Translate this page

Sonntag, 25. Juni 2023

Fall 80: Pseudoobstruktion des Colons (Der Fall)

 Zur Aufnahme kommt eine 42-jährige Patientin mit abdominellen Beschwerden. Seit einer Woche habe sie das Gefühl, dass der Bauch an Umfang zugenommen hätte. Sie klagte Völlegefühl und Inappetenz aber ohne Erbrechen. Der Stuhlgang wäre bis vor 2 Tagen schmierig gewesen mit kleinem Volumen und brauner Farbe. Bei ihr wäre vor 2 Jahren eine Colitis ulcerosa diagnostiziert worden, die gut mit Mesalazin und Salofalk eingestellt sei. Diesbezüglich bestanden auch keine wässrig schleimigen Stühle. Miktion wäre normwertig, eine Schwangerschaft ausgeschlossen. Auch wurden Fieber, Nachtschweiß oder Gewichtsverlust verneint.

Die Colitis ulcerosa hätte sich vor 2 Jahren als akute Proktitis manifestiert. Diese konnte mit lokalen Maßnahmen sowie der Kombination aus Salofalk und Mesalazin beherrscht werden. Dann hätte sich eine Coloskopie mit Etagen PE’s angeschlossen. Ferner ist eine primär biliäre Lebercirrhose bekannt, die ebenfalls in ambulanter Kontrolle wäre.

Bei der Untersuchung findet sich eine 42-jährige schlanke Patientin in gutem Allgemeinzustand. Sie erscheint fußläufig und wirkt wenig tangiert. Die Bauchdecken sind gebläht aber weich mit tympanitischem Klopfschall ohne lokalen Druckschmerz oder Abwehrspannung. Es zeigen sich keine Narben. Die Bruchpforten sind geschlossen, Peristaltik regelrecht und nicht klingend. Bei der Inspektion der Analregion liegt flüssig brauner Stuhl vor, der Sphinktertonus ist normal, der Sphinkter selbst ist nicht passierbar.

Die Sonografie des Abdomens ist erschwert. Die Oberbauchorgane stellen sich normwertig dar. Der gesamte Colonrahmen ist überbläht. Es findet sich kein Nachweis freier Flüssigkeit oder Darmkokaden.

Unter dem Verdacht einer distalen proktitischen Colonstenose wird ein CT des Abdomens angemeldet. Hierbei beschreibt der Radiologe ein Ogilvie Syndrom ohne Hinweis auf eine mechanische Stenose.

Das Labor weist eine Leukocytose von 12700 aus, ein CRP von 9 und ein normwertiges Laktat. Pathologisch ist das Kalium mit 2,4 mval.

Therapeutisch erfolgt die eingeschränkte Nahrungskarenz mit Infusionsprogramm und freiem Trinken sowie die Gabe von Solu Decortin H 250mg, die Fortführung der Eigenmedikation mit Salofalk und Mesalazin sowie die lokale Applikation von Salofalk Schaum. Zusätzlich wird die Patientin gastroenterologisch vorgestellt zur endoskopischen Dekompression.