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Freitag, 27. Dezember 2013

Urteil: Wieviel Facharzt tut not?

Muss ein Facharzt nicht nur fachtypische sondern auch alle möglichen Ursachen von Beschwerden außerhalb seines Fachgebietes abklären? Nein, sagen Richter, und wiesen eine Klage gegen einen Gynäkologen ab.
Der Fall:
Eine Patientin war mit Unterleibsschmerzen zu ihm gekommen. Der Gynäkologe konnte keine Ursache finden und überwies daher an einen Urologen. Auch der fand nichts, riet aber zu einer Darmuntersuchung, womit sich die Patientin ein halbes Jahr Zeit ließ. In der Folge wurde ein Darmkarzinom wurde verspätet entdeckt, woran die Patientin verstarb.

Ihre Kinder verlangten nun vom Gynäkologen ein Schmerzensgeld von 30.000 Euro. Sie begründeten, dass er sofort die Darmuntersuchung hätte veranlassen müssen.

Das Urteil:
Laut OLG muss sich der Gynäkologe aber keine Fehler vorwerfen lassen. Das gelte selbst dann, wenn die Patientin nicht auf Überweisung des Hausarztes, sondern direkt zu ihm gekommen wäre.
Er habe richtig untersucht, um die Ursachen aus Fachgebietssicht abzuklären. Auch die veranlasste urologische Untersuchung sei notwendig gewesen.

Weil die Patientin danach nicht mehr in die Sprechstunde kam, habe er annehmen dürfen, ihre Beschwerden hätten sich gebessert oder sie hätte sich an ihren Hausarzt gewandt.  Es wies damit die Schmerzensgeldklage gegen den Gynäkologen ab.

Die Bedeutung:
Das Oberlandesgericht (OLG) Hamm unterstreicht mit senem Urteil indirekt die Rolle der Hausärzte bei Beschwerden mit unklarer Ursache, indem es Haftungsansprüche gegen Fachärzte begrenzt.

Fachärzte seien vorrangig für ihr Fach zuständig und müssten nicht alle anderen möglichen Ursachen mit abklären lassen, so das OLG in dem kürzlich veröffentlichten Urteil.

Az.: 26 U 140/12

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Fall 28: Blickdiagnose Leistenschmerz: Epididymitis

Sonografisch stellt sich der gesamte Hoden ödematös geschwollen dar. Es findet sich auch freie Flüssigkeit im Skrotum.
Zur weiteren Differenzierung könnte man noch einen Farbdoppler anlegen, der eine Hypervaskularität zeigen würde.

Diagnose:

Epididymitis

Die Epididymitits ist eine akute oder chronische Entzündung des Nebenhodens mit unterschiedlichen Ursachen:. Es findet sich ein eher schleichender Krankheitsbeginn mit zunehmender, zumeist einseitigschmerzhafter Schwellung von Hoden und /oder Nebenhoden. Fieber, Dysurie oder Pollakisurie sind Begleitsymptome.

Bakterielle Epididymitis (E. coli, Proteus, Klebsiellen, Pseudomonas, Staphylokokken) durch eine sexuell übertragbare Erkrankung: Keimspektrum Chlamydien oder Gonokokken, Tuberkulose oder  sehr selten hämatogen.
Nichtbakterielle infektiöse Epididymitis: Viren, Pilze oder Parasiten als Ursache

Nichtinfektiöse Epididymitis: Trauma, autoimmun, Amiodaron-induziert oder idiopathisch

Chronische Epididymitis: Krankheitsdauer länger als sechs Wochen

Chronischer Nebenhodenschmerz

    Der Hoden bleibt mobil und ist der Palpation zugänglich. Die Schmerzen nehmen bei Anheben des Hodens ab (positives Prehn’sches Zeichen). Ein schmerzhaft vergrößerter Nebenhoden kann palpatorisch vom Hoden abgegrenzt werden. Die Beschwerden bleiben zunächst auf das Skrotalfach begrenzt.
    Diagnostisch findet sich im Sediment eine Leukozyturie. Eine Urinkultur kann den Erreger identifizieren, ist jedoch negativ bei 40–90 % der Patienten. Bei Verdacht auf sexuell übertragende Epididymitis sollten zusätzlich Harnröhrenabstriche zum Nachweis von Chlamydien und Gonokokken asserviert werden.


