Es besteht der Verdacht einer Aortendissektion,
differentialdiagnostisch einer Embolie mit Verschluss der A. iliaca communis.
Auf dem CT sieht man eine langstreckige Dissektion der Aorta,
die vom Aortenbogen ab den Klappen bis zur unteren Bifurkation reicht. Eine
Perforation besteht (noch) nicht.
Diagnose:
Disseziierendes Aortenaneurysma Typ DeBakey I
Bei der Dissektion kommt es zu einer
„Wühlblutung“ in der Media des Gefäßes. Vorangehend hat in der Regel ein
Einriss der Intima zu einem sogenannten „Entry“ geführt. Es bildet sich eine
flottierende Dissektionslamelle im Gefäßlumen. Bei der Dissektion wird ein
wahres Lumen von einem falschen Lumen unterschieden. Die Dissektion beschreibt
an sich keine Aneurysmatische Erweiterung, kann jedoch eine wichtige Ursache
hierfür sein.
Heut gilt das Konzept der
multifaktoriellen Aneurysmaentstehung . Entscheidend ist dabei ein anhaltender
Entzündungsprozess und eine Proteolyse in der Aortenwand sowie unpysiologische Scherkräfte und ein
turbulenter Blutfluss durch die lokale Erweiterung der Aorta. Daraus resultiert
ine Abnahme der Wanddicke und der Wandintegrität mit Rupturgefahr.
Als Faktoren gelten:
- Inflammation und Leukozyteninfiltration in die Aortenwand
- Atherosklerose
- Infektion (z.B. durch Chlamydia pneumoniae)
- Oxidativer Stress
- Biomechanische Scherkräfte
- Proteolyse und Verlust an Kollagenen und Elastin in der Aortenwand
- Aktivierung von Matrixmetalloproteinasen (z.B. MMP-2)
- Turbulenter Blutfluss
- Wandthrombosierung
Mit ca. 60 % ist beim Aoortenaneurysma am häufigsten der abdominale
Abschnitt betroffen Es hat eine
Prävalenz von 4 bis 8 % bei den über 65-jährigen Männern und 0,5 bis 1,5 % bei
den Frauen. Diese wiederum ist anhängig von der Größe, Geschlecht und
zusätzlichen Risikofaktoren (z.B. Rauchen). Bei Männern tritt es 6-mal häufiger
auf als bei Frauen. Eine Ruptur ist
wesentlich seltener und mit einer deutlich höheren Gesamtletalität verbunden. Bereits
1/3 der Patienten verstirbt auf dem Weg in das Krankenhaus, 60 Prozent trotz rechtzeitiger Versorgung, je nach
Therapieverfahren und Alter im
Krankenhaus (Karthikesalingam et al. 2014, Behrendt et al. 2016). In 5 % aller
Bauchaortenaneurysmen sind die Nierenarterienabgänge mit einbezogen. Bei ca. 20
% der Patienten sind auch die Iliakalgefäße aneurysmatisch erweitert.
Ab einer Größe von 5 bis 5,5 cm (bei
Frauen ab 5,2 cm) ist das Rupturrisiko im Spontanverlauf in der Regel größer,
als das OP-Risiko, weshalb die Indikation zur invasiven Aneurysmaausschaltung
besteht. Neben der Größe gilt eine rasche Größenzunahme über 5 mm in 6 Monaten,
eine Beschwerdesymptomatik (z.B. Druckschmerz über dem Aneurysmasack) und die
thrombembolische Komplikation als OP-Indikation. Das rupturierte
Aortenaneurysma gilt als Notfallindikation.
OP-Indikationen:
·
Größendurchmesser über 5,5 cm bei Männern und 5,2 cm bei Frauen
·
Rasche Größenzunahme über 5 mm in 6 Monaten
·
Auf das Aneurysma zurückzuführende Symptomatik
·
Thrombembolische Komplikation (z.B. nach
peripher verschleppte Embolie)
·
Aneurysmaruptur