Plantare Stichverletzungen sind im Sommer besonders
häufig, v. a. von Mai bis Oktober. Die Wundversorgung richtet sich nach
den Verletzungsumständen. Die relativ kleine Eintrittspforte begünstigt
insbesondere in Verbindung mit der Stärke der Fußsohle einen raschen
Wundverschluss und bietet dadurch ideale Bedingungen für eine
Wundinfektion.
Klassifikation
Die Klassifikation nach Patzakis, Los Angeles, USA, unterteilt plantare Stichverletzungen in drei Zonen:
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Zone 1: Vorfußbereich, hohe Komplikationsrate aufgrund der geringen Weichteildeckung und den dadurch ungeschützten Sehnen und Gelenken.
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Zone 2: Mittelfußbereich mit höherer Weichteildeckung, Muskulatur und Sehnenfächern.
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Zone 3: Rückfußbereich, in dem es insbesondere durch die hohe Krafteinleitung über die Ferse zu tiefen Verletzungen des Calcaneus kommen kann.
Behandlung
Obligat ist die Frage nach dem Tetanusschutzes. Neben der Anamnese wird eine Beurteilung der Wunde vorgenommen.
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Kleine, saubere und schmerzlose Wunden ohne Risikofaktoren: keine weiteren Maßnahmen erforderlich.
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Verunreinigte Wunden mit Fremdkörpergefühl, Schmerzen oder Zeichen einer Infektion: Röntgenbild - Wunddesinfektion mit Spülung mit Aqua dest. Debridement von devitalisiertem Gewebe und ggfs. Austasten der Wunde.
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Weiterführende Maßnahmen unter Analgesie in Leitungsanästhesie, z.B. N tibialis posterior. Die Injektion des Lokalanästhetikums sollte nicht direkt durch die plantare Oberfläche des Fußes erfolgen.
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Tiefe Verletzung, z.B. Fremdkörper und starker Verschmutzung: ggfs Exzision des Stichkanals.
- Anhaltendes Fremdkörpergefühl bei negativem Tastbefund, therapierefraktäre Infektionen oder anhaltende Schmerzen: Weiterführende Bildgebung.
Pattamapaspong
führte systematische Untersuchungen an
Fußpräparaten durch. Für die Erkennung von verschiedenen Fremdkörpern
betrugen Sensitivität und Spezifität für Röntgenaufnahmen 29% und 100%,
für Computertomografien (CT) 63% und 98% und für Kernspintomografien
(MRT) 58% und 100%. Bei wasserhaltigem Holz war die CT der MRT
überlegen.
Antibiotika
Die
prophylaktische Gabe eines Antibiotikums wird kontrovers diskutiert.
Als wesentliche potenzielle Erreger gelten Staphylococcus aureus,
beta-hämolysierende Streptokokken und Pseudomonas aeruginosa, wobei
letzterer insbesondere beim „sweaty tennis shoe syndrome“ oder in
Süßwasserseen inokuliert werden kann und inzwischen häufig auf
Ciprofloxacin resistent ist.
Bei reizlosen Wunden
ohne Infektionszeichen ist kein prophylaktisches Antibiotikum
erforderlich, insbesondere weil bei fehlender Abdeckung von Pseudomonas
aeruginosa eine entsprechende Selektion erfolgen kann. Bei
Risikopatienten, z. B. Diabetikern, sollte ein Breitbandantibiotikum wie
Amoxicillin-Clavulansäure verschrieben werden. Besteht der Anhalt für
eine Infektion mit Pseudomonas aeruginosa, können bei Resistenz gegen
Ciprofloxacin weniger wirksame oral applizierbare Fluorchinolone wie
Levofloxacin erwogen werden.
Verlaufskontrollen:
Bei
allen Stichverletzungen der Fußsohle ist neben Hochlagern, Entlasten
und einer Schmerztherapie eine Reevaluation spätestens nach zwei Tagen
insbesondere im Hinblick auf Zeichen einer tiefergehenden Infektion
erforderlich. Geringe Weichteildeckung, bradytrophes Gewebe, erhöhtes
Alter, Immunsuppression und Komorbiditäten erhöhen das Infektionsrisiko.
Neben einem möglichen Fremdkörper sollte auch besonderes Augenmerk auf
dem Schuhwerk liegen in Bezug auf Verschleppung von Schaumstoff- oder
Lederteilen. Arbeitsschuhe sind dagegen zur Prävention plantarer
Stichverletzungen bereits mit einer Fußsohlenverstärkung ausgestattet.
Fazit
Anamnese
und Wundinspektion bestimmen das Vorgehen bei plantaren
Stichverletzungen. Bei fehlenden Risikofaktoren, reizlosen Wunden,
fehlenden Infektionszeichen und Ausschluss eines Fremdkörpers ist neben
Spülung der Wunde, Hochlagern und Entlasten keine spezifische Therapie
erforderlich. Ist eine indizierte Antibiotikatherapie nicht erfolgreich,
muss neben einem Fremdkörper auch eine Pseudomonas-aeruginosa-Infektion
erwogen werden. Bei Infektionen, tiefergehenden Verletzungen und
Fremdkörpern ist eine Vorstellung beim Unfallchirurgen angezeigt.
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notfallambulanz.blogspot.com, Dr Pietsch, aerzteblog
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Urban & Vogel (2014) DOI: 10.1007/s15006-014-3209-1