    Therapie:

    Bettruhe, Hoden hochlagern, kühlen, Antiphlogistika, z.B. wie Diclofenac 75 mg 1–0–1. Bei starken Schmerzen ist eine Leitungsanästhesie des Samenstrangs am äußeren Leistenring mit einem lang wirkenden Lokalanästhetikum (Bupivacain) möglich.

    Gemäß der Leitlinien wird neben o.g. Therapie die Therapie mit nicht-steroidalen Analgetika/Antiphlogistika favorisiert. Eine antibiotische Therapie ist bei begründetem Verdacht auf bakterielle Infektion erforderlich. Sie folgt den Prinzipien der Therapie von Harnwegsinfektionen. Die fehlende systematische Korrelation klinischer und bakteriologischer Befunde gibt jedoch Anlass, an der bakteriellen Genese der Epididymitis und damit auch an der Sinnhaftigkeiteiner primären antibiotischen Therapie zu zweifen.  Sollte nach der Gewinnung einer Urinkultur und ggf. Harnröhrenabstrichen eine kalkulierte Antibiose begonnen werden...:

     z.B. Ceftriaxon 500 mg i.m. einmalig kombiniert mit Azithromycin 2 g p.o. einmalig oder Doxycyclin 100 mg 1-0-1 für 10 Tage.

    Bei. aufsteigender Harnwegsinfektion:
    z. B. Ciprofloxacin 500 mg 1–0–1 oder ein anderes Chinolon über mindestens 10 Tage.

    Diese Angaben können je nach Klinik schwanken und stellen keine verbindlichen Empfehlungen dar! 


    Siehe auch dazu den folgenden Fall:
    http://www.blogger.com/blogger.g?blogID=1713222409190798349#editor/target=post;postID=7421032522102470942;onPublishedMenu=allposts;onClosedMenu=allposts;postNum=38;src=postname

    Montag, 23. Dezember 2013

    Fall 28:Blickdiagnose Leistenschmerz

    Zur Aufnahme kommt ein 54-jähriger Patient als Fußgänger. Er berichtet über seit 2 Tagen bestehendes "Leistenziehen". Ein Traum sei niocht erinnerlich. Auf Ibuprofen hätten die Beschwerden kurzzeitig angesprochen. Allgemeinsymptome werden verneint. Ebenso Miktions- oder Urinauffälligkeiten. Stuhlgang war bislang unauffällig.



    Eigenanamnese:
    In der Vorgeschichte werden keine Mebenerkrankungen oder Operationen angegeben.

    Körperlicher Befund:
    Im Stehen fällt bei der Untersuchung der Leiste dieser Befund auf:






    Die Untersuchung der Leiste zeigt keinen Hinweis für einen Leistenbruch. Das rechte Skrotalfach ist gerötet und fluktuierend geschwollen. Der Samenstrang erscheint induriert und druckschmerzhaft, Der Hoden ist rechts vergrößert und ebenfalls druckdolent im Vergleich zur Gegenseite.

    Sonografie:
    Hier fällt folgender Befund auf.







    Wie lautet dei Verdachtsdiagnose?
    Was unternehmen Sie?


    Sieh auch dazu folgenden Fall:

    http://www.blogger.com/blogger.g?blogID=1713222409190798349#editor/target=post;postID=7421032522102470942;onPublishedMenu=allposts;onClosedMenu=allposts;postNum=38;src=postname

    Sonntag, 15. Dezember 2013

    Frauen haben bessere Prognose in der Cholezystitistherapie

    Die operative Entfernung einer entzündeten Gallenblase ist bei Frauen weniger komplikationsbelastet als bei Männern. Das liegt offenbar nicht nur am jüngeren Erkrankungsalter, sondern auch an Unterschieden in der Versorgung.

    Gallensteinleiden treten wesentlich häufiger bei Frauen als bei Männern auf, besonders deutlich ist der Unterschied im reproduktiven Alter mit einer rund viermal so hohen Prävalenz. Aber auch bei der Therapie und Prognose von akuten Cholezystitiden scheint es geschlechtsspezifische Differenzen zu geben. Darauf machen jetzt US-amerikanische Chirurgen aufmerksam, die Krankenhausakten von 795.000 Patienten aus den Jahren 1999 bis 2006 ausgewertet haben.

