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Freitag, 19. Februar 2016

Politiker schlafen zu wenig - und Ärzte?

Ein interessanter Artikel im Focus beschäftigt sich mit Schlafmangel und der Entscheidungsfähigkeit von Politikern. Müssen wir uns Sorgen machen? Und - warum gilt es nicht auch für Ärzte. Tauschen wir doch einfach mal den Begriff Politiker durch Ärzte aus: 


Ärzte schlafen zu wenig, Ärzte treffen Entscheidungen oft übermüdet. Das kann dramatische Folgen haben, sagt der Schlafmediziner Hans-Günter Weeß. Übermüdet tendiere der Mensch dazu, von seinen ethisch-moralischen Grundsätzen abzurücken und risikofreudiger zu werden – weil er einfach nur ins Bett will.
In Diensten (Original "Große Konferenzen)spielt Schlaf eine große Rolle - gerade, weil er dort viel zu kurz kommt. Durch mehrstündiges Arbeiten (Verhandlungen) wird teilweise völlig auf Schlaf verzichtet.Das hat nicht nur gesundheitliche Folgen, sondern kann auch als taktische Waffe eingesetzt werden, wie uns Dr. Hans-Günter Weeß, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, bestätigt.
Frage: Herr Weeß, SpitzenÄrzte schlafen oft nur vier bis sechs Stunden. In Diensten (Original: Auf Gipfeltreffen wie aktuell in Brüssel) werden Beschlüsse oft in nächtlichen Sitzungen gefasst. Werden wir schlechter behandelt, weil der Arzt (Orginal: die Bundeskanzlerin) zu wenig schläft?
Dr. Hans-Günter Weeß: Entscheidungen, die übermüdet getroffen werden, sind zumindest kritisch zu hinterfragen. Gerade in Dienten (auf Gipfeln) neigen Ärzte zu wenig Schlaf. Manchmal sieht man (im Fernsehen), wie sie dösen oder mal kurz wegnicken. Das ist insofern bedenklich, weil in einer Umfrage unter Spitzenkräften in Politik und Wirtschaft 57 Prozent zugegeben haben, dass sie schon einmal bedeutende Zugeständnisse gemacht haben – nur weil sie übermüdet waren.
Was passiert mit dem Körper, wenn er zu wenig Schlaf bekommt?
Das ist dauerhaft schädlich für das Herz-Kreislauf-System, das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und Schlaganfälle steigt. Auch die Gefahr für psychische Erkrankungen wie Depressionen nimmt zu. Schließlich können sich Schlafstörungen entwickeln.

Und wie wirkt sich eine nächtliche Marathonsitzung aus?
Das ist purer Stress. Wenn Sie 17 Stunden am Stück wach sind, entspricht ihr Reaktionsvermögen einem Menschen mit 0,5 Promille Blutalkohol. Nach 22 Stunden ununterbrochenem Wachsein ist es schon ein Promille. Die Fehlerquote nimmt ab mehr als neun Stunden Arbeit am Stück enorm zu, auch die Entscheidungsfähigkeit wird beeinflusst: Übermüdet verlassen wir unsere ethisch-moralischen Grundsätze, weil der Körper einfach nur ins Bett will. Gerade im Dienst (in der Politik) ist das natürlich höchst bedenklich.

Wenn Sie hören, dass eine wichtige Entscheidung in einer nächtlichen Sitzung getroffen wurde, was denken Sie dann?
Dass sich derjenige durchgesetzt hat, der am längsten wach bleiben konnte. Und das muss nicht unbedingt derjenige mit den besseren Argumenten sein.

Sollte uns diese Erkenntnis nicht beunruhigen?
Zu mehr Vertrauen in Ärzte (die Politik) führt sie ganz bestimmt nicht.

Stimmt es, dass wichtige medizinische Entscheidungen oft aus strategischen Gründen an das Ende des Tagesablaufs gesetzt werden?
Ja. Manche Ärzte nutzen angeblich das Wissen um den Schlaf. Sie setzen wichtige Punkte an das Ende einer langen Sitzung. In der Hoffnung, dass sie ihre Positionen dann besser durchsetzen können.
Wäre die Welt besser (oder friedlicher), wenn die Ärzte mehr schlafen würden?
Das ist eine interessante Frage. Ich vermute, dass medizinische Entscheidungen manchmal profunder wären. Studien zeigen: Je schläfriger der Mensch ist, umso risikofreudiger wird er auch. Ausgeschlafen wäre so manche riskante Entscheidung womöglich nicht getroffen worden.

