Bei den geklagten Beschwerden handelt es sich um einen "Tennisarm". Typisch ist der lokale Schmerz über der brachioradialen Muskelgruppe bei Pronation gegen Widerstand.
Beschwerden des Ellenbogens
sind bei Freizeitsportlern besonders häufig. Bis zu 50% von ihnen leiden
während ihrer sportlichen Karriere an einer medialen oder lateralen
Epikondylitis.
Bei
der Epikondylitis handelt es sich um eine lokale strukturelle Schädigung der
inserierenden Muskel- und Sehnenansätze des M.extensor carpi radialis brevis,
bzw. der Flexorenmuskulatur am medialen Epikondylus. Ausgelöst wird sie durch
die akute, häufiger jedoch die chronische mechanische Überlastung oder
muskuläre Dysbalancen. In 1-2% entstehen sie auf dem Boden degenerativer
Veränderungen. In begrenztem Umfang vermag der Körper diese Schädigungen zu
kompensieren. Werden jedoch die Fähigkeiten überstiegen, drohen persistierende
Entzündungen, ödematöse Reaktionen des umgebenden Gewebes (Peritendinose), der
Sehnenscheiden (Tendovaginitis) oder Rupturen.
Mit
einer Gesamtinzidenz im Sport von 1,9% sind besonders Tennisspieler und Golfer
betroffen, was den Begriff des "Tennis-" oder auch
"Golferellenbogens" geprägt hat. 36% der Tennisspieler leiden
dauerhaft oder vorübergehend an einer Epikondylitis. Der Vergleich von
Freizeitsportlern und Profis zeigt, daß die Inzidenz bei Freizeitsportlern
deutlich höher liegt. Betroffen sind vermehrt Männer zwischen dem 40. und 50.
Lebensjahr. Außerhalb der Sportes ist die Epikondylitis bei Frauen mit handgelenksbetonten
Tätigkeiten gehäuft zu finden.
Bei
einem Drittel der Patienten führt die Erkrankung zu einer erheblichen Beeinträchtigung
im Berufs- und Alltagsleben.
Klinik:
Klinisch
steht der Schmerz im Vordergrund, der sowohl in den Unterarm als auch in den
Oberarm ausstrahlen kann, so daß die auch die Abgrenzung von schulter-, HWS-
oder handgelenksassoziierten Erkrankungen erfolgen muß. Über dem Epikondylus
läßt sich i.d.R. ein lokaler Druckschmerz auslösen, der bei kräftigem
Faustschluß und Pronation oder Supination forciert werden kann. Der
Bewegungsumfang im Ellenbogen ist frei und ohne Bewegung gegen Widerstand
häufig schmerzlos, bei passiver Dehnung schmerzhaft. Als klinischer Test vermag
der Thomson-Test die Diagnose zu unterstützen. Dabei wird der Patient
angehalten, mit gebeugtem Ellenbogen, geöffneten Handflächen und gestreckten
Fingern z.B. eine Tischplatte anzuheben. Ein Varus- oder Valgusstress Test erfaßt ein mögliches Impingement einer Plica zwischen Radiusköpfchen und Epicondylus.
Differentialdiagnose:
Differentialdiagnostisch
sollten Wurtzelaffektionen der unteren HWS, ein Thoracic-outlet-Syndrom, ein
Ulnaris-Rinnen-Syndrom oder eine Streßfraktur der proximalen Ulna oder des
Olekranons ausgeschlossen werden, weshalb bei Erkrankung als zusätzliche
Diagnostik ein Röntgen in zwei Ebenen zu empfehlen ist.Auch sollte an ein Plica Impingement gedacht werden.
Therapie:
In
beschränktem Umfang ist eine spontane Regeneration möglich. Persistieren die
Beschwerden nach einer Belastungs- oder Sportkarenz, kann sich in Abhängigkeit
von der Beeinträchtigung der Beschwerden eine Immobilisierung durch einen
geschalten Oberarmcast oder einen Tapeverband anbieten. Wir immobilisieren in
einer ventralen Gipslonguette für die Dauer der Schmerzhaftigkeit verbunden mit
der lokalen Applikation und oralen Gabe von nichtsteroidalen Antiphlogistka.
Neben der Kühlung in der Akutphase kann die Therapie durch die Querfriktion der
Sehnenansätze ergänzt werden. Auch alternative Behandlungsweisen mit Akupunktur
weisen gute Ergebnisse auf und vermögen den z.T. langwierigen Verlauf günstig
zu beeinflussen.
Die
lokale Infiltration mit Kortikoiden steht nicht an primärer Stelle. Sie vermag
die Regenerationsfähigkeit des Gewebes zu beeinträchtigen und ist daher
umstritten. Auch eine Dauermedikation mit Kortikoiden, z.B. als bestehende
Vormedikation, ist problematisch und kann zu protrahierten Verläufen neigen.
Der
Verlauf der konservativ geführten Epikondylitis ist geprägt durch eine hohe Rezidivrate.
Sind die konservativen Möglichkeiten ausgeschöpft, kann die operative Therapie
in Erwägung gezogen werden. Sie ist indiziert bei Therapieresistenz von mehr
als 6 Monaten, rezidivierenden Beschwerden über einen Zeitraum von einem Jahr
oder der vollständigen Belastungsunfähigkeit. Das Prinzip beruht dabei auf
einer Denervation der Muskel- und Sehnenansätze am ossären Ansatzpunkt. Die
Vielzahl unterschiedlicher Vorgehensweisen zeigt, daß auch die operative
Therapie keine Rezidivfreiheit garantiert. Allgemein kann von einer Rezidivrate
von 30 bis 50% gerechnet werden, bei konservativer Therapie in x%.
In
der Prophylaxe der Epikondylitis zeigt die geringere Inzidenz bei Profis, daß
durch ein leistungsadaptiertes Training exzessive Belastungsspitzen abgefangen
werden können. Dem Freizeitsportler kann im Tennis eine Verbesserung seiner
Schlagtechnik, die langsame Leistungssteigerung nach einem Wechsel der
Bespannung, des Untergrundes oder der Trainigsintensität empfohlen werden. Als
weiteres Hilfsmittel sind bei Patienten mit einer rezidivierenden Epikondylitis
die Pelottenbandagen beliebt (Abb.), die eine Kompression auf die proximalen
Sehnenansätze ausüben und schmerzlindernd wirken.