Diagnose: Beidseitiger kindlicher Leistenbruch
Pathologie:
Anders als bei Erwachsenen wird der Leistenbruch bei
Kindern weder durch eine Bindegewebsschwäche noch durch zu schweres Heben
verursacht. Bei den Kindern ist der Leistenbruch angeboren. Der Leistenkanal
hat eine Öffnung zur Bauchhöhle, eine fingerförmigen Ausstülpung des Bauchfells
schlüpft durch den Leistenkanal durch. Dadurch besteht bereits ein Bruchsack,
in den Organe der Bauchhöhle wie Darmschlingen, ein Eierstock oder auch nur
Flüssigkeit durch die Öffnung in den Bruchsack austreten können. Wenn der Bruchsackinhalt
(z.B. eine Darmschlinge oder ein Eierstock) im Bruchsack einklemmt, spricht man
von einem inkarzerierten Leistenbruch. Wird die Blutzufuhr durch Strangulation
der Blutgefässe abgeklemmt, besteht die Gefahr, dass das betroffene Organ
bleibend geschädigt wird und entfernt werden muss. Deshalb liegt in diesen
Fällen eine Notfallsituation vor.
Klinik:
Häufig wird der Leistenbruch von den Eltern erkannt.
Wegweisend ist eine Vorwölbung oder Schwellung im Bereich der Leiste, dem
Hodensack oder den Schamlippen. Sie können sie zum Beispiel beim Wickeln
erkennen oder wenn Ihr Kind schreit.
Oftmals ist diese Schwellung beim Arztkontakt zurückgegangen.
Die Diagnose ist dann nur aufgrund der Berichte der Eltern zu stellen. Bestehen
neben der Schwellung Zeichen von Schmerzen, Rötung oder Allgemeinsymptome, z.B.
starke Unruhe, Erbrechen oder Fieber, liegt der Verdacht einer akuten
Einklemmung oder sogar der Inkarzeration vor. Beides bedarf einer
notfallmäßigen Vorstellung beim Facharzt.
Therapie:
Die Therapie der Wahl ist die OP, um das Einklemmen
und die weitere mögliche Strangulation von vorgefallenen Bauchorganen zu
verhindern. Der seit Geburt persistierende Bruchsack würde sich nicht spontan
verschließen.
Die Leistenbruchoperation (Herniotomie) ist mit 10
bis 20% die am häufigsten durchgeführte Operation im Kindesalter (0-15 Jahre).
Sie erfolgt laparoskopisch in Vollnarkose, z.T. auch in Spinal-Narkose. Dabei
werden über drei Stichinzisionen eine Kamera und zwei zusätzliche Instrumente
am Nabel und links und rechts im Mittlebauch in den Bauch eingebracht. Der
Bauch wird mit Kohlendioxid aufgeblasen und anschließen mit der Kamera
inspiziert. Es folgt die Reposition
vorgefallener viszeraler Organe (Darm, Omentum maius, Ovar). Transkutanes
Einstechen einer Prolene-Naht oberhalb des inneren Leistenringes, Fassen mit
einem Nadelhalter und vollständiges Hereinziehen der Naht in die Bauchhöhle.
Fassen der peritonealen Ränder des offenen Processus vaginalis und Verschluss
durch Z-Naht oder Tabaksbeutelnaht mit intrakorporaler Knotung. Evt. noch nicht
vollständig verschlossene Hernien ggf. mit 2. Naht endgültig verschließen.
Abschneiden und Entfernen der Fadenenden.
Die Operation dauert ca. 30 Minuten.