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Freitag, 14. März 2014

Lieber Röntgen als sich auf den Strecktest am Ellenbogen zu verlassen

Der Strecktest zum Ausschluss einer Ellenbogenfraktur ist in diesem Punkt möglicherweise weniger verlässlich als bisher angenommen. Dies legen die Ergebnisse einer prospektiven Studie aus den Niederlanden nahe.
 
um unnötiges Röntgen nach Verletzungen am Ellenbogen zu vermeiden, ist bislang der Strecktest herangezogen worden. Als auffälliger Befund gilt, wenn der verletzte Arm sich nicht vollständig durchstrecken lässt.

Frühere Studien hatten dem Test eine relativ hohe Sensitivität bescheinigt. Diese Studien bedienten sich jedoch kleiner Fallzahlen ode hatten Patienten berücksichtigt, die nicht geröntgt worden waren. Dies schränke ihre Aussagekraft ein.

Die niederländischen Autoren der vorliegenden Studie schlossen in einer prospektiven Studie 587 Patienten mit frischem Ellbogentrauma (weniger als 72 Stunden zurückliegend) ein, darunter 233 Kinder. Alle Patienten wurden analgesiert, danach führte man den Strecktest durch, gefolgt von einer Druckschmerzprüfung über Olekranon, Epikondylen und Radiuskopf. Daran schloss sich – ebenfalls bei allen Patienten – eine Röntgenaufnahme an (anterior-posterior und lateral).

Geringe Sensitivität und Spezifität
Im Röntgen wurden bei 39% aller Patienten Frakturen diagnostiziert, isolierte Fettpolster zeigten sich bei 19%. Wie die Forscher berichten, schnitt der Extensionstest als Diagnostik-Tool mit einer Sensitivität von 88% und einer Spezifität von 55% überraschend schlecht ab. Bei den Patienten mit normalem Strecktest (30%) lag in 12% ein Knochenbruch vor; dabei handelte es sich meist um eine nicht dislozierte Radiuskopffraktur. Knapp 3% der Frakturen waren operationsbedürftig. 77% der Patienten mit normaler Extension hatten ein unauffälliges Röntgenbild, das Fettpolster war in 11% zu sehen. 

Bei den Patienten mit positivem Befund im Strecktest war das Röntgenbild in 27% der Fälle unauffällig.

Das Hinzunehmen der Druckschmerzprüfung verbesserte die Sensitivität auf 98%, allerdings lag man mit beiden Tests zusammen nur in 11% richtig, wenn es darum ging, eine Fraktur auszuschließen.

Die klinische Aussagekraft des Fettpolsterzeichens ist umstritten. Die Autoren hatten daher noch eine zweite Analyse durchgeführt, in der dieses als klinisch irrelevant eingestuft wurde. Hier blieb die Sensitivität bei 98%, die Spezifität sank jedoch auf 8%.

Jede zehnte Fraktur übersehen
Bei Verzicht aufs Röntgen hätte man bei gut jedem zehnten Patienten eine Fraktur übersehen. Dieser Anteil verpasster Diagnosen ist viel höher als in früheren Studien, die Raten von maximal 6,7% ergeben hätten. Andererseits waren nur bei 24 Patienten sowohl Strecktest als auch Druckschmerztest normal, d. h. nur diesen hätte man das Röntgen schlussendlich erspart.

Die Möglichkeit, dass die routinemäßig durchgeführte Analgesie die Ergebnisse verfälscht haben könnte, schließen die Autoren aus. Die Rate vollständiger Extensionen sei in ihrer Studie nicht höher gewesen als in anderen Studien, in denen die Patienten keine Schmerzbehandlung erhalten hätten.
„Um signifikante Befunde nach Ellbogentrauma auszuschließen, ist der Ellbogenstrecktest ungeeignet“, so das Fazit der Autoren. Bei der Entscheidung, ob man den Patienten zum Röntgen schicken soll oder nicht, helfe dieses Instrument jedenfalls nicht weiter.




Jie KE et al. Extension Test and Ossal Point Tenderness Cannot Accurately Exclude Significant Injury in Acute Elbow Trauma. Ann Emerg Med 2014