Sie plädieren für mehr Mittagsschlaf. Sollten wir uns an Südeuropa orientieren, wo schon mal eine Siesta gehalten wird?
Der asiatische Raum könnte uns da ein Vorbild sein. Dort gilt Schlaf im Alltag und Berufsleben als normal, bei uns wird er dagegen geächtet. Dabei kann ein kurzes Nickerchen zwischendurch Wunder wirken. Wir werden leistungsfähiger, kreativer, die Aufmerksamkeit steigt und wir machen weniger Fehler. Ich plädiere dafür, dass deutsche Unternehmen für ihre Angestellten mehr Ruheräume einrichten.

Gibt es ein Land, dessen Schlafkultur Ihrer Vorstellung entspricht?
Das wären schon Japan und China, wo sich niemand für Schlaf am Arbeitsplatz schämt. Allerdings wird dort im internationalen Vergleich auch überdurchschnittlich viel gearbeitet und weniger Wert auf Freizeit gelegt.

So geht es meist auch SpitzenÄrzten hierzulande. Was würden Sie einer Bundesministerin oder einem Bundesminister entgegnen, der Ihnen sagt: "Ich schaffe meine Arbeit nicht, wenn ich acht Stunden schlafe"?
Ich hätte durchaus Verständnis dafür, weil man in diese Positionen offenbar nur gelangen kann, wenn man sein Schlafbedürfnis zurückstellt. Allerdings habe ich grundsätzlich mehr Vertrauen in Ärzte, die ausreichend schlafen. Weil sie auch in nächtlichen Sitzungen weniger Fehler machen und auf ihren ethisch-moralischen Grundsätzen beharren.

Montag, 15. Februar 2016

Der akute Notfall nach fast food nuggets

Fast Food Chicken Nugget läßt Speiseröhre reißen

 
Immerhin entsteht ein knochenfreies Stück Klebefleisch, das beim Schlucken keine Probleme verursaachen sollte.

Jetzt wird jedoch von einem 25-jährigen Kanadier berichtet, dem sein Nugget buchstäblich im Hals stecken blieb. Blass, kurzatmig und mit epigastrischen Schmerzen wurde der junge Mann in der Notaufnahme des Toronto General Hospital vorgestellt. Ene Stunde zuvor hatte er eine Portion Chicken Nugget gegessen. Dabei habe er einen scharfen, kratzenden Schmerz empfunden. Erbrochen habe er nicht.
Bei der körperlichen Untersuchung fiel ein peritonistischer Druckschmerz im Epigastrium auf. Die Atemgeräusche waren regelrecht, die Laborwerte weitgehend unauffällig, abgesehen von einer leichten Erhöhung der Leukozyten, des Bilirubins und der Amylase.
Aufschlussreicher war das Röntgenbild des Thorax mit freier mediastinaler Luft und einen linksseitigen Pleuraerguss. Fremdkörper im Ösophagus oder freie Luft im Abdomen waren nicht festzustellen. Die Computertomografie zeigte dann aber eine Ruptur des distalen Ösophagus mit Kontrastmittelaustritt, ein Pneumomediastinum und einen Plauraerguss links.
Nach der Verordnung von Nahrungskarenz, Flüssigkeit i.v. und Breitspektrumantibiotika erfolgte die Ösophagoskopie. Die Diagnose einer nichtiatrogenen distalen Ösophagusruptur, eines Boerhaave-Syndroms, konnte dabei bestätigt werden. Der Patient erhielt einem Ösophagusstent zur Abdeckung der Perforation und eine Drainage des Mediastinums.
Nach fünf Tagen traten Fieber und Leukozytose mit und zunehmenden Brustschmerzen auf. Das CT zeigte diesmal einen Mediastinalabszess und einen rechtsseitigen Erguss. Den Abszess drainierten die Thorachirurgen, zugleich dekortizierten sie den rechtsseitigen Pleuraraum. Drei Wochen später konnte der Stent entfernt werden, die Ruptur des Ösophagus war verheilt.
Das Boerhaave-Syndrom hat eine hohe Letalität. Sie können sich ereignen, ohne dass Erbrechen, Anfälle oder chronischer Husten in der Anamnese auftauchen. Auch ohne einschlägige Anamnese kann sich ein Boerhaave-Syndrom entwickeln und in 20% und 75% tödlich verlaufen. Der Verdacht besteht bei Kurzatmigkeit und epigastrischen Schmerzen.