    Frauen machten 65% der mit akuter Cholezystitis aufgenommenen Patienten aus und brachten generell günstigere Voraussetzungen mit als männliche Leidensgenossen: Sie waren jünger, im Mittel 54 statt 61 Jahre, hatten weniger Begleiterkrankungen und waren seltener notfallmäßig eingewiesen worden. Weibliches Geschlecht erwies sich aber auch im Hinblick auf die Behandlung und den postoperativen Verlauf als Vorzug: Frauen kamen schneller auf den OP-Tisch (1,6 vs. 1,9 Tage) und wurden häufiger laparoskopisch operiert  (86% vs.76%). Nach einer Cholezystektomie kam es bei ihnen seltener zu Todesfällen (0,6% vs. 1,1%) und seltener zu Komplikationen (16,9% vs. 24,1%), weshalb sie auch früher entlassen werden konnten (4,1 vs. 5,4 Tage) und weniger Kosten verursachten. Die Vorteile in Bezug auf Mortalität, Komplikationsrate, Krankenhausaufenthalt und Kosten blieben den Frauen auch dann erhalten, wenn man berücksichtigte, dass sie jünger und insgesamt gesünder waren als die männlichen Patienten.

    Frauen werden schneller und häufiger minimal-invasiv operiert
    Vermutlich trugen zwei weitere Faktoren zur besseren Prognose der weiblichen Patienten bei: die frühere Operation und die höhere Laparoskopierate. Ein längeres Zeitintervall zwischen Krankenhausaufnahme und Operation sowie die offene Cholezystektomie erwiesen sich nämlich als unabhängige Prädiktoren für eine höhere Sterblichkeit. „Das sollte ein Ansporn sein zu untersuchen, ob es bei Männern eventuell zu einer Verzögerung bei der Diagnosestellung kommt, die die spätere Operation erklärt“, fordern die Studienautoren um Dr. Anahita Dua vom Medical College of Wisconsin. Darüber hinaus sei auch die Wahl der Prozedur – laparoskopisch oder offen – eine potenziell veränderbare Variable, mit der sich das Ergebnis bei männlichen Cholezystektomiepatienten möglicherweise verbessern lasse. Allerdings konnten Dua und Kollegen aufgrund der verfügbaren Daten nicht beurteilen, ob bei den Männern möglicherweise häufiger Voraussetzungen bestanden hatten, die eine offene Operation erforderten.



    Donnerstag, 12. Dezember 2013

    Komplikationen bei Arthroskopien


    Arthroskopische Eingriffe am Knie gelten als minimal invasiv. Deswegen müssen sie aber noch lange nicht mit einer minimalen Komplikationsrate einhergehen, wie eine US-Studie zeigt.

    Gegenüber jenen in früheren Studien nehmen sich die Komplikationsraten in aktuellen Untersuchungen zu arthroskopischen Eingriffen am Knie durchweg höher aus. Eine Erklärung dafür lautet, dass viele komplizierte Operationen, früher offen vorgenommen, nun minimal invasiv erledigt würden.93.000 Eingriffe untersucht.

    Auf ähnliche Weise rechtfertigt eine Studiengruppe um den Sportmediziner Christopher Harner vom University of Pittsburgh Medical Center ihre aus Daten des American Board of Orthopaedic Surgery auf 4,7% errechnete Rate von Zwischenfällen und Folgekomplikationen nach Knieeingriffen per Arthroskop. Fast 93.000 solcher Eingriffe aus den Jahren 2003 bis 2009 gingen in die Analyse ein. Damit verknüpft waren rund 4300 Komplikationen.

    Je nach Art des Eingriffs schwankten die Quoten. Rekonstruktionen des hinteren Kreuzbandes führten in jedem fünften Fall (20,1%) zu Schwierigkeiten, gefolgt von Rekonstruktionen des vorderen Kreuzbandes (9,0%). Meniskusreparaturen waren mit einer Komplikationsrate von 7,6%, Chondroplastiken mit einer Quote von 3,6% und Meniskektomien mit einem Anteil von 2,8% behaftet.

    Infekte sind häufigste Einzelkomplikation
    Chirurgische Komplikationen traten mit einer absoluten Rate von 3,7% – entsprechend einem relativen Anteil von knapp 80% aller Komplikationen – am häufigsten auf. Hierzu zählten unter anderem Blutungen, Frakturen, Implantatversagen, Infektionen und Ischämien. Nur 0,77% der Eingriffe wurden von medizinischen Problemen begleitet, z.B. zerebrovaskuläre Zwischenfälle, Herzinfarkte, Pneumonien oder Nierenversagen. Lungenembolie fanden sich in 0,11% der Operierten. Die häufigste Einzelkomplikation waren Infektionen (0,84%).

