Die immer währende Frage lautet: Wie viel
Sport darf ich meinem Patienten zumuten? Die Befürchtung, durch Sport zum
Entstehen einer Arthrose bei zu tragen, ist zumindest für den Freizeitsportler
unbegründet.
Die
Belastungsfähigkeit des Knorpels unterliegt individuellen Einflüssen. Es gibt
bis heute keine zuverlässigen Angaben eines erforderlichen schädigenden
Mindestdruckes. Die Anpassungsfähigkeit des Knorpels an seine Belastung ist
individuell verschieden und damit auch seine Belastbarkeit.
In den letzten Jahren jedoch konnten
endogene und exogene Risikofaktoren im Zusammenhang von Arthroserisiko und
sportlichen Belastungen genauer definiert werden.
Ursachen degenerativer Gelenkerkrankung |
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Endogene
Faktoren
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· Familiäre Disposition
· Belastungsfähigkeit des Knorpels
· Zell- und molekularbiologische Eigenschaften des
Knorpels
· Anatomischer Gelenkaufbau
· Beinachsverhältnisse
· Beweglichkeit / Stabilität der Gelenke
· Koordinative Fähigkeit
· Körpergewicht / -größe
· Geschlecht
· Stoffwechselerkrankungen
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Exogene Faktoren |
· Verletzungen mit posttraumatischen Instabilitäten
oder Bewegungseinschränkungen
· Sportartspezifische Belastung
· Belastungsintensität
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Zu den endogenen
Faktoren zählen anlagebedingte Bedingungen des Athleten. Eine familiäre
Disposition wird vermutet, konnte bislang jedoch nicht sicher nachgewiesen
werden. Messbar sind jedoch Inkongruenzen von Gelenkflächen und Beinachsen. Bei
Dyplasien der Hüfte führen Belastungsspitzen zu Verschleiß im Azetabulum und Hüftkopf.
Bei der Protrusion oder dem femuroazetabulären Impingement dagegen kommt es durch Anschlagphänomene am
Pfannenrand zu vorzeitigen Gelenkschäden. Veränderte Beinachsen bedingen eine
einseitige und punktuelle Krafteinleitung in das Gelenk mit fokaler
Knorpelschädigung.
Die Knorpelqualität
ist für jedes Gelenk geringfügig unterschiedlich. Grund ist die Zusammensetzung
des extrazellulären Matrix kann unterschiedlich sein und damit seine
Belastbarkeit beeinflussen. Auch reagieren Knorpelzellen von z.B. Knie oder
Sprunggelenk unterschiedlich auf katabole Faktoren wie Interleukin-1 oder
Fibronektine. Bei mechanischen Schädigungen kann es zu inadäquaten
Reparaturantworten führen und das Arthroserisiko erhöhen.
Exogenen Faktoren
kommt eine zentrale Bedeutung zu. Die ausgeübte Sportart definiert je nach
Belastungsintensität den Entstehungsort des Verschleißes und auch die
spezifischen Verletzungsrisiken. Die Belastungsintensität ist für jede
Körperregionen unterschiedlich. Es ist
einsichtig, dass z.B. Belastungen der Wirbelsäule in Hyperextension und
Rotation bei Turnern zum vorzeitigen Verschleiß im thorakolumbalen Übergang
führen. Bei Wurfsportarten sind es Schulter und Ellenbogen, bei Kraft- und
Kontaktsportarten Knie und Hüfte.
Besonders deutlich
wird der Einfluss der Belastungsintensität bei Kindern. Bei Fußball spielenden
Kindern wird häufig die Entwicklung von O-Beine beobachtet als in anderen
Sportarten. Bei kindlichen Kunstturnern sind es Ulna plus-Varianten der
Handgelenke und größere Kyphosewinkel der Brustwirbelsäule.
Gefährlich
wird es bei „High impact“ Sportarten. Sie zeichnen sich durch repetitive
Belastungsspitzen mit schnellen Richtungswechseln ohne oder mit Gegnerkontakt
aus. Das Verletzungsrisiko steigt um ein Vielfaches. Verletzungen können am
Gelenk Instabilitäten oder Knorpelschäden hinterlassen. Bei jungen Athleten
verdreifacht sich nach einem Knorpeldefekt das Risiko eines vorzeitigen
Verschleißes. Bei älteren Sportlern ist es um das fünffache erhöht. Innerhalb
von 14 Jahren wird sich bei 40% der Verletzten eine Arthrose einstellen289. Auf eine Kreuzbandverletzung werden sich nach 10 bis 20 Jahren
degenerative Schäden am Knie einstellen, unabhängig von der gewählten
Therapieform (Kreuzbandplastik vs. konservativ).
Weniger gefährdet sind
Ausdauersportler. Laufsportarten wird zwar immer ein erhöhtes Cox- und
Gonarthroserisiko nachgesagt. Doch konnten selbst MRT Studien diesen
Zusammenhang bislang nicht nachhaltig bestätigen. Dennoch wird versucht, eine
virtuelle Grenzbelastung zu formulieren, die bei einem wöchentlichen Laufpensum
von ca. 40 km liegt. Läufern mit Beinachsdeformitäten wird sogar vom
Langstreckenlaufen abgeraten.
Ergebnisse der
Framingham Studie zeigen, dass bei körperlicher Aktivität von mehr als 4
Stunden pro Tag radiologische und bei mehr als 3 Stunden klinische Symptome
einer Arthose zu erwarten sind. Auch korreliert dann das Auftreten einer
Arthrose mit dem BMI.
Literatur:
Schewe R, Fritz J, Wiese K (2008):
Knorpelverletzungen am Kniegelenk. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date,
3:77-94