Die anfängliche Therapie bestand in einer Rehydratation
und einer unspezifischen parenteralen Antibiose. Blutkulturen und ein Röntgen
der Lendenwirbelsäule wurden veranlaßt.
Auf den Nativaufnahmen stellte sich
eine Höhenminderung zwischen L2 und L3 dar. Zur weiteren Differenzierung wurde
ein MRT angefordert.
Im MRT zeigten sich entzündungsspezifische Veränderungen
im Bandscheibenfach L2/L3. Es bestand die Verdachtsdiagnose einer Discitis.
Trotz der Antibiose blieben die Enzündungsparameter erhöht. Weitere
Umgebungsuntersuchungen, wie Echo und Abdomen-CT blieben ohne Nachweis eines
entzündlichen Focus.
Zwischenzeitlich waren die Ergebnisse der
Sputumuntersuchung und Blutkulturen hinsichtlich einer bakteriellen Septikämie
negativ. Ein Screening auf MRSA zeigte einen positiven Befund in der
Nasenflora. Radiologisch nahmen die pulmonalen Infiltrate zu, so dass die
Antibiose zur Behandlung einer Pneumonie optimiert wurden.
Bei unserem Patienten konnte nach einigen Tagen eine
klinische Besserung beobachtet werden. Er klarte zusehends auf. Neurologische
Ausfälle folgten nicht. Wegen der weiterhin bestehenden Schmerzhaftigkeit, die
eine Mobilisierung erschwerte und dauerhaft erhöhter Infektparameter wurde eine
CT-gesteuerte Aspiration des Bandscheibenfaches durchgeführt. Tatsächlich
konnte eine Infektion mit einem Candida albicans nachgewiesen werden. Bei
nahezu klinischer Konsolidierung der Pneumonie wurde auf Fluconazol umgestellt,
das für 3 Monate fortgeführt wurde. Darunter normalisierten sich die Laborwerte
rasch , und auch der Patient wurde im weiteren Verlauf beschwerdefrei.
Fazit:
Es wurde angenommen, dass die Discitis als Spontane
Infektiöse Spondylodiscitis (SIS) entstanden war. Entzündliche Herde sind
Endocarditiden, TBC, Harnwegsinfekte oder Bakteriämien mit oder auch ohne
Focus. In über 60% kann eine bakterielle Genese nachgewiesen werden, in 20%
auch eine tubekulöse. Das Spektrum der bakteriellen Erreger ist extrem
vielfältig. Es umfasst St.aureus, E.coli, Streptococcen D, Mycobakterien etc..
In 17% gelingt kein Nachweis. In diesen Fällen muss diffenretialdiagnostisch
eine Infektion mit Candida erwogen werden. Diese ist insbesondere nach einer
längeren antibiotischen Behandlung mit reduziertem Allgemeinzustand, wie nach
dem Gallenblasenempyem, oder bei Diabetikern als opportunistische Infektionen
denkbar. Diabetiker bilden fast eine eigene Entität. Bei ihnen muss eine
Discitis bei unklaren Rückenschmerzen in Erwägung gezogen werden.
Umschriebener Schmerz ist das Leitsymptom, radikuläre
Ausstrahlungen treten in 50% auf. Zu 60% ist die LWS, 27% die BWS und zu 13%
die HWS betroffen. Fieber ist häufiger bei Patienten mit Bakteriämie. Hier
gelingt der Nachweis mit einer Blutkultur zu 70%. Am besten läßt sich die
Discitis im MRT nachweisen. Das Röntgen dagegen ist nur in 63% wegweisend.
Obwohl die Discitis mit einer Häufigkeit von 3% eine
untergeordnete Rolle bei den Affektionen der Wirbelsäule einnimmt, kann sie
dramatisch verlaufen. Falls sie in eine floride Entzündung mit Abszedierung in
die Weichteile übergeht, können sich neurologische Ausfälle bis zur akuten
Tetraplegie einstellen. Entwickeln sich neurologische Ausfälle, ist
diagnostisch die Biopsie zur zielgerichteten Antibiose in Erwägung zu ziehen.
Besteht der Verdacht einer Abszedierung oder einer Spondylitis mit
demklinischen Bild einer Sepsis, erfolgt die operative Ausräumung und die
spinale Fusion.
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Eysel u. Peters 1997