Magnete und Kupfer bei Rheuma Humbuck!
Der Vertrieb von Magnet- und Kupferarmreifen gegen rheumatische Beschwerden
ist ein lohnendes Geschäft – besonders für die Hersteller. In einer randomisierten Studie waren die Armbänder nicht
wirksamer als Placebo.
Die Idee, arthritischen
Beschwerden durch das Tragen von Magneten zu Leibe zu rücken, ist mehr
als 2000 Jahre alt. Im 18. Jahrhundert gewann sie durch Anton Mesmer
neue Anziehungskraft. Aber auch im 21. Jahrhundert werden mit
magnetisierten Armreifen, Einlegesohlen und Kniebandagen etwa eine
Milliarde Dollar pro Jahr umgesetzt. Nicht ganz so alt ist der Einsatz
von Kupfer gegen rheumatoide Arthritis. Im Jahr 1830 weckte die
Entdeckung von Kupfer im Blut den Glauben, Kupfermangel würde Rheuma
auslösen. Auch wenn dies heute nicht mehr so gesehen wird, finden
Armbänder und andere Utensilien aus Kupfer noch immer großen Absatz. Für
britische Ärzte war dies jetzt Anlass, den Nutzen von Magnet- und
Kupferarmbändern bei rheumatoider Arthritis (RA) auf den
wissenschaftlichen Prüfstand zu stellen.
In
einer randomisierten Studie haben sie 70 Patienten mit schmerzhafter RA
jeweils fünf Wochen lang eines von vier Armbändern tragen lassen: ein
übliches und ein abgeschwächtes Magnetarmband (1502–2365 bzw. 250–350
Gauss) sowie ein entmagnetisiertes (< 20 Gauss) und ein
Kupferarmband. Nach Abschluss jeder fünfwöchigen Phase wurden die
Patienten detailliert zu ihren Beschwerden befragt. 65 Patienten
schlossen alle vier Phasen ab, von den übrigen lagen nur
Teilinformationen vor.
Ein reiner Placeboeffekt
Das
Ergebnis ist schnell zusammengefasst: In keinem der untersuchten
Endpunkte – Schmerz, Entzündung, Funktionsstatus, Krankheitsaktivität
oder Gebrauch von krankheitsmodifizierenden Medikamenten und NSAR –
ließ sich zwischen den vier Gruppen irgendein statistisch signifikanter
Unterschied feststellen. Die Schmerzstärke gemäß visueller Analogskala,
der primäre Studienendpunkt, war mit dem Standard-Magnetarmreifen zwar
zumindest nummerisch geringer als mit dem entmagnetisierten oder dem
Kupferarmreifen (48,2 vs. 53,4 vs. 53,0). Berücksichtigt man aber das
95%-Konfidenzintervall, dann kann das Tragen des Magnetreifs die
Schmerzstärke auf einer 100-mm-Skala sowohl um bis zu 12 mm vermindert
wie auch um bis zu 5 mm vergrößert haben.
Die
Möglichkeit, dass die Armbänder weniger systemisch als lokal wirken,
konnten die britischen Ärzte ebenfalls ausschließen. Bei den meisten
Patienten waren die Handgelenke betroffen und auch die Berücksichtigung
dieser Variable änderte nichts am Gesamtergebnis.
Als
Nebenwirkungen wurden vor allem Hautirritationen berichtet,
insbesondere unter dem Kupferarmband, aber auch mit den magnetisierten
Armbändern.
Die Studienautoren lassen
entsprechend wenig Gutes an den getesteten Methoden. Die
therapeutischen Effekte von Magnet- und Kupferarmreifen können als
weitgehend oder vollständig identisch mit denen von Placebo erachtet
werden.