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Samstag, 12. April 2014

Fall 31: Kindlicher Leistenbruch: Therapie

Diagnose: Beidseitiger kindlicher Leistenbruch



Pathologie:
Anders als bei Erwachsenen wird der Leistenbruch bei Kindern weder durch eine Bindegewebsschwäche noch durch zu schweres Heben verursacht. Bei den Kindern ist der Leistenbruch angeboren. Der Leistenkanal hat eine Öffnung zur Bauchhöhle, eine fingerförmigen Ausstülpung des Bauchfells schlüpft durch den Leistenkanal durch. Dadurch besteht bereits ein Bruchsack, in den Organe der Bauchhöhle wie Darmschlingen, ein Eierstock oder auch nur Flüssigkeit durch die Öffnung in den Bruchsack austreten können. Wenn der Bruchsackinhalt (z.B. eine Darmschlinge oder ein Eierstock) im Bruchsack einklemmt, spricht man von einem inkarzerierten Leistenbruch. Wird die Blutzufuhr durch Strangulation der Blutgefässe abgeklemmt, besteht die Gefahr, dass das betroffene Organ bleibend geschädigt wird und entfernt werden muss. Deshalb liegt in diesen Fällen eine Notfallsituation vor.

Klinik:
Häufig wird der Leistenbruch von den Eltern erkannt. Wegweisend ist eine Vorwölbung oder Schwellung im Bereich der Leiste, dem Hodensack oder den Schamlippen. Sie können sie zum Beispiel beim Wickeln erkennen oder wenn Ihr Kind schreit.
Oftmals ist diese Schwellung beim Arztkontakt zurückgegangen. Die Diagnose ist dann nur aufgrund der Berichte der Eltern zu stellen. Bestehen neben der Schwellung Zeichen von Schmerzen, Rötung oder Allgemeinsymptome, z.B. starke Unruhe, Erbrechen oder Fieber, liegt der Verdacht einer akuten Einklemmung oder sogar der Inkarzeration vor. Beides bedarf einer notfallmäßigen Vorstellung beim Facharzt. 

Therapie:
Die Therapie der Wahl ist die OP, um das Einklemmen und die weitere mögliche Strangulation von vorgefallenen Bauchorganen zu verhindern. Der seit Geburt persistierende Bruchsack würde sich nicht spontan verschließen.
Die Leistenbruchoperation (Herniotomie) ist mit 10 bis 20% die am häufigsten durchgeführte Operation im Kindesalter (0-15 Jahre). Sie erfolgt laparoskopisch in Vollnarkose, z.T. auch in Spinal-Narkose. Dabei werden über drei Stichinzisionen eine Kamera und zwei zusätzliche Instrumente am Nabel und links und rechts im Mittlebauch in den Bauch eingebracht. Der Bauch wird mit Kohlendioxid aufgeblasen und anschließen mit der Kamera inspiziert.  Es folgt die Reposition vorgefallener viszeraler Organe (Darm, Omentum maius, Ovar). Transkutanes Einstechen einer Prolene-Naht oberhalb des inneren Leistenringes, Fassen mit einem Nadelhalter und vollständiges Hereinziehen der Naht in die Bauchhöhle. Fassen der peritonealen Ränder des offenen Processus vaginalis und Verschluss durch Z-Naht oder Tabaksbeutelnaht mit intrakorporaler Knotung. Evt. noch nicht vollständig verschlossene Hernien ggf. mit 2. Naht endgültig verschließen. Abschneiden und Entfernen der Fadenenden.
Die Operation dauert ca. 30 Minuten.