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Montag, 13. Oktober 2014

Fall 39 Blickdiagnose Gesichtsschwellung: Fraktur Sinus maxillaris Therapie



Laterale Mittelgesichtsfrakturen zählen zu den häufigsten knöchernen Verletzungen des Gesichtsschädels. Darunter versteht man überwiegend Frakturen, die den Jochbeinkörper und/oder den Jochbogen betreffen. Bei Frakturen des  Jochbeinkörpers (Tripodfrakturen) ist in der Regel die Orbita oder die Kieferhöhle mitbeteiligt, so dass insbesondere die Funktionen des N.opticus, des N. infraorbitalis und der angrenzenden Augenmuskulatur beachtet werden müssen.

Symptome:
  • Knochenstufen, Monokelhämatom, Sensible und/oder motorische
  • Funktionsstörungen, Augenmotilitätsstörung (Doppelbildsehen), Bulbusdislokation,
  • Ekchymosis, Hyposphagma, Visusverschlechterung, Gesichtsdeformität,
  • Unterkieferfunktionsstörung (Kieferklemme oder Kiefersperre), Subkutanes
  • Emphysem, Nasenbluten, Gesichtsweichteilverletzung.
Diagnostik:
Oft gibt der Unfallhergang Aufschluss über das Ausmaß der Verletzung. Die schließt bei nicht ansprechbaren Personen die Ereignisbezogene Fremdanamnese ein. Bei der körperlichen Untersuchung achtet man auf:
  • Inspektion (Symmetrieveränderungen, sichtbare Knochenstrukturen, Okklusionsstörungen)
  • Palpation (Knöcherne Stufen, pathologische Beweglichkeit, Krepitation)
  • Funktionsüberprüfungen:
  • Aktive und / oder passive Mundöffnung,
  • Orientierende Motilitätsüberprüfung der Augenmuskeln (6 diagnostische Blickrichtungen)
  • Orientierende neurologische Funktionsüberprüfungen (in jedem Fall N. infraorbitalis)
  • Augenärztliche Untersuchung bei Orbitabeiligung
  • Zweidimensionale radiologische Bildgebung in zwei senkrecht zueinander stehenden Ebenen oder dreidimensionale Bildgebung: Computertomographie (CT) und/oder DVT (CBCT)
Weiterführende Untersuchungen
  • MRT
  • Ultraschallgestützte Frakturdiagnostik
  • Endonasale Endoskopie
  • Intraoperative Schichtbildgebung (CT / CBCT)
  • Computergestützte Simulation und Operationsplanung (CAD/CAM)
  • Bei geplanter Navigation ggf. präoperative Schichtbildgebung mit festen
  • Navigationsmarkern
Therapie:
Neben dem Erhalt der Augenfunktion in Bezug auf Sehschärfe und Motilität stehen die symmetrische Rekonstruktion der anatomischen Form des Gesichtes in sagittaler, vertikaler und transversaler Dimension, eine uneingeschränkte aktive und passive Mobilität des Unterkiefers sowie der Erhalt des angrenzenden sensiblen Nerven (N. infraorbitalis) im Vordergrund.
Bei einer Primärversorgung sollte nach Möglichkeit eine durch frakturbedingte Volumenveränderung des Orbitatrichters verursachte Bulbusfehlstellung korrigiert werden.
Die konservative Therapie kann erfolgen bei nicht dislozierter oder diskreter Dislokation der Fraktur ohne Funktionsbeeinträchtigung von Nachbarstrukturen. Sie kann auch erforderlich werden bei Vorliegen von anästhesiologischen und/oder allgemeinmedizinischen Kontraindikationen gegen eine Operation.
  • Verlaufsbeobachtung
  • Physikalische und medikamentöse Maßnahmen (Kühlen, abschwellende
  • Nasentropfen, Schneuzverbot)
  • Funktionelle Entlastung durch weiche Kost
Operative Therapie
Eine offene chirurgische Frakturversorgung mit Osteosynthese sollte bei dislozierten bzw. geschlossen nicht reponierbaren Frakturen, motorischen Funktionseinschränkungen der Augenmuskulatur und/oder Sensibilitätsstörung des zweiten Trigeminusastes erfolgen.  Wegen der raschen knöchernen Konsolidierung von Mittelgesichtsfrakturen wird eine operative Versorgung innerhalb von 7 bis 14 Tagen, spätestens 21 Tage nach Trauma empfohlen. Die Empfehlungen zum Zeitpunkt der operativen Versorgung variieren abhängig vom Grad der Weichteilschwellung und der klinischen Symptomatik zwischen Sofortversorgung und verzögerter Versorgung nach Abschwellung.
  • Manuelle Frakturreposition
  • Frakturreposition und osteosynthetische Fixation
  • Orbitabodenrevision und gegebenenfalls Rekonstruktion
Die alleinige geschlossene Reposition mit einem transkutan gesetzten Instrument kann erfolgreich sein bei:
1.) isolierten Jochbogenfrakturen (z.B. „M" - förmige Dislokation)
2.) Jochbeinfrakturen mit intraoperativ stabilem Verkeilen der Fragmente nach initialer Hakenzugreposition, typischerweise bei einer inkompletten Fraktur der Sutura zygomaticofrontalis.
Ergänzende Maßnahmen:
  • Schmerztherapie, Kühlung
  • Bedarfsweise Nasennebenhöhlentherapie
  • Eine Antibiotikagabe (Prophylaxe oder Therapie) soll bei offenen Frakturen erfolgen.
  • Bei geschlossenen Frakturen und deren operativer Reposition ergibt sich kein Vorteil.
  • Individuelle Jochbogenprotektoren
  • Individuelle Jochbeinprotektoren (Gesichtsmaske)