Offenbar können aber auch knochen- und schalenfreie weiche Nahrung wie etwa ein Chicken Nugget den intraösophagealen Druck derart erhöhen, dass es für eine Ruptur ausreicht.
Vom Nugget-Erfinder Robert Baker übrigens wird kolportiert, er habe zunächst wenig darauf gegeben, ob Menschen seine Kreationen bekömmlich fanden. Nur wenn der Hund sie nicht fraß, sei er zur Überarbeitung nochmals zurück in sein Labor gegangen.





Aga Z et al. An unusual case of spontaneous esophageal rupture after swallowing a boneless chicken nugget. Case Rep Emerg Med 2016, online 10. Januar

Donnerstag, 7. Januar 2016

Fall 51: Blickdiagnose: Hodenschwellung

Ein 73-jähriger rüstiger Rentner wird durch den Rettungsdienst vorgestellt. Am Morgen habe er beim Aufstehen einen stechenden Schmerz im rechten Hoden gespürt. Die Bewegungen fallen nun schwer.

Eigenanamnese:
Es werden keine Allgemeinsymptome geklagt. Keine Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Stuhl- oder Miktionsunregelmäßigkeiten. Kein Gewichtsverlust.
An Vorerkrankungen wird ein Hypertonus mit entsprechender Medikation angegeben. Es wird Xarelto "bei Bedarf" eingenommen.

Untersuchung:
Es findet sich dieses Bild!


Palpatorisch fällt eine derbe und schmerzhafte Schwellung im linken Skrotalfach auf. Keine Rötung oder Überwärmung. Der Befund ist nicht reponibel.

Sonografisch finden sich diese Bilder:






Ihre Diagnose?

Sonntag, 13. Dezember 2015

Fall 50:Wadenschmerz - Nicht immer Durchblutungsstörungen Teil I

Als Notfall wurde der78-jährige Arno K. in der Ambulanz vorgestellt. Der rüstige Rentner gab an, seit 6 Monaten zunehmend schlechter laufen zu können. Seine Gehstrecke hätte sich auf  300 Meter reduziert. Er bekomme Schmerzen in den Waden, die erst nach einer längeren Pause wieder nachließen. Seine Beine fühlten sich dann schwer an und würden brennen.

Eigenanamnese:
Es besteht ein insulinpflichtiger Diabetes mellitus seit 8 Jahren. Bekannter Hypertonus. Z.n. Leistenbruch OP vor 5 Jahre, Appendektomie als Kind. Kein Kontrollverlust über Blasen- und Mastdarmfunktion. An den Armen wären vor zwei Wochen Kribbelparästhesien aufgetreten. Keine periphere Schwäche, Gewichtsverlust oder B-Symptomatik.

Befund:
Bei der körperlichen Untersuchung fanden sich an den oberen Extremitäten keinerlei sensiblen oder motorischen Einschränkungen. Keine Varicosis, keine tophischen Störungen. Die Muskeleigenreflexe waren normal. Peripherer Pulsstatus mit gut palpaben Fußpulsen. An den unteren Extremitäten unerschöpflicher Klonus des Achillessehnenreflexes bei passiver Dorsiflexion im OSG. Sensibilität und Kraft waren erhalten.

Dopplersonografisch sind die peripheren und Leistenpulse gut darstellbar.



Was vermuten Sie?

Fall 50: Wadenschmerzen - Nicht immer Durchblutungsstörungen II

Cave! Wegen der Dysäthesien in den Armen denken Sie auch an eine cervicale Myelopathie:



Radiologisch fanden sich degenerative Veränderungen der HWS. Das Labor mit Entzündungszeichen und die übrigen Parameterlagen im Normbereich. Wegen der auffallenden neurologischen Störung wurde ein MRT der ganzen Wirbelsäule angeschlossen.


Der Befund war überraschend. Es zeigte sich eine cystische und umschriebene Raumforderung in Höhe des 4.Halswirbels. In den axialen Aufnahmen projizierte sie sich in den posterolaterlen Spinalkanal. Sie hatte Bezug zu den Facettengelenken, so dass von einer Gelenkcyste ausgegangen werden konnte.

