Ein Team um den Epidemiologen John Mathews von der University of Melbourne in Carlton hat die Krankenversicherungsdaten von rund elf Millionen Patienten ausgewertet. 680.211 von ihnen waren zwischen 1985 und 2005 in eine CT-Röhre geschoben worden. Zu diesem Zeitpunkt waren sie höchstens 19 Jahre alt gewesen. Um die Möglichkeit auszuschließen, dass die CT bereits Teil der Tumordiagnostik gewesen war, durften etwaige Malignome nicht früher als ein Jahr nach der radiologischen Untersuchung aufgetreten sein.

Altersabhängiges Risiko
Insgesamt waren bei den Probanden während einer durchschnittlichen Follow-up-Zeit 60.674 Malignome aufgetreten, 3150 davon in der CT-Gruppe. Bei den computertomografisch untersuchten Studienteilnehmern lag die Krebsinzidenz um 24% höher als bei den Vergleichspersonen, bei denen keine CT gefahren worden war. Jede weitere CT erhöhte die Inzidenz um 16%. Das Krebsrisiko korrelierte mit dem Alter der Patienten zum Zeitpunkt der CT: Es lag bei den Ein- bis Vierjährigen um 35%, bei den Fünf- bis Neunjährigen um 25%, bei den 10- bis 14-Jährigen um 14% und bei den über 15-Jährigen um 24% höher.
Die Zahl zusätzlicher Krebserkrankungen unter den Patienten, die eine CT – durchschnittliche Strahlendosis: 4,5 mSv – hinter sich hatten, bezifferten Mathews und seine Mitarbeiter auf 608: 147 Hirntumoren, 356 andere solide Tumoren, 48 Leukämien oder Myelodysplasien und 57 sonstige lymphoide Malignome. Die überschießende Inzidenz gaben die Forscher mit 9,38/100.000 Personenjahre an.

Alternativen nutzen, wo es nur geht
Auch wenn vermutlich nicht alle überzähligen Tumoren auf die CT zurückzuführen sind – vor allem bei Hirntumoren könnte der Vorlauf von einem Jahr zwischen CT und Diagnose zu gering bemessen sein –, spricht laut Mathews doch vieles für die CT-Strahlen als wesentliche Ursache. Beispielsweise erbrachten Analysen mit Vorlaufzeiten von fünf und von zehn Jahren zwar niedrigere, in der Verteilung aber ähnliche Inzidenzsteigerungen. Auch der Ausschluss von Hirntumoren, die nach einem Schädel-CT auftraten, aus der Analyse veränderte die Resultate nicht substanziell.

Die Konsequenzen aus ihren Resultaten liegen für die Australier auf der Hand. „Es muss sichergestellt werden, dass die CT-Diagnostik auf Situationen beschränkt bleibt, in denen eine klare klinische Indikation besteht, und es muss die jeweils niedrigstmögliche Dosis gewählt werden.

 Nicht radiologisch tätige Ärzte, die ja die meisten CT-Untersuchungen veranlassten, müssten der potenziellen Risiken gewärtig sein. Zum Beispiel würden viele CT angeordnet, um Schädeltraumen geringeren Grades oder den Verdacht auf eine Appendizitis abzuklären. Beobachten des Patienten, Ultraschall- und Kernspinuntersuchungen böten sich hier als Alternativen an.

Anmerkung: Überlegen Sie sich daher genau, welchen Nutzen Sie von der Untersuchung erwarten und ob die Indikation gerechtfertigt und eine vitale ist.


Mathews. J. D. et al. Cancer risk in 680.000 people exposed to computed tomography scans in childhood or adolescence: data linkage study of 11 million Australians. BMJ 2013 online 22. Mai; doi: 10.1136/bmj.f2360