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Donnerstag, 26. September 2013

Fall 22: Der akute Oberbauch III: Akute Cholecstitis

Sonografisch sehen Sie eine wandverdickte Gallenblase mit etwas Sludge und deutlichem Wandödem im Leberbett.

Es handelt sich um eine akute Cholecystitis.

Therapeutisch steht die zunächst konservative Therapie mit systemischer Antibiose der operativen Sanierung im Entzündungsstadium egegenüber. Beide Wege sind möglich. Verschlechtert sich das klinische Bild jedoc, ist die chirurgisch Sanierung zwingend indiziert. Die Meinungen über das erfolgversprechendste Vorgehen bei akuter Cholezystitis sind geteilt.

Erst kürzlich ist eine Studie veröffentlicht worden, die dieser Frage nachging!

Dabei lieferte die eutsche ACDC-Studie überzeugende Argumente für die laparoskopische Cholezystektomie innerhalb von 24 Stunden.
Ausgehend von der Annahme, dass eine Operation im entzündeten Gewebe komplikationsträchtiger ist, war die laparoskopische Cholezystektomie in ihren Anfängen bei akuter Cholezystitis sogar kontraindiziert. 
Seitdem sind jedoch Studien veröffentlicht worden, nach denen die frühe chirurgische Intervention einer Behandlung mit Antibiotika und späterer Operation vergleichbar oder sogar überlegen scheint. Letzteres wird jetzt auch durch die ACDC-Studie bestätigt (das Akronym steht für „Acute Cholecystitis – early laparoscopic sugery versus antibiotic therapy and Delayed elective Cholecystectomy“). Studienleiter Professor Markus W. Büchler von der Universitätsklinik Heidelberg und Kollegen sehen die sofortige laparoskopische Cholezystektomie deshalb als „Therapie der Wahl“ bei akuter Gallenblasenentzündung.
An der prospektiven multizentrischen Studie beteiligten sich 618 Patienten mit akuter Cholezystitis. Die laparoskopische Cholezystektomie erfolgte nach dem Zufallsprinzip entweder innerhalb von 24 Stunden (304 Patienten) oder zwischen Tag 7 und 45 nach vorausgegangener Antibiotikatherapie (314 Patienten). Beide Gruppen wurden mit Moxifloxacin behandelt, die sofort Operierten im Schnitt für fünf, die später Operierten für neun Tage. Den zunächst konservativ behandelten Patienten wurde im Mittel nach 25 Tagen die Gallenblase entfernt. Eine Konversion zur offenen Op. erfolgte mit beiden Strategien etwa gleich häufig, nämlich bei 9,9% und 11,9% der Patienten.
Geringere Morbidität, kürzerer Klinikaufenthalt
Die Morbidität nach 75 Tagen, der primäre Studienendpunkt, war bei sofortiger Op. signifikant geringer als bei verzögerter Op. 12,0% vs. 33,3% der protokollgemäß behandelten Patienten hatten eine Komplikation wie persistierende Cholezystitis, Cholangitis, Peritonitis oder Abszess. In der Intention-to-Treat-Analyse betrugen die Morbiditätsraten 11,8% und 34,4%. Die Mortalität war mit 0,3% in beiden Gruppen gleich.
Die Operation noch am Tag der Klinikvorstellung brachte außerdem eine Verkürzung des stationären Aufenthalts von 10,0 auf 5,4 Tage. Vor allem wegen der kürzeren Liegezeit war sie auch mit geringeren Kosten verbunden, 2919 Euro vs. 4262 Euro.
„Nimmt man alle früheren Untersuchungen und unsere randomisierte Studie zusammen, dann ist die Frage nach dem besten Zeitpunkt für die laparoskopische Cholezystektomie bei Patienten, deren Allgemeinzustand und Komorbiditäten eine Operation erlauben, jetzt geklärt“, schreiben Studienerstautor Dr. Carsten N. Gutt, Heidelberg, und Kollegen. „Eine Cholezystektomie innerhalb von 24 Stunden ist optimal.“  Eine Verschiebung des Eingriffs aus logistischen Gründen sei zwar machbar, dafür solle aber der frühestmögliche Zeitpunkt angestrebt werden. Die primär konservative Strategie sei selbst bei Einsatz eines wirksamen Antibiotikums mit einem messbaren Risiko verbunden, dass die Symptome der akuten Cholezystitis nicht verschwinden oder bald wiederkehren und dadurch die Behandlung erschweren.


Acute Cholecystitis. Early Versus Delayed Cholecystectomy, A Multicenter Randomized Trial (ACDC Study, NCT00447304). Ann Surg 2013; 258: 385–393