Die Kompression des Rückenmarks im zervikalen Spinalkanal ist die häufigste Myelopathie des höheren Lebensalters. Sie ist durch eine Einengung des Halsmarks im Spinalkanal gekennzeichnet. Typischerweise besteht eine konstitutionelle Prädisposition in Form eines engen Spinalkanals. Erworbene Faktoren können hinzutreten und das Auftreten einer Myelopathie fördern. Am häufigsten sind degenerative spondylotische Veränderungen, die bereits ab der 2.Lebendekade beginnen.

Leitsymptom ist eine langsam zunehmende spastische Gangstörung, kombiniert mit sensiblen Störungen an den Beinen. Die Symptome sind häufig auch mit Nervenwurzelkompressions-syndromen kombiniert. Dann finden sich auch Sensibilitätsstörungen oder motorische Beeinträchtigungen der Arme.

Die Diagnostik beginnt mit einem nativen Röntgenbild der HWS. Hier können bereits degenerative Veränderungen deutlich werden und die Weite des Spinalkanales abgeschätzt werden. Veränderungen und klinische Symptome korrelieren jedoch nicht.

Zur Beurteilung des Spinalkanales, insbesondere in der unteren HWS, ist das MRT vorteilhaft. Einengende bindegewebige oder knöcherne Umgebungsstrukturen oder die Atrophie des Rückenmarkes lassen sich zuverlässig darstellen. Weitere Untersuchungen können ein Myelo-CT oder ein EMG in Kombination mit somatosensibel evozierten Potenzialen sein.

Das alleinige Vorhandensein eines engen Spinalkanales ohne neurologische Symptome bedeutet noch nicht die Diagnose der Myelopathie und erfordert keine weiteren Interventionen. Erst bei Beschwerden ist Vorsicht geboten. Der Verlauf ist dann chronisch und selten akut. Das Tempo und Ausmaß sind von der jeweiligen Grunderkrankung abhängig und sehr variabel. Dies beeinflusst auch neben dem Alter des Patienten und dem Allgemeinzustand die Prognose und die Indikation für das jeweilige Vorgehen.

Treten neurologische Ausfälle auf, die rasch progredient sind, ist die OP indiziert. Als Operationsmethode stehen je nach Ausdehnung der spinalen Stenose verschiedene operative Verfahren zur Verfügung. Bei kurzen Stenosen, die sich über ein oder zwei Segmente erstrecken, bietet sich ein anteriorer Zugang an. Längerstreckige Veränderungen werden von posterior angegangen. Sie bieten den Vorteil der zusätzlichen Erweiterungsmöglichkeiten.

Die postoperative Erfolgsrate in den ersten 6 Monaten beträgt 50 bis 75%. Langfristig treten bei jeweils einem Drittel eine Verbesserung, eine Stabilisierung auf präoperativem Niveau oder keine Verbesserung ein. Für die Prognose entscheidend ist die Dauer und das Ausmaß der Halsmarkschädigung. Die Komplikationsrate beträgt 2 bis 7%.

Dienstag, 24. November 2015

Kaffee gegen Impotenz

Kaffeetrinker leiden seltener an einer erektilen Dysfunktion. Das gilt vor allem bei einem Konsum von zwei bis drei Tassen pro Tag.

Biologisch plausibel wäre eine protektive Wirkung von Kaffee: Durch Koffein kann eine Entspannung der glatten Schwellkörpermuskulatur und dadurch eine Zunahme des Blutflusses im Penis induziert werden. Beobachtungsstudien zum Einfluss koffeinhaltiger Getränke auf Erektionsstörungen sind jedoch zu widersprüchlichen Ergebnissen gekommen. Eine aktuelle Analyse der NHANES-Kohorte stützt den inversen Zusammenhang.

Ausgewertet wurden die Daten von 3724 Männern im mittleren Alter von 49 Jahren, die unter anderem zu ihrer Ernährung in den letzten 24 Stunden und zu Problemen mit dem Aufrechterhalten einer Erektion beim Geschlechtsverkehr befragt worden waren. Ein klarer Trend für die Beziehung zwischen Koffeinmenge und erektiler Dysfunktion war nicht zu erkennen. Männer in der dritten (85–170 mg/d) und vierten Quintile (171–303 mg/d) der Koffeinzufuhr berichteten jedoch signifikant seltener über Potenzprobleme als Männer in der untersten Quintile (0–7 mg/d) (Odds Ratio, OR 0,58; 95%-Konfidenzintervall 0,37–0,89 bzw. OR 0,61; 95%-KI 0,38–0,97). Faktoren mit bekanntem Einfluss auf die Erektionsfähigkeit wie Alter, Bewegung, Rauchen oder Übergewicht waren dabei berücksichtigt worden.

