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Sonntag, 4. August 2013

Fall 15: Der akute Oberbauch: Magenperforation

Röntgen: Sie sehen freie Luft unter den Zwerchfellkuppeln.

Diagnose: Perforiertes Ulkus

Therapie: Operative Exploration, Exzision und Übernähung des Ulkus


Perforierte peptische Ulzera (PPU) des Magens oder Duodenums verursachen hinter rupturierten Aortenaneurysmen die höchste Mortalität nach Notfalleingriffen. Bis zu 30% der Patienten mit PPU sterben. Dänische Intensivmediziner haben untersucht, wie sich die zwischen Klinikaufnahme und Operation verstreichende Zeit auf die 30-Tages-Sterblichkeit bei PPU auswirkt. Das Ergebnis: Pro Stunde steigt die Sterblichkeit um 2,4%.

Danach schlägt jede weitere Stunde mit einer Übersterblichkeit von 2,4% zu Buche. Übersetzt heißt das: Werden PPU-Patienten innerhalb von einer Stunde nach Aufnahme operiert, leben einen Monat nach dem Eingriff noch 95,4% von ihnen. Dauert es zwei Stunden, sinkt die Überlebensrate auf 88,9%. Bereits nach sieben Stunden sind die Überlebenschancen nur noch 50 : 50.

Doch nur die wenigsten Patienten kommen frühzeitig auf dem OP-Tisch. In der ersten Stunde wurden in der dänischen Studie nur 2,7% der Patienten operiert. Im Median dauerte die Reise von der Aufnahmestation in den OP fünf Stunden. Die Überlebensrate für die ersten 30 Tage danach betrug dann 64,2% – mehr als jeder vierte PPU-Patient starb.

Als den wichtigsten Verzögerungsgrund fanden sie die Diagnostik. Die Dänen hatten für ihre Kohortenstudie Daten des landesweiten klinischen Registers für Notfallchirurgie ausgewertet. Knapp 2700 Patienten waren zwischen Februar 2003 und August 2009 wegen eines perforierten Ulkus operiert worden, wobei medikamentös behandelte Patienten und solche mit malignen Ulzera nicht mitgezählt wurden. 67,5% der Patienten waren komorbid, beispielsweise wiesen sie Herzkrankheiten, chronisch obstruktive Lungenleiden und andere chronische Erkrankungen auf. Fast die Hälfte war schwerkrank, die ASA-Scores lagen bei III bis V.
Als Grund für die Verzögerungen nennen die dänischen Ärzte primär die Diagnostik. Andere Faktoren, die den Zeitraum bis zum Eingriff vergrößern, sind das Fehlen von Zeichen peritonealer Reizung, spätes chirurgisches Konsil, Konsil ohne chirurgischen Oberarzt und fehlende Pulsoxymetrie.


Buck DL et al. Surgical delay is a critical determinant of survival in perforated peptic ulcer. Br J Surg 2013; 100: 1045 –1049 doi: 10.1002/bjs.917



  Key words: "Bauchschmerzen", "Magenperforation", "Magendurchbruch", "notfallambulanz", "Dr Pietsch"