts für Kinder
Im Gegensatz zu dem Bostoner Vorschlag von zwei Kontrollterminen waren die in der Studie untersuchten Patienten im Durchschnitt viermal vorstellig geworden. Im Mittel waren dabei zehn Röntgenaufnahmen angefertigt worden. Spitzenreiter war ein Patient mit 18 Bildern bei zehn Besuchen. Es bestehe also die Möglichkeit, so die Wissenschaftler, die Zahl sowohl der Arztbesuche als auch der Röntgenaufnahmen um die Hälfte zu senken. Sie betonen aber, dieses Vorgehen gelte nur für Erwachsene mit ausgereiftem Skelett, nicht für Kinder mit offenen Epiphysen.


Sonntag, 1. September 2013

Fall 19: Der akute Oberbauch II Akute Hepatitis C

Diagnose: 

Bei ansteigenden Transaminasen und parallel erhöhtem Bilirubin mit zunehmender Tendenz musste differentialdiagnostisch eine akute Hepatitis in Betracht gezogen werden.

Die serologische Untersuchung ergab einen positiven Befund hinsichtlich einer Hepatitis C mit hoher Viruslast; in der Gesamtschau somit am ehesten die akute symptomatische Manifestation einer Hepatitis C.

Eine wiederholte und gezielte Anamnese ergab eine Exposition mit dem Blut eines bekanntermaßen HIV-positven drogenabh. Patienten vor 3 Monaten im Rahmen einer Kanülenstichverletzung.


Therapie:

In Deutschland sind etwa 700000 Menschen mit dem Hepatitis C-Virus (HCV) infiziert. In 20 Jahren kann sich bei ca. 30% eine Leberzirrhose entwickeln. Die Therapie der Hepatitis C sollte bei Patienten mit fortschreitendem Verlauf und im Prinzip noch guter Lebenerwartung frühzeitig nach ihrer Erkennung eingeleitet werden. Sie wird vor allem von der Höhe der Transaminasen abhängig gemacht. Da die Transaminasen jedoch nicht sehr eng mit der Krankheitsaktivität korrelieren, kann eine Biopsie zur Einschätzung des Schweregrades erfolgen, und in Zweifelsfällen zur Indikation einer Therapie mit herangezogen.

Welche Therapie im Einzelfall in Frage kommt, hängt von den individuellen Bedingungen ab. Folgende Möglichkeiten können erwogen werden: 

Allgemein wird empfohlen, Alkohol vollständig vermeiden! Es erhöht die Viruslast im Blut und begünstigt die Entwicklung einer Leberzirrhose und eines HCC!

Die Standardbehandlung besteht derzeit aus einer kombinierten Therapie mit pegyliertem Interferon α (Peginterferon alfa-2a bzw. Peginterferon alfa-2b) und dem Virostatikum Ribavirin über eine Dauer von 24 bis 48, selten 72 Wochen. Peg-Interferon wird einmal wöchentlich subcutan gegebent, Ribavirin täglich in Tablettenform (bei Kindern teilweise auch flüssig).

Ziel der Behandlung ist, dass sechs Monate nach dem Therapieende weiterhin kein Virus mehr nachweisbar ist (HCV-RNA negativ). Ist dieser Punkt erreicht, gelten Patienten als geheilt. Spätere Rückfälle sind sehr selten.

Abhängig von dem beim Patienten vorliegenden Genotyp des Virus besteht mit dieser Therapie eine Chance von etwa 50 bis 80 %, das Virus dauerhaft zu eliminieren. Weitere wichtige Faktoren für einen Therapieerfolg sind Alter, Geschlecht, Viruslast, Dauer der Erkrankung, Körpergewicht und Schädigungsgrad der Leber. Zusätzliche Erkrankungen wie eine HIV- oder Hepatitis-B-Infektion können den Therapieerfolg erschweren.

Inzwischen wird die Therapiedauer nicht nur nach dem Genotyp angepasst, sondern auch danach, wie schnell oder langsam die Virusmenge in den ersten 4, 12 und ggf. 24 Wochen abfällt.selten 72 Wochen.