Die operative Entfernung einer
entzündeten Gallenblase ist bei Frauen weniger komplikationsbelastet als
bei Männern. Das liegt offenbar nicht nur am jüngeren Erkrankungsalter,
sondern auch an Unterschieden in der Versorgung.
Gallensteinleiden treten
wesentlich häufiger bei Frauen als bei Männern auf, besonders deutlich
ist der Unterschied im reproduktiven Alter mit einer rund viermal so
hohen Prävalenz. Aber auch bei der Therapie und Prognose von akuten
Cholezystitiden scheint es geschlechtsspezifische Differenzen zu geben.
Darauf machen jetzt US-amerikanische Chirurgen aufmerksam, die
Krankenhausakten von 795.000 Patienten aus den Jahren 1999 bis 2006
ausgewertet haben.
Frauen machten 65%
der mit akuter Cholezystitis aufgenommenen Patienten aus und brachten
generell günstigere Voraussetzungen mit als männliche Leidensgenossen:
Sie waren jünger, im Mittel 54 statt 61 Jahre, hatten weniger
Begleiterkrankungen und waren seltener notfallmäßig eingewiesen worden.
Weibliches Geschlecht erwies sich aber auch im Hinblick auf die
Behandlung und den postoperativen Verlauf als Vorzug: Frauen kamen
schneller auf den OP-Tisch (1,6 vs. 1,9 Tage) und wurden häufiger
laparoskopisch operiert (86% vs.76%). Nach einer Cholezystektomie kam
es bei ihnen seltener zu Todesfällen (0,6% vs. 1,1%) und seltener zu
Komplikationen (16,9% vs. 24,1%), weshalb sie auch früher entlassen
werden konnten (4,1 vs. 5,4 Tage) und weniger Kosten verursachten. Die
Vorteile in Bezug auf Mortalität, Komplikationsrate,
Krankenhausaufenthalt und Kosten blieben den Frauen auch dann erhalten,
wenn man berücksichtigte, dass sie jünger und insgesamt gesünder waren
als die männlichen Patienten.
Frauen werden schneller und häufiger minimal-invasiv operiert
Vermutlich
trugen zwei weitere Faktoren zur besseren Prognose der weiblichen
Patienten bei: die frühere Operation und die höhere Laparoskopierate.
Ein längeres Zeitintervall zwischen Krankenhausaufnahme und Operation
sowie die offene Cholezystektomie erwiesen sich nämlich als unabhängige
Prädiktoren für eine höhere Sterblichkeit. „Das sollte ein Ansporn sein
zu untersuchen, ob es bei Männern eventuell zu einer Verzögerung bei der
Diagnosestellung kommt, die die spätere Operation erklärt“, fordern die
Studienautoren um Dr. Anahita Dua vom Medical College of Wisconsin.
Darüber hinaus sei auch die Wahl der Prozedur – laparoskopisch oder
offen – eine potenziell veränderbare Variable, mit der sich das Ergebnis
bei männlichen Cholezystektomiepatienten möglicherweise verbessern
lasse. Allerdings konnten Dua und Kollegen aufgrund der verfügbaren
Daten nicht beurteilen, ob bei den Männern möglicherweise häufiger
Voraussetzungen bestanden hatten, die eine offene Operation erforderten.