    Eine Kniearthroskopie ist demnach ein Eingriff, über dessen Risiken aufgeklärt werden muss. Anzumerken ist freilich, dass die operierenden Ärzte in dieser Studie noch keine Fachärzte waren, obzwar sie unmittelbar vor der Abschlussprüfung standen. Außerdem reichte die Zeitspanne, in der Komplikationen registriert wurden, von 30 bis 210 Tagen. Üblicherweise endet die Frist, innerhalb deren Komplikationen auf einen chirurgischen Eingriff bezogen werden, 30 Tage nach der Operation.



    Salzler MJ et al. Complications After Arthroscopic Knee Surgery. Am J Sports Med 2013; online 27. November; doi: 10.1177/0363546513510677

    Was ist bei akuter Pankreatitis sinnvoll?



    Kürzlich aktualisierte Leitlinien der International Association of Pancreatology geben folgende Empfehlungen:
    Eine akute Pankreatitis kann lebensbedrohlich sein. Daher ist die wichtigste Frage, welche Patienten eine intensivmedizinische Betreuung benötigen. Diesbezüglich sind dieselben Kriterien ausschlaggebend wie für Patienten im Schock. Darüber hinaus sollten Patienten, bei denen ein Risiko für eine rasche Verschlechterung besteht, in der Anfangsphase auf eine Intensivstation oder auf eine Überwachungsstation verlegt werden. Das gilt zum Beispiel für Patienten mit systemischem inflammatorischem Response-Syndrom (SIRS), ältere Patienten, Übergewichtige, Patienten mit dauerhaft notwendiger Volumensubstitution sowie Patienten mit ausgeprägter Pankreasnekrose. Der Hauptgrund für die intensive Überwachung ist, dass das Volumenmanagement bei diesen Patienten engmaschig gesteuert werden muss, denn bei zu hoher oder zu niedriger Volumengabe steigt die Mortalität.

    CT frühestens nach drei bis vier Tagen
    Laut Stufenplan für bildgebende Untersuchungen sollte bei Aufnahme in die Klinik zunächst eine Sonografie erfolgen. Ergeben sich daraus Anhaltspunkte für eine biliäre Genese und eine Cholangitis, dann sollte eine endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikografie (ERCP) folgen. Ist dies nicht der Fall, aber das CRP hoch, dann wird eine Computertomografie empfohlen.
    Ein CT ist mindestens in 72 bis 96 Stunden nach Symptombeginn sinnvoll, aber möglichst nicht früher. Denn es gibt keine Studie, die den Nutzen eines frühen CT belegt, und es ist daraus keine therapeutische Konsequenz zu ziehen. Möglicherweise wird das gesamte Ausmaß der Nekrose in einem frühen CT sogar übersehen. Hinzu kommt, dass Patienten bei einem frühen CT in Studien einen längeren Krankenhausaufenthalt hatten, möglicherweise weil die klinischen Symptome weniger beachtet wurden.

    Vor Intervention vier Wochen warten
    Bei infizierter nekrotisierender Pankreatitis ist eine Intervention notwendig. Eine viel diskutierte Frage ist aber der optimale Zeitpunkt dieser Intervention. In den internationalen  Leitlinien wird auf der Grundlage verschiedener Studiendaten nun empfohlen, eine Intervention frühestens vier Wochen nach Symptombeginn durchzuführen. Ist jedoch aufgrund einer Sepsis oder eines Organversagens eine frühere Intervention erforderlich, dann ist die abdominelle Drainage einer Operation überlegen.

    Gallenblase bei leichter biliärer Pankreatitis entfernen
    Auch zur Cholezystektomie nimmt die internationale Leitlinie mit einem eindeutigen Statement Stellung: Bei der milden Form einer biliärer Pankreatitis sollte die Gallenblase während des initialen Klinikaufenthalts entfernt werden. Geschieht dies nicht, wird bei fast jedem fünften Patienten (18%) eine Wiederaufnahme aufgrund eines Rezidivs erforderlich. Bei schwerer nekrotisierender Pankreatitis sollte mit der Cholezystektomie jedoch so lange gewartet werden, bis sich Pseudozysten und die peripankreatische Flüssigkeit zurückgebildet haben oder länger als sechs Wochen persistieren.



