Die EULAR-Task-Force hat neue Empfehlungen
zur nicht-medikamentösen Therapie der Knie- und Hüftarthrose
herausgegeben. Die Betonung liegt vor allem auf der Patientenedukation
und auf Maßnahmen zur Gewichtsreduktion.
An der Entwicklung der EULAR-Empfehlungen für Patienten mit
Arthrose des Hüft- oder Kniegelenks waren 21 Experten aus zehn
europäischen Ländern beteiligt. Neben orthopädischen Chirurgen und
Rheumatologen haben auch Physiotherapeuten, Ernährungsexperten,
Allgemeinärzte und Krankenschwestern an dem Regelwerk mitgearbeitet. Von
ursprünglich 168 Vorschlägen zu nicht-medikamentösen Maßnahmen blieben
letztlich elf Empfehlungen mit unterschiedlichen Evidenzgraden, die
allgemeinen Konsens fanden.
Patienten über Ursachen und Folgen aufklären
Den
höchsten Evidenzgrad (Ia) tragen nur zwei der Empfehlungen: Angemessene
Information und Patientenedukation mit Unterstützung des
Selbst-Managements sowie Programme zur Gewichtsreduktion. Speziell für
Patienten mit Hüftarthrose ist die Datenlage allerdings generell dünn.
Bei
der Beratung sind die Wahrnehmung des Patienten und dessen
Aufnahmefähigkeit zu berücksichtigen. Insbesondere soll auch auf die
Ursachen und möglichen Folgen der Arthrose sowie auf die Prognose
eingegangen werden. Das Einbeziehen des Ehepartners wird von der
allgemeinen Studienlage nicht gestützt, kann aber im Einzelfall erwogen
werden.
Übergewichtigen und adipösen Patienten empfiehlt die Task-Force eine gesunde Ernährung
mit wenig Fett und Salz, mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse am
Tag und täglich mindestens eine halbe Stunde körperliche Aktivität. Beim
Abnehmen sind konkrete Ziele wichtig, ebenso wie ein regelmäßiges
Follow-up über vier Jahre, um das Zielgewicht zu halten.
Individuelles Management entscheidend
Das
individuelle Management ist entscheidend, sowohl bei der Hüft- als auch
bei der Kniegelenksarthrose. Der Patient soll nach entsprechender
Information in die Therapieplanung einbezogen werden, seine Wünsche
sollen Berücksichtigung finden. Neben Begleiterkrankungen und anderen
Risikofaktoren wie Adipositas
ist auf entzündliche Prozesse und strukturelle Veränderungen zu achten,
ferner auf Schmerzen und darauf, inwieweit der Patient in seinen
Alltagsaktivitäten eingeschränkt ist.
Ein
Behandlungspaket ist wirksamer als Einzelmaßnahmen. Die Patienten
sollten einen Behandlungsplan erhalten, der ihnen gezielte Informationen
zu ihrer Erkrankung und zu den einzelnen Maßnahmen mitgibt.
Insbesondere die Kombination aus Patientenedukation, Selbstmanagement,
sportlicher Aktivität und Ernährungsberatung hat sich in mehreren
Studien als vorteilhaft erwiesen.
Bei der
Änderung des Lebensstils stehen körperliche Aktivität und
Gewichtsreduktion im Vordergrund. Die Patienten sollen sich Ziele
setzen, die sie einhalten können. Folgende Faktoren tragen dazu bei,
dass die Patienten bei der Stange bleiben: individuelle Übungen, die
sich graduell steigern, individuelle Ziele, Feedback zu Fortschritten,
Übungspläne und Logbücher, Merkblätter, Audio- und Videomaterial sowie
sogenannte „Booster-Sessions“, in denen die Motivation verstärkt wird.
In
welchem Maß die Patienten sportlich aktiv sein sollen, ist individuell
sehr unterschiedlich, einheitliche Empfehlungen gibt es nicht. Ob man
individuell oder in Gruppen trainiert, ob zu Hause oder in einem
Sportzentrum, spielt offenbar keine Rolle. Übungen im Wasser scheinen Schmerzen besonders effektiv zu lindern und können die Gelenkfunktion verbessern.
Speziell
älteren und chronisch kranken Patienten raten die Experten zu einem
täglichen, mindestens halbstündigen aeroben Training von mittlerer
Intensität. Auch ein progressives moderates Krafttraining an mindestens
zwei Tagen pro Woche, das die Hauptmuskelgruppen beansprucht, wird
empfohlen. Und auch für den Nutzen von Yoga und Tai Chi gibt es
zunehmend Belege.
Auf das richtige Schuhwerk kommt's an!
Übereinstimmend
empfiehlt die Task-Force angemessenes Schuhwerk möglichst ohne erhöhte
Absätze und mit dicker Sohle, das Stöße absorbiert und die Pronation des
Fußes kontrolliert. Der Schuh sollte die Fußform unterstützen und den
Zehen genug Platz lassen. Kein Unterschied ergibt sich zwischen
Spezialschuhen und konventionellen Turn- oder Laufschuhen, beide führen
langfristig zur Schmerzlinderung. Auf spezielle Einlagen kann man den
Experten zufolge allerdings verzichten.
Ein
Gehstock – einzusetzen auf der Gegenseite des erkrankten Gelenks – wird
befürwortet, ebenso Sitzerhöhungen auf Stühlen und auf der Toilette.
Autofahrern wird der Umstieg auf Automatikschaltung empfohlen.
In
arbeitsmedizinischer Hinsicht mangelt es an Daten. Belegt ist vor
allem, dass schwere körperliche Arbeit, häufiges Hinhocken, Knien,
Bücken oder Heben sowohl die Entstehung als auch das Fortschreiten einer
Arthrose im Kniegelenk begünstigen.