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Mittwoch, 5. Juni 2019

Radiusfraktur: Operation besser als der Gips?


Radiusfraktur: Operation besser als der Gips?

Die ideale Behandlung einer extraartikulären dislozierten Radiusfraktur wird kontrovers diskutiert. Mulders (2019) fand nun in seiner kontrollierten Studie, dass seine Patienten offenbar  von einer Operation mehr  profitieren als von einer Ruhigstellung per Gipsverband.

Die randomisiert-kontrollierte Multicenter-Studie untersuchte die Hypothese, dass das funktionelle Ergebnis nach einer operativen Versorgung nach einem Jahr besser ist als bei einer Gipsimmobilisation.

In die Studie wurden 92 Patienten im Alter zwischen 18 und 75 Jahren (median: 59 Jahre) eingeschlossen. 48 operiert wurden und 44 konservativ behandelt. Die operative Versorgung folgte einer offenen Reposition mit einer volaren Plattenosteosynthese. Letztere erfolgte im Median sechs Tage nach der Randomisierung und elf Tage nach dem Trauma. Endpunkt der Studie war das funktionelle Ergebnis nach einem Jahr. Als Kriterien diente der DASH-Score (Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand). Vergeben werden dabei maximal 100 Punkte, wobei kein Punkt keine Einschränkung bedeutet. Der Verlauf wurde nach einer, drei und sechs Wochen sowie drei, sechs und zwölf Monate dokumentiert. Insgesamt  konnten Ergebnisse von 46 bzw. 40 Patienten verwertet werden.


Dabei zeigte sich, dass die operierten Patienten zu allen Untersuchungszeitpunkten signifikant bessere DASH-Werte aufwiesen als die nicht operierten. Nach sechs Wochen lag der Wert median bei 22,5, bei den konservativ behandelten dagegen bei 50,4. Dieser Unterschied zeigte sich auch nach 6 Monaten mit enem DASH von  5,8 zu 15,8. Dies bestätigte sich auch nach zwölf Monaten (2,5 versus 9,2). Der Unterschied zeigte sich besonders in der Flexion und Extension im Handgelenk sowie eine Supination und der Griffstärke.

Komplikationen traten bei den konservativ behandelten Patienten häufiger auf. Dise bestanden vor allem im Repositionsverlust mit der Notwendigkeit der operativen Versorgung (28%) und einer Fehlverheilung der Fraktur (49%), die in 6 Fällen eine Korrekturosteotomie erforderte. 

Fazit: Die Kriterien für eine konservative oder operative Versorgung sind definiert. Aus der eigenen Erfahrung lassen sich die hohen Versagerquoten nicht bestätigen. Ich empfehle daher, sehr kritisch die Instabilitätskriterien zu prüfen und in Absprache mit dem Patienten die beste Therapieoption zu wählen. Eine pauschale Therapieempfhlung zur konservativen oder operativen Versorgung einer extraartikulären dislozierten Fraktur kann es nicht geben.



Literatur
Mulders MAM et al. Volar Plate Fixation Versus Plaster Immobilization in Acceptably Reduced Extra-Articular Distal Radial Fractures. A Multicenter Randomized Controlled Trial. J Bone Joint Surg Am 2019