    Vortrag „Akute Pankreatitis: Eine neue, internationale Leitlinie“, 68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) „Viszeralmedizin 2013“ vom 11. bis 14. September 2013 in Nürnberg

    Fall 28 Der Unterbauchschmerz: Akute Appendicitis

    Sie entscheiden sich für die OP!

    Warum? Klinisch präsentiert der Patient anamnestisch einen typischen Verlauf einer akuten Appendicitis. Der Untersuchungsbefund stimmt überein, das Labor würde folgen. Da der Patient sehr schlank ist, kann man davon ausgehen, dass die Qppendixspitze der Bauchdecke anliegt und bereits sehr früh Beschwerden verursacht.

    Intraoperativ stellt sich folgender Befund dar:







    Es bestätigt sich eine phlegmonöse Appendicitis.

    Samstag, 7. Dezember 2013

    Fall 28: Der schmerzhafte Unterbauch



    Um 18.00 stellt sich ein 21-jähriger Patient in der Notaufnahme vor. Am Morgen habe Übelkeit mit diffusen Oberbauchbeschwerden bestanden. Er habe einmalig erbrochen. Kein Durchfall. Kein Fieber. Derzeit besteht Inappetenz und Beschwerden im Unter- bis Mittelbauch.

    Eigenanamnese:
    Keine Vorerkrankungen, keine Vorop’s

    Befund:
    21-jähriger Patient in gutem AZ, schlank. Größe 179 cm, Gewicht 69 kg. Er liegt ruhig auf der Untersuchungsliege. Bauchdecken schlank. Kein Peritonismus, kein kontralateraler Loslaßschmerz. Es findet sich ein lokaler Druckschmerz mit angedeuteter Abwehrspannug im rechten Unterbauch. Darmgeräusche lebhaft.

    Sonografie:




    Labor:
    Leukos 13500, CRP 6, Restlabor ob.


    Was veranlassen Sie?

    Montag, 2. Dezember 2013

    Hypothetische Einwilligung schützt vor Schadensersatzansprüchen

    Kein Schadenersatz: Hypothetische Einwilligung genügt

    Bei einer Spritzentherapie wegen Plexusneuritis kam es zu Komplikationen - keine Haftung trotz inkompletter Aufklärung, urteilte das OLG Hamm. 
    Kommt es bei einer fehler- und alternativlosen Behandlung zu Komplikationen, haben Patienten trotz eventuell fehlerhafter Aufklärung keinen Anspruch auf Schadenersatz.
    Wenn von einer hypothetischen Einwilligung eines Patienten in eine fehlerfrei durchgeführte Behandlung ausgegangen werden kann, hat dieser dann auch bei nicht ordnungsgemäßer Aufklärung keinen Anspruch auf Schadenersatz. Das hat das Oberlandesgericht Hamm (OLG) entschieden.
    Eine Frau litt an einer Plexusneuritis und war begleitend zu einer stationären Kortisontherapie mit Heparin behandelt worden, das injiziert wurde.

    Weil sich im Verlauf der Behandlung Hämatome in der Rektusscheide und im Becken gebildet hatten, verklagte die Patientin das Krankenhaus auf 30.000 Euro Schmerzensgeld. Sowohl das Landgericht als auch das OLG wiesen die Klage zurück. Eine Haftung der Klinik liege nicht vor, weil die Klägerin der Heparinbehandlung wohl auch bei ordnungsgemäßer Aufklärung zugestimmt hätte, entschieden die OLG-Richter.

    Zwar müsse der Arzt beweisen, dass die Voraussetzung der hypothetischen Einwilligung vorgelegen haben. Wenn eine Ablehnung der Behandlung medizinisch unvernünftig gewesen wäre, müssen allerdings die Patienten plausible Gründe für einen echten Entscheidungskonflikt vorlegen. Das sei der Klägerin hier nicht gelungen.