Kaffeevorteil besonders bei Dicken und Hochdruckpatienten
Die Assoziation war allerdings abhängig von Komorbiditäten: Bei Männern mit normalem Gewicht, mit normalem Blutdruck und/oder mit Diabetes bestand kein signifikanter Zusammenhang zwischen Koffeinzufuhr und Erektionsfähigkeit. Männer mit Übergewicht oder Adipositas oder mit Bluthochdruck ebenso wie Männer ohne Diabetes hatten dagegen in jeder der vier oberen Koffeinquintilen eine geringere ED-Wahrscheinlichkeit als in der untersten.

Die Ergebnisse zeigen eine niedrigere ED-Prävalenz bei Männern mit Koffeinaufnahme, insbesondere bei einer Menge entsprechend zwei bis drei Tassen Kaffees am Tag. Diese Menge an Koffein sei auch mit positiven Effekten auf die kardiovaskuläre Gesundheit verbunden. 
Lopez und  Kollegen räumen allerdings auch ein, dass ihre Studien Limitationen hat, weil z. B. nicht alle Risikofaktoren für eine ED erfasst wurden. Das Studiendesign lässt zudem keine Schlüsse über die Kausalität des gefundenen Zusammenhangs zu. Das Studienergebnis berechtige aber dazu, nun eine prospektive Studie zu initiieren.

  

Lopez DS et al. Role of Caffeine Intake on Erectile Dysfunction in US Men: Results from NHANES 2001-2004. PLoS ONE 10(4): e0123547

Sonntag, 15. November 2015

Fall 49: Wadenschmerzen - Nicht immer Thrombose: Die infizierte Bakercyste

Es fallen folgende Befunde ins Auge: Die liquide Raumforderung in der Wade, arthrotische Veränderungen auf dem Röntgenbild und die erhöhten Etnzündungszeichen. Mit dem gegebenen Lokalbefund läßt dies an eine infizierte Bakercste denken.

Und tatsächlich! Es erfolgte die abklärende Arthroskopie des Kniegelenkes. Hier entleerte sich bereits putrider Erguss. Nach Lavage konnte aus der Wade weiterer Eiter in das Gelenk drainiert werden. Damit bestätigt sich der anfängliche Verdacht. 

An der tiefsten, vorher markierten Stelle der Bakercyste, wurde eine Huatinzision angelegt und die Cyste drainiert. Mit einem scharfenLöffel wurde die Cyste debridiert und die Weichteile sorgfältig gespült. 

Die arthorskopische Lavage wurde noch einmal wiederholt. Dabei fanden sich jedoch kein weiteres eitriges Material. Eine anfängliche Antibiose wurde nach Erhalt des Antibiogramms fortgesetzt. Darunter normalisierten sich die Entzündungszeichen. Die Drainage wurde am 3 Tag entfernt.


Diagnose: Infizierte Bakercyste

Donnerstag, 12. November 2015

Wie starb Helmut Schmidt?

Am 10.11.2015 stirbt Altkanzler Helmut Schmidt. In der Presse sind Informationen über seine Grunderkrankung kaum zu finden. Doch folgendes kann sich ereignet haben:

Am 3.9.2015 wird der Patient in St Georg Krankenahus eingeliefert. Der starke Raucher leidet unter akuten Schmerzen und einer nässenden Verfärbung seines Fußes. Er hat Fieber und ist in einem eingeschränkten Allgemeinzustand.

Die Ärzte vermuten einen akuten thrombotischen Gefäßverschluss im Unterschenkel. Dopplersonografisch und palpatorisch fehlen die Fusspulse. Die Angiografie zeigt einen Verschluss oberhalb der Trifurkation mit nur wenigen Kollateralen. 

In einem Versuch, die Enge auzuweiten, versucht man mit einem Ballon die Stenose zu öffnen. Man entfernt einen Thrombus. Es gelingt jedoch nicht, die Enge vollständig zu passieren. Zu verkalkt sind die Gefäßwände. Die Operation wird abgebrochen. Alternativen gibt es keine. Eine Gefäßprothese zur Umgehung der Enge erscheint auch aufgrund des Zustandes des Patienten nicht sinnvoll. Auch gibt es kaum distale Anschlussmöglichkeiten. Die Klinikleitung verkündet: "In Abstimmung mit Helmut Schmidt wurde in Anbetracht seines aktuell reduzierten Allgemeinzustandes eine Operation vorerst zurückgestellt."

Die Ärzte besprechen mit dem Altkanzler die Situation. Es gibt noch eine Alternative, und das wäre die Amputation. Doch Schmidt lehnt ab. Eine Amputation, eine verstümmelnde Operation, kommt für den stolzen Hanseaten nicht infrage. Er nimmt lieber die möglichen Komplikationen auf sich. Der Infekt würde sich ausbreiten und würde aufgrund der schlechten Durchblutung auch nicht mehr auf Medikamente ansprechen, die keinen wirksamen Gewebsspiegel aufbauen könntnen. Ohne eine weitere Therapie bedeutet das das Todesurteil. Der Infekt breitet sich aus - die Sepsis droht. Und mit ihr käme das Organversagen und der Tod. 




Doch die Ärzte erklären auch, dass die Sepsis ein leiser Tod sei. Der Patient gerät in ein Organversagen und schlafe ein. Mit Medikamenten könne man die Schmerzen gering halten.

Schmidt beteuert, dass er keine Angst vor dem Tod habe. Mit 96 Jahren habe er sein Leben gelebt. Er bespricht seine Entscheidung mit seiner Frau, und beide entscheiden, den letzten Weg zusammen zu gehen.

Schmidt verläßt am 17.9.2015 das Krankenahus und kehrt in seinen Bungalow zurück. Dort wird er durch seinen Leibarzt weiter betreut. Auch zu Hause wird er auf seine Mentholzigarette nicht verzichten. Er erhält Medikamente.

Zweimal noch kehrt in das St Georg Krankenhaus zurück. Einmal zur Bluttransfusion, einmal erhält er Infusionen zum Flüssigkeitsausgleich.

Doch der Befund verschlechtert sich zusehends. Der Infekt breitet sich aus. Schmidt bekommt nun auch Fieber. Am 10.11.2015 ist sein Zustand besorgniserregend, ist kaum noch ansprechbar. Nahrung kann er keine mehr zu sich nehmen. Auf eine künstliche Ernährung über eine Sonde wird wunschgemäß verzichtet. Er erhält nur noch Infusionen mit Flüssigkeit und Schmerzmedikamenten.
Dann, am gleichen Tag, versagen die Organe. Helmut Schmidt stirbt um 14.30 Ortszeit in seinem Hamburger Bungalow im Kreise seiner Familie.

Fall 49: Wadenschmerzen - Nicht immer Thrombose - Röntgen

Sie denken an eine Bakercyste!

Im Röntgen sehen dieses Bild:

 




Labor: 
Leukos 12.600, CRP 260, Rotes Blutbild sonst o.B., Gerinnungsstatus o.B., E'lyte, Leber- und Nierenwerte o.B.

Und nun?

Sonntag, 8. November 2015

Fall 49: Wadenschmerz: Nicht immer Thrombose!

In die internistische Ambulanz kommt ein 68-jähriger Patient auf der Durchreise. Er habe eine 8-stündige Busfahrt hinter sich und klagt nun über Wadenschmerzen und eine deutliche Schwellung der Wade. Belastung wäre schmerzhaft.

Eigenanamnese:
Bek. Hypertonus, D. mellitus, beide mit Tabletten engestllt. Derzeit keine weiteren Allgemeinsymptome, keine Dyspnoe.

Befund:
Die rechte Wade ist prallelastisch geschwollen. Normales Kolorit und Temperatur. Die Weichteile sind insgesamt schmerzhaft bei Palpation. Plantarflexion des Fußes ist schmerzhaft, ebenso die Palpation entlang der Venengruppen. Periphere Pulse kräftig tastbar. Praller Kniegelenkserguss.

Sie werden konsiliarisch hinzugerufen und betreten den Raum im Moment der Ultraschalluntersuchung durch den Internisten. Eine Thrombose könne er nicht sehen. Dafür zeigt er Ihnen disesn Befund im proximalen Wadendrittel (Oberer Bildrand ist "oben")


Ihre Diagnose?