Radiusfraktur: Operation
besser als der Gips?
Die
ideale Behandlung einer extraartikulären dislozierten Radiusfraktur wird
kontrovers diskutiert. Mulders (2019) fand nun in seiner kontrollierten Studie,
dass seine Patienten offenbar von einer
Operation mehr profitieren als von einer
Ruhigstellung per Gipsverband.
Die randomisiert-kontrollierte
Multicenter-Studie untersuchte die Hypothese, dass das funktionelle Ergebnis
nach einer operativen Versorgung nach einem Jahr besser ist als bei einer
Gipsimmobilisation.
In die
Studie wurden 92 Patienten im Alter zwischen 18 und 75 Jahren (median: 59
Jahre) eingeschlossen. 48 operiert wurden und 44 konservativ behandelt. Die operative
Versorgung folgte einer offenen Reposition mit einer volaren
Plattenosteosynthese. Letztere erfolgte im Median sechs Tage nach der
Randomisierung und elf Tage nach dem Trauma. Endpunkt der Studie war das
funktionelle Ergebnis nach einem Jahr. Als
Kriterien diente der DASH-Score (Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand). Vergeben werden dabei maximal 100 Punkte, wobei
kein Punkt keine Einschränkung bedeutet. Der Verlauf wurde nach einer, drei und
sechs Wochen sowie drei, sechs und zwölf Monate dokumentiert. Insgesamt konnten Ergebnisse von 46 bzw. 40 Patienten verwertet
werden.
Dabei
zeigte sich, dass die operierten Patienten zu allen Untersuchungszeitpunkten
signifikant bessere DASH-Werte aufwiesen als die nicht operierten. Nach sechs
Wochen lag der Wert median bei 22,5, bei den konservativ behandelten dagegen
bei 50,4. Dieser Unterschied zeigte sich auch nach 6 Monaten mit enem DASH von 5,8 zu 15,8. Dies bestätigte sich auch nach zwölf
Monaten (2,5 versus 9,2). Der Unterschied zeigte sich besonders in der Flexion
und Extension im Handgelenk sowie eine Supination und der Griffstärke.
Komplikationen
traten bei den konservativ behandelten Patienten häufiger auf. Dise bestanden
vor allem im Repositionsverlust mit der Notwendigkeit der operativen Versorgung
(28%) und einer Fehlverheilung der Fraktur (49%), die in 6 Fällen eine
Korrekturosteotomie erforderte.
Fazit:
Die Kriterien für eine konservative oder operative Versorgung sind definiert.
Aus der eigenen Erfahrung lassen sich die hohen Versagerquoten nicht
bestätigen. Ich empfehle daher, sehr kritisch die Instabilitätskriterien zu
prüfen und in Absprache mit dem Patienten die beste Therapieoption zu wählen.
Eine pauschale Therapieempfhlung zur konservativen oder operativen Versorgung
einer extraartikulären dislozierten Fraktur kann es nicht geben.
Literatur
Mulders
MAM et al. Volar Plate Fixation Versus Plaster Immobilization in Acceptably
Reduced Extra-Articular Distal Radial Fractures. A Multicenter Randomized
Controlled Trial. J Bone Joint Surg Am 2019