    Keine Aufklärung für extrem seltenes Ereigniss
    Nach Angaben des medizinischen Sachverständigen musste die Kortisontherapie mit einer Heparinbehandlung begleitet werden, um Thrombosen und Embolien entgegenzuwirken.
    Da die Patientin infolge der Nervenentzündung unter erheblichen Beschwerden litt und drohende bleibende Nervenschäden vermieden werden sollten, sei ihre Motivation groß gewesen.
    Demgegenüber seien die Risiken der Heparingabe relativ gering gewesen. Über das Risiko eines Rektusscheidenhämatoms sei nicht aufzuklären gewesen, da es extrem selten sei und in aller Regel folgenlos ausheile, urteilten die Richter.

    Außerdem war die Frau bereits zuvor ohne erhebliche Komplikationen mit Heparin behandelt worden.
    Ärztliche Fehler bei der Verabreichung des Heparins und der Behandlung der Komplikationen konnte das OLG nicht feststellen.
    Az.: 3 U 54/12

    Wer kennt "Einstein's sign"?

    Albert Einstein (1879–1955) war nicht nur ein genialer Physiker, er ist auch in die Medizingeschichte eingegangen — zumindest im angloamerikanischen Sprachraum: Das „Einstein Sign“, ein kolikartiger rechtsseitiger Oberbauchschmerz, gilt dort als Schlüsselsymptom für den Verdacht auf ein Bauchaortenaneurysma.
    Es ist immer wieder kolportiert worden, dass Albert Einsteins rupturiertes Bauchaortenaneurysma als Cholezystitis fehlgedeutet worden und er womöglich deswegen gestorben sei. Dies galt als einprägsame Warnung vor der häufig falsch interpretierten, äußerst heterogenen Symptomatik abdominaler Aortenaneurysmen, die bis heute mit ein Grund dafür ist, dass diese Situationen womöglich tödlich enden. Ob die Geschichte von der Fehldiagnose so stimmt, kann man allerdings bezweifeln.
    Denn zunächst hatte der deutsche Chirurg Rudolph Nissen, bis heute bekannt für die von ihm entwickelte Antirefluxplastik bei Hiatushernien, im Dezember 1948 am Brooklyn Jewish Hospital bei Einstein eine explorative Laparatomie vorgenommen. Der Grund war dessen seit Jahren immer wieder auftretenden Bauchbeschwerden, teilweise mit Erbrechen.

    Bauchaortenaneurysma von der Größe einer Männerfaust
    Während der Op. entdeckte Nissen ein Bauchaortenaneurysma von der Größe einer Männerfaust. Die einzige effiziente zu dieser Zeit zur Verfügung stehende Behandlungsmethode war, die Aortenwand mit Cellophan zu umhüllen, um die unabwendbare Ruptur soweit als möglich hinauszuzögern. Die Folie sollte eine intensive Fremdkörperreaktion mit folgender Fibrosierung hervorrufen und so die Aortenwand stabilisieren.

    Die Operationsmethode war gerade erst entwickelt und verschiedene Cellophan*-Kunststofffolien erfunden worden. Eine starke Gewebereaktion konnte man vor allem mit Polyethylen-Folie erreichen. Damit waren Mitte der 1940er-Jahre mehrfach thorakale Aortenaneurysmen erfolgreich stabilisiert worden. Mit der Polyethylen-Folie wurde der Aneurysma-Hals umwickelt und die Cellophan-Folien von vorn auf dem Aneurysma-Sack platziert. Einstein bescherte der Eingriff noch mehr als sechs produktive Jahre. Er erholte sich von der Op. schnell und hatte fortan zunächst nur geringe Beschwerden. Etwa 1954 traten gelegentlich Rückenschmerzen und Bauchschmerzen im oberen rechten Quadranten auf. Letztere wurden als „chronische Cholezystitis“ interpretiert.

    Hinzugezogen wurde nun auch der Chef der Chirurgie am New York Hospital-Cornell Medical Center, Frank Glenn: „Die Untersuchung ergab, dass er ein sich vergrößerndes abdominales Aneurysma hatte. Eine Operation war dringend angezeigt.“ Glenn, der bereits Erfahrung mit einigen Aneurysma-Resektionen und Transplantation von aus Leichen entnommenen Gefäßen hatte, verbrachte den Tag mit Einstein. „Er sagte mir, dass er lange genug gelebt habe, immer viel beschäftigt gewesen sei und stets das Leben genossen habe. Warum er sich denn all die Umstände einer Operation antun solle.“ Einstein sagte nach Glenns Angaben: „Ich möchte gehen, wann ich will. Es ist geschmacklos, das Leben künstlich zu verlängern. Ich habe meinen Beitrag geleistet, nun ist es Zeit zu gehen. Ich werde dies auf elegante Art und Weise tun.“ Einstein starb in den frühen Morgenstunden des 18. April 1955 im Princeton Hospital, New Jersey. Die Autopsie bestätigte das Vorhandensein eines großen Bauchaortenaneurysmas. Die Gallenblase war durch die Blutung komprimiert worden, dies hatte die Cholecystitisartigen Schmerzen verursacht.

    Abdominelles Aortenaneurysma — ein diagnostisches Chamäleon
    Mehr als 90% aller Aortenaneurysmen finden sich unterhalb der Nierenarterien-Abgänge. Die Trias aus Bauch- und/oder Rückenschmerzen mit einem tastbaren pulsierenden Tumor im Abdomen und Hypotonie gilt als nahezu sicherer klinischer Hinweis auf das Vorliegen eines Bauchaortenaneurysmas. Allerdings weist nur eine Minderheit symptomatischer Patienten diese Trias auf. Und 80% der betroffenen Menschen sind asymptomatisch. Gibt es Symptome, landen die Patienten unter Umständen bei allen möglichen Fachärzten, nur nicht beim Gefäßchirurgen, zum Beispiel
    • beim Urologen wegen einer scheinbaren Ureterkolik oder Hämaturie,
    • beim Orthopäden wegen therapieresistenter Rückenschmerzen
    • beim Neurologen wegen femoraler Neuropathie,
    • beim Kardiologen wegen Herzinsuffizienz oder wegen des Verdachts auf Herzinfarkt,
    • beim Gastroenterologen wegen angeblicher Pankreatitis, akuter Divertikulitis oder wegen unerklärlicher gastrointestinaler Blutungen, oder
    • beim Viszeralchirurgen wegen des Verdachts auf eine akute Cholezystitis oder eine inkarzerierte Leistenhernie.
    Ursache dafür können der Druck auf verschiedene Nerven, Gefäße und andere Organe sein, deren Auswirkungen zunächst an andere Krankheiten denken lassen. Rückenschmerzen und diffuse Bauchschmerzen, die in das Becken ausstrahlen, müssen an ein expandierendes Aneurysma denken lassen. Auf LWS-Röntgenaufnahmen sind prävertebrale Verkalkungsstrukturen verdächtig.

    Tiefe abdominelle Schmerzen, ein akutes Abdomen oder therapieresistente Rückenschmerzen mit Schockzeichen infolge des Blutverlustes deuten auf eine Ruptur hin. Gesichert wird die Diagnose per Abdomen-Sonographie und/oder Computertomographie mit Kontrastmittel. 

     Da mit zunehmendem Durchmesser eines abdominellen Aortenaneurysmas das Rupturrisiko schnell ansteigt, wird im Allgemeinen ab 4,5 cm bei Frauen und ab 5 cm bei Männern operiert, unter anderem auch in Abhängigkeit von der Lokalisation des Aneurysmas, seiner Morphologie und der Geschwindigkeit der Querschnittszunahme. Die konventionelle Operation besteht in der Implantation einer Rohrprothese oder einer Y-Prothese, wenn die Beckenarterien ebenfalls involviert sind. Seit 1990 wird alternativ dazu die endovaskuläre Implantation von Stentprothesen praktiziert. Kurzfristig scheinen Patienten in der Tat von diesem weniger invasiven Vorgehen zu profitieren, etwa mit einer verringerten 30-Tage-Mortalität oder postoperativ verbesserter Lebensqualität. Langfristig sind bislang jedoch keine Vorteile des endovaskulären Vorgehens nachgewiesen worden, was die Mortalitäts- und Morbiditätsraten sowie Therapieversager angeht. Die 2004/2005 publizierte britische EVAR-I-Studie hatte langfristig sogar deutlich erhöhte Komplikationsraten nach endovaskulärer Therapie ergeben. Weitere Studien laufen.


    Surg Gynecol Obstetr 1990, 170: 455-458; New Engl J Med 1984, 310: 1538; Medscape Surg 2002, 4 (1) online; Postgrad Med J 1993; 69: 6-11; Klinik für vaskuläre und endovaskuläre Chirurgie, TU München; Dt. Ärztebl 2002, 99 (17): A1160–A1167; www.webop.de