In der Chirurgie hapert es gerade bei so elementaren Prozessen wie dem Wundverschluss an validen Vergleichsstudien. Zur Frage „klammern oder nähen“ liegen zwar in der Herzchirurgie und auch beim Kaiserschnitt Studien vor, nach denen die Intrakutannaht mit weniger Wundkomplikationen verbunden zu sein scheint als das „Tackern“. Gerade bei Klasse-II-Eingriffen (sauber kontaminiert) mit ihrem relativ hohen Risiko für Wundkomplikationen gibt es dagegen bislang wenig Daten.

Diesem Problem hat sich jetzt das japanische Team um Toshima Tsujinaka von der Universität Osaka in Form einer randomisierten Multicenterstudie gewidmet: Nach elektiven offenen Eingriffen am Magen-Darm-Trakt wurden 558 Patienten mit Intrakutannaht versorgt (3-0 oder 4-0 Monofilament, resorbierbar), bei 514 Patienten wurde die Wunde geklammert. Primärer Endpunkt war die Gesamtrate an Wundkomplikationen.

Das Ergebnis: 8,4% der genähten und 11,5% der geklammerten Patienten erlitten innerhalb von 30 Tagen eine Komplikation jedweder Art, von der Wunddehiszenz über Abszesse, Hämatome und Serome bis hin zur postoperativen Wundinfektion (nach Definition der Centers for Disease Control and Prevention, CDC). Der Unterschied erwies sich entgegen der Studienhypothese als nicht signifikant (Odds Ratio, OR = 0,709).

Naht im Vorteil nach Eingriffen am Unterbauch
Wie die deutschen Studienkommentatoren betonen, ist die Akte „Wundverschluss“ damit jedoch noch lange nicht geschlossen. Denn wenn man nur die Eingriffe am Unterbauch betrachtete – die per se ein höheres Infektionsrisiko bergen –  ergab sich ein ganz anderes Bild: 

Hier zeigte sich ein deutlicher Vorteil der Nahttechnik mit sowohl signifikant weniger Wundkomplikationen insgesamt (OR = 0,463) als auch weniger postoperativen Wundinfektionen (superficial incisional surgical site infections; OR = 0,425). Letztere traten bei 7,4% der mit Naht versorgten Patienten auf, bei den geklammerten Patienten waren es 15,8% (p = 0,0399). Dieser Unterschied verlor sich, wenn man nur die Eingriffe am Oberbauch herausgriff (6,0% gegenüber 4,8%; p = 0,53).

Insgesamt machten postoperative Infektionen den Großteil aller Wundkomplikationen aus, mit 36 von 47 Patienten in der Naht- und 36 von 59 Patienten in der Klammergruppe. Für die Kommentatoren ist denn auch der Sinn eines zusammengesetzten Endpunkts bei einer derartigen Dominanz eines der Bestandteile zumindest fraglich. 

Andere Arten von Komplikationen waren in der Studie jeweils für sich genommen vernachlässigbar. Gefragt ist nach Diener und Büchler also eine weitere Studie, die sich erstens auf den unteren Gastrointestinaltrakt konzentriert und in der zweitens die postoperative Wundinfektion als alleiniger primärer Endpunkt festgesetzt wird.

Seltener Narbenhypertrophien
Für die Intrakutannaht spricht auch ein kosmetischer Aspekt: Zu einer überschießenden Narbenbildung – diese war in der japanischen Studie sekundärer Endpunkt – kam es bei 16% der Patienten aus der Nahtgruppe. Dagegen hypertrophierte die Op.-Narbe bei 21% der Klammergruppe.



Tsujinaka T et al. Subcuticular sutures versus staples for skin closure after open gastrointestinal surgery: a phase 3, multicentre, open-label, randomised controlled trial. Lancet 2013; 